Dem würde ich fast zustimmen: mit dem Unterschied, daß es zur Umsetzung dieser Ziele meines Erachtens keine gewaltsamen Wege gibt. Deswegen kann man nicht sagen, daß ein Antipazifist einfach nur umgekehrt argumentieren würde.
Wir beobachten jedoch - vom Terrorismus einmal abgesehen - Staaten, die extreme Gewalt im Innern ausüben, sich atomar hochrüsten und zunehmend eine Gefahr für andere Staaten darstellen. Der japanische Premier Junichiro Koizumi hat bereits im Mai 2003 angekündigt, daß Japan einen Präventivschlag ausführen würde, sollte sich auf nordkoreanischer Seite auch nur irgendetwas in Sachen Bombenabwurf gegen Japan regen. Ich halte diese Einstellung schon der Abschreckung halber für nicht ganz verkehrt. Ich denke, Österreich würde am Ende auch nicht anders handeln, wenn das Regime eines seiner Nachbarländer plötzlich durchknallen sollte und Atomwaffen gegen Österreich aufstellen würde.
Den Punkt
möchte ich modifizieren: Es genügt nicht die Mehrheit. Alle müßten Pazifisten sein. Eine Handvoll von "Streithanseln" genügt bereits, die ganze Welt in Angst und Schrecken zu versetzen. Dem kann man jedoch nicht nur defensiv begegnen. Die defensive Position mag sich eine moralische Überlegenheit zurechtkonstruieren, effektiver ist sie nicht. Defensive Strategien haben die europäische Politik und Diplomatie lange genug ausprobiert; Terror und Gewalt haben derweil weltweit extrem zugenommen. Die Defensivstrategie ist wenig ruhmreich gescheitert.
Dadurch, daß wir gezwungen sind, uns mit militärischen und terroristischen Bedrohungen auseinanderzusetzen, müssen wir über wirksame Maßnahmen zu deren Bekämpfung nachdenken. Ob wir wollen oder nicht, müssen wir lernen, uns in das Denken des militaristischen oder terroristischen Gegners hineinzuversetzen und irgendwann auch lernen: in die Offensive zu gehen. Und damit haben wir uns vom Pazifismus ganz gehörig entfernt.