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Betr.: Löschung meiner Parodie zu Celans "Todesfuge"


Zunächst als Einleitung dies: Ich habe eine Parodie verfaßt, welche den Kriterien als Satire genügt.

.

Genau dies nehme ich für meine Parodie in Anspruch, so wird ja auch Fogendes erkannt:



Insofern ist es umso trauriger, bzw. bedenklicher, daß durch die Zensur meiner Satire an eine traurige deutsche Tradition angeknüpft wird, die – und das ist eine zusätzliche bittere Ironie – ihren Höhepunkt in der Zeit fand, auf die sie das Originalgedicht von Celan bezieht.


Des Weiteren zur Definition einer Parodie:




Genau dies habe ich getan: eine bestehende Form übernommen und einen dazu nicht passenden Inhalt erstellt. Übrigens hat Celan selbst nichts anderes getan. Er hat aus der Musik die Form der Fuge übernommen, sie in Sprache „übersetzt“ und mit einem neuen dazu ursprünglich nicht passenden Thema versehen (Die Bachsche Vervollkommnung der „Kunst der Fuge“ kann etwa als Preisung eines vollkommenen Gottesverständnisses verstanden werden, sowie einer selbstbewussten „Selbstvertonung“ in dem Thema „b“-„a“-„c“-„h“).


Im Weiteren erkennt hier eine Schreiberin sehr passend ihren oberlehrerhaften Stil, der selbsternannten Moralaposteln eigen zu sein scheint, …



… um dann mit schlechterdings dämlichen zu nennenden Argumenten aufzuwarten


1. stellt die markierte Stelle selbst eine Blasphemie sondergleichen dar (nicht, daß mich das sonderlich stören würde, es zeigt nur die Inkonsequenz der Argumentation auf. 

2. wird hier das Wesen einer Parodie hartnäckig geleugnet. Nach dem Rest der Argumentation, wäre es genauso „blasphemisch“, das unermessliche Leid der schlesischen Weber (die Parodie meiner Vorrednerin Miriam, die sich bezeichnenderweise ebenso über meine Satire aufregte) mit Tätigkeiten wie „Zähneputzen“ und „Dichten im Denkforum“ in „Beziehung zu setzten“. Ja nach dieser Logik dürfte überhaupt nichts parodiert werden, da immer die Integrität des Originals „dekonstruiert“ wird. Und am Rande, Marianne, eine Parodie (Ausnahmen mögen vorkommen) zieht keinen Vergleich zwischen dem Inhalt des Originals und dem neuen Inhalt; insofern ist die Unterstellung, ich hätte gewaltsame Tode mit Biertrinken verglichen, geradezu absurd.




Alles sehr nette Versuche, allerdings völlig deplaziert. Meine Motivation zielte einzig darauf ab, eine kunstvolle Form, möglichst kunstvoll zu bearbeiten und durch einen völlig anderen Inhalt einen Effekt größtmöglicher Entfremdung zu erzielen (genauso übrigens wie auch bei meiner Parodie zu G. Benns „Schöne Jugend“).




Erstens mißfallen mir Normative Aussagen der Form „man tut das und das nicht“ generell, ferner trifft dein Vorwurf einfach nicht zu, sprich diesen Schuh ziehe ich mir nicht an!


Und weiterhin


hast du mit Ersterem wohl Recht, Zweiteres verkennt aufs Neue das Wesen einer Parodie, das ja gerade darin besteht, etwas in einen „falschen“ Kontext zu setzten.


Und in sofern lege ich massiv gegen die hier ausgeübte Zensur Protest ein:


Meine Parodie geschmacklos zu finden, stellt eine persönliche Meinung und keine Tatsache dar (und sollte m.M.n. auch sprachlich als solche gekennzeichnet werden).

Nach meinen Ausführungen kann ich ein solches Urteil zwar nicht nachvollziehen, akzeptiere es aber. Nur dies ist kein Grund für eine Zensur! Ich verweise nochmals auf das von mir geschätzte Satiremagazin TITANIC, welches verdeutlichen dürfte, daß gerade die Satire zwangsläufig die Geschmacksgrenzen einiger überschreitet.

Und zur zweiten Aussage kann ich mich nur wiederholen: Hier wurde das Wesen einer Parodie mißverstanden; bzw. nach der gleichen Logik wäre auch die Parodie der „Schlesischen Weber“ (Heine) von Miriam (und vieles andere mehr) „in Hinsicht auf

das Leid der Vergangenheit mehr als unpassend“.


Ferner – und das sei nur als Denkanstoß in den Raum gestellt – verhindert die Zensur im Konkreten Falle weiterführende freie Überlegungen wie


- Was darf Satire/Parodie?

- Was ist Kunst?

- Inwieweit ist Celans berühmtes Gedicht mittlerweile durch seine inflationäres Erscheinen in der deutschen Nachkriegsgeschichte in den Köpfen Vieler abgestumpft zu nichts weiter als einer Ansammlung von Phrasen?

- Inwieweit kann man (und inwieweit ist es legitim) ein unfassbar grausames Phänomen wie den Holocaust in kunstvolle Worte fassen und in absolute Metaphern wie der „schwarzen Milch der Frühe“ setzten?

- Welche Tabus existieren innerhalb einer Gesellschaft und was bewirkt eine Überschreitung?

- Was ist davon zu halten, sakrosankte Götzenbilder aufzustellen, die für immer unangetastet bleiben sollen?

So und um keinen Roman zu verfassen, ende ich mit folgender Betrachtung:


Die Löschung meines Beitrags steht in keiner Verhältnismäßigkeit, im GGs. zu meinem Beitrag wird ein Thread nicht gelöscht, in dem allen ernstes die Frage aufgeworfen (und diskutiert wird), ob wir nicht endlich wieder einen Führer wie Adolf Hitler brauchen.


Wenn man schon von Geschmacklosigkeit und dergleichen redet, dann ist es wohl dies.


In diesem Sinne erhoffe und erwarte ich eine Rehabilitierung.


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