Am Tag meiner Drangsal suchte ich den Herrn. Psalm 77,3
Der Inhaftierte steht vor dem Gefängnisseelsorger. Er hält einen Brief in der Hand und sagt: «Herr Pfarrer, ich wollte Sie heute noch ein letztes Mal sehen.» – «Was ist los? Sind Sie krank?»
«Seit acht Jahren kann ich den Himmel nur durch diese Gitterstäbe sehen. Bis jetzt habe ich es noch ausgehalten. Es gab einen Menschen, der an mich dachte, mir schrieb und auf mich wartete. – Hier ist der letzte Brief. Meine Frau hat mich verlassen. Nun hat mein Leben keinen Sinn mehr.»
Der Seelsorger kannte den Mann. Er war keiner von denen, die von Selbstmord redeten, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Deshalb erwiderte er: «Es tut mir so leid zu hören, dass alle Sie aufgegeben haben. Aber denken Sie daran: Gott gibt Sie nicht auf! Er sucht Sie. Er wartet auf Sie. Und ich glaube, jetzt ist es Zeit, dass Sie sich an Ihn wenden. Ich werde für Sie beten. Aber ich habe auch eine Bitte an Sie: Lesen Sie das Lukas-Evangelium, das ich Ihnen hier mitgebe.»
Zwei Tage später – an einem Sonntagmorgen – war der Mann in der Gefängniskapelle, wo der Pfarrer über den rettenden Glauben an Jesus Christus sprach. Das Gesicht des Gefangenen strahlte. In der Einsamkeit der Zelle war Gott ihm in seiner Verzweiflung begegnet und hatte ihm mehr als die ersehnte Freiheit geschenkt: die ewige Errettung. Der Mann hatte Frieden mit Gott gefunden und war ein geliebtes Kind Gottes geworden.
Aus https://leselounge.beroea.ch/tagesandacht/#2023-05-01
[ATTACH=full]4667[/ATTACH]