AW: Philosophie ohne Lehrbuch
Um es von vornherein zu sagen: ich freue mich auf eine solche Diskussion - aber einverstanden mit Euren Standpunkten die weniger oder mehr das Gleiche vertreten, bin ich nicht.
In der Folge werde ich versuchen zu erklären weswegen ich anderer Meinung bin, aber möchte dem vorausschicken, dass ich genau so wenig einverstanden bin, wenn jemand hier zu naturwissenschaftlichen Themen anders als im Wissen schreibt, er sei nicht vom Fach.
Anders ausgedrückt bedeutet es sich nicht an kühne und eigen entworfene Theorien heranzumachen, sondern ein eigenständiges Gebiet auch als solches zu akzeptieren – was ja nicht bedeutet, dass der Dialog in diesem Themenbereich nicht möglich sei, die Basis ist aber eine andere.
Wie es aussehen kann wenn man diese Prämisse nicht respektiert, haben wir im sehr langen und die gleichen absurden Theorien wiederholenden Thread "Gibt es Menschenrassen?" seinerzeit gesehen. Denn um darüber zu sprechen – ich denke schon, dass man das gar nicht gleich durchblickt – muss man ein ziemlich fundiertes Wissen haben was eigentlich eine Rasse überhaupt ist, wie sie zu definieren sei, wie sie entstanden ist, etc…
Nach meiner Meinung, trotz mancher Unterschiede, verhält es sich nicht anders mit der Philosophie. Denn auch sie ist eine Wissenschaft. Das Wort Philosophie wurde aber dermaßen trivialisiert, angewandt in Bereichen die eigentlich nichts mit der Disziplin Philosophie zutun haben.
Beispiele: Philosophie des Geldes, des Reisens, des Essens, des Zeitungslesens, des besseren Hörens, der großen Küche, etc…
Philosophie ist eine eigenständige GeistesWissenschaft – und eine sehr wichtige eben in unserer Zeit, in der Wissenschaften sich immer mehr spezialisieren, aber dadurch auch irgendwie aus einem allgemeinen Kontext herausgerissen werden. Sie erlaubt uns den Zugang zu einer Art Synthese, aber gibt oft auch Erklärungen mancher Phänomene über den Grenzen des Beschriebenen hinweg. Oder aber es werden wissenschaftlich beschriebene Phänomene in ihren komplexeren Zusammenhängen gestellt, so dass Zufälligkeit, Kausalität oder aber Koinzidenz erkannt werden können.
Was wir so manchmal als philosophieren bezeichnen, hat wenig zutun mit der eigentlichen Disziplin. Es sind nachdenkliche Betrachtungen, manchmal sogar kluge Gedanken – aber wir sollten uns deswegen nicht als Philosophen erachten, so wie nicht jeder der gerne einen Pinsel mal zur Hand nimmt sich eigentlich nicht als Künstler betrachten sollte. Das Laienhafte ist erfreulich, erfrischend, anregend – sollte aber nicht als professionell etikettiert werden.
Liebe Grüße
Miriam