Das Tribunal
Henry T. Gerecke war amerikanischer Feldprediger im II. Weltkrieg und hatte den Auftrag, den Grossen des Nazireiches, die in Nürnberg1945-46 vor dem Internationalen Militärgerichtshof standen, seelsorgerisch beizustehen.
Als ich den Nazi-Führern in ihren Zellen vorgestellt wurde, fragte ich mich, wie ich diesen Menschen gegenübertreten müsse, die so unsagbar viel Leid über die Welt gebracht haben, die die Ursache dafür sind, dass Millionen ihr Leben verloren haben. Auch meine beiden Söhne gehörten zu den Opfern.
Zuerst wurde ich in Görings Zelle gebracht. Der gefangene frühere Reichsmarschall nahm Haltung an und bot mir die Hand. Dann machte ich allen anderen einen kurzen Besuch.
In der Nacht habe ich Gott gebeten, mir eine Botschaft für sie zu geben, und mir wurde klar, dass ich die Sünde wohl hassen müsse, aber den Sünder zu lieben habe. Diese Menschen sollten etwas hören vom Heiland, der auch für sie am Kreuze litt und starb.
Sauckel war der erste, der sein Herz dem Evangelium öffnete. Er war Vater von 10 Kindern und hatte eine gläubige Frau. Nach einigen Besuchen knieten wir an seinem Bett, und er betete das Gebet des Zöllners: „O Gott sei mir Sünder gnädig.“ Ich weiss, dass er es so meinte.
Dann baten Fritzsche, von Schirach und Speer um Zulassung zum Abendmahl. Rührung ergriff mich, als ich die drei Männer vor mich knien sah, um Brot und Wein zu empfangen. Gott hat durch sein Wort und seinen Geist mächtig an ihren Herzen gewirkt, und als reuige Sünder durften sie die Vergebung um Christi willen annehmen. Reader war ein eifriger Bibelleser, der stets mit für ihn unklaren Bibelstellen zu mir kam, und auch er nahm bald mit uns am Abendmehl teil.
Die Verurteilten durften noch einmal mit ihren Frauen sprechen. Ich hörte wie von Ribbentrop seine Frau versprechen liess, die Kinder in der Furcht des Herrn zu erziehen. Sauckels Gattin musste ebenfalls das Gelübte ablegen, ihre Kinder in der Gnade Gottes gross werden zu lassen.
Göring erkundigte sich nach seinem Töchterchen Edda, die den Wunsch äusserte, ihren Papa im Himmel wiederzusehen. Zum ersten Mal sah ich bei ihm Tränen. Ich wies Göring auf die Notwendigkeit hin, sich bereit zu machen, Gott zu begegnen. Er machte die Bibelwahrheiten lächerlich und weigerte sich, anzunehmen das Christus für Sünder starb. Kurze Zeit danach hat Göring sich das Leben genommen.
Bevor von Ribbentrop den Weg zum Galgen machte, äusserte er, dass er all sein Vertrauen auf das Blut von Jesus Christus setzt, das die Sünde der Welt wegnimmt, und bat Gott, seiner Seele gnädig u sein. Keitel ging, auf Gottes vergebende Gnade vertrauend, hinüber in die Ewigkeit. Sauckel hat mit dem letzen Gebet vor der Hinrichtung sein sündiges Leben mit der Ewigkeit Gottes vertauscht. Frick versicherte mir kurz vor dem Tode, dass er auch an das reinigende Blut Jesu glaubte und dass er währende unserer Gottesdienste Jesus Christus angenommen habe.
Als letzter kam Rosenberg der stets allen geistlichen Beistand abwehrte. Auf meine Bitte für ihn zu beten werte er abermals ab. Bei seiner Hinrichtung ging er mit dem Ausruf „Heil Hitler“ in die Ewigkeit hinüber.
Der Nürnberger Prozess trug dem Verlangen nach menschlicher Gerechtigkeit Rechnung. - Wie anders die Gerechtigkeit Gottes ! - Der Bericht zeigt, die mit nichts zu vergleichende Kraft des Blutes Jesu, welches allein für den Sünder, der danach greift, Gerechtigkeit vor Gott bedeutet, wenngleich menschliche Gerichte die Todesstrafe erkennen.
Selbst die Verbrechen, die an Gottes eigenem Volk verübt wurden, finden im Bute Jesu soweit ihre Sühne, als sich Menschen bedingungslos Jesu zuwenden und auf die vergebende Kraft seines Blutes vertrauen.
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