AW: Der erste (künstliche) Kernreaktor
Vor 65 Jahren, am 2. Dezember 1942, setzten Enrico Fermi und seine Mitarbeiter in Chicago unter der Westtribüne des Stagg-Field-Stadions die erste sich selbst erhaltende nukleare Kettenreaktion in Gang. Der erste Kernreaktor der Welt war in Betrieb gegangen. Während viereinhalb Minuten lief er mit einem halben Watt Leistung.
1972, dreissig Jahre nach Fermis Pioniertat, stellte sich aber heraus, dass Mutter Natur den Physikern zuvor gekommen war: Sie betrieb bereits vor zwei Milliarden Jahren in Afrika, im heutigen Gabun, einige natürliche Kernreaktoren, die für mehrere hunderttausend Jahre arbeiteten, allerdings nicht kontinuierlich und nicht mit sonderlich grosser Leistungsdichte. Zur Ehrenrettung der Physiker muss man aber sagen, dass die Natur damals günstigere Bedingungen für den "Bau" von Kernreaktoren hatte: Die Anreicherung des Natururans an dem spaltbaren Isotop Uran-235 betrug vor zwei Milliarden Jahren nämlich etwa 3%, während es heute nur noch 0,7% sind. Deshalb brauchte es damals kein "intelligent design", um eine Kettenreaktion zu erzeugen.
65 Jahre nach dem ersten künstlichen Kernreaktor erzeugen die weltweit etwa 440 Kernkraftwerksreaktoren 16% des Stroms, und die Wärmeleistung eines modernen KKW-Reaktors liegt im Bereich von 3500 bis 4000 Millionen Watt.
Angesichts des sich abzeichnenden Klimawandels meine ich, dass die CO2-freie Kernenergie einen wichtigen Platz im Mix der umweltfreundlichen Energieerzeugungsarten einnimmt und auch beibehalten wird.