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AW: Pazifismus - Gewalt ist niemals eine Lösung




Lieber Benjamin,


gern erkläre ich Dir, worauf ich damit hinaus will:


Zunächst zu den Personen:


Chamberlain war der nette englische Pemier, der 1938 nach der Münchner Konferenz aus dem Flugzeug stieg und optimistisch das Dokument vor der Presse flattern ließ, das den Frieden sichern sollte. Er hatte sich zuvor mit "Herrn Hitler" verständigt und so - so meinte er - den Frieden gesichert.


Admiral Canaris war Chef des deutschen Geheimdienstes.


Zum Hintergrund:


Hitler benutzte die sog. Sudetenfrage, um einen Krieg gegen die Tchechen zu beginnen. ER war zum Krieg bereits zu der Zeit fest entschlossen. Die Stimmung war aber gar nicht danach und es ist historisch erwiesen, daß bereits damals eine Gruppe ranghoher Offiziere plante, Hitler für den Fall eines Angriffs (notfalls mit Gewalt) abzusetzen. Einer der federführenden war Canaris. Außerdem war das Deutsche Reich noch lange nicht so gut gerüstet wie ein Jahr später, die durchaus nicht schlecht bewaffneten Tchechen hingegen zum Widerstand entschlossen. Zudem standen England und Frankreich (noch) auf Seiten der Tchechen und Gewehr bei Fuß. Nicht einmal Göring hatte Lust, einen Krieg zu beginnen.


Kurzum: Alle Zeichen standen gut, daß Hitlers Karriere ein Ende haben sollte.


Doch da kam ausgerechnet Chamberlain Hitler zur Hilfe. Beeinflußt u.a. vom WK I betrieb dieser eine "Apeasement-Politik" und wollte den Krieg mit allen Mitteln verhindern. Unter Vermittlung von Mussolini wurde die Münchner Konferenz zum "vollen Erfolg", Hitler wurde das Sudetenland zugesprochen, (den Rest der Tchechei bekam er anschließend ohne großen Aufwand noch dazu).


Chamberlain ließ sich feiern, auch Daladier (Fr.) wurde gefeiert, mußte aber noch während der Feier resigniert eingestehen, daß seine begeisterten Landsleute ihren eigenen Untergang priesen.


Die Tchechen mußten ihre Wafffen niederstrecken angsichts dieser Apeasement-Regelung und wurden ohne Aufhebens kassiert (schau Dir mal die Bilder aus Prag an, als die Deutschen einzogen). Sie fühlten sich verraten, zu Recht wie ich meine.


Hitler war zunächst sauer wie ein trotziger Rotzlöffel, daß man ihm seinen Krieg versaut hatte. Schnell fand er sich aber damit ab, kassierte die Tschechen zur Genugtuung und grinste sich einen in der Erkenntnis, daß die Engländer und Franzosen so dämlich waren und ihm scheinbar alles gäben, was er sich wünschte. Zudem nutzte er das darauffolgende Jahr, um die Wehrmacht fit zu machen für den - dann nicht mehr vermeidbaren Krieg. Den Rest setze ich eigentlich als bekannt voraus.


Und Canaris und die Offiziere: Wie sollte man einen Mann absetzen, der nun im eigenen Land dafür gefeiert wurde, daß er - friedlich und ohne Blutvergießen - die Tchechei bekam. Der aufkeimende Widerstand fiel zusammen.


Ach ja: Soweit Du der Auffassung bist, daß Chamberlain kein Pazifist war, kann ich Dir nur bedingt zustimmen. Bis 1938 war er es durchaus, erst danach mußte er wohl oder übel einsehen, daß mit Hitler keine Apeasement-Politik zu betreiben war. Er wurde bekanntlich durch Churchill abgelöst.



Mit klugscheißerischen Grüßen

Zwetsche


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