Du brauchst Deine Äußerungen nicht fetten. Auch so kann ich ganz gut lesen, offenbar im Unterschied zu Dir.
Ein "Experte" ist man heute, zumal nach Gusto der Medien, schnell. Als "Chemie-Experte" würde ich mich selbst nicht bezeichnen, aber dennoch: Für die Naturwissenschaft Chemie habe ich mich immer interessiert und verfüge in dieser über ein überdurchschnittliches Wissen.
Aber Fachwissen hin- oder her, eines sollte auch jemandem, der Logik der Sache folgend, klar sein: Dass man eine Substanz, die derartig giftig ist, dass winzigste Mengen genügen, um einen ins Koma oder zu Tode zu bringen, ja eine der giftigsten Substanzen überhaupt nicht in einem Uni-Labor, geschweige denn in einer Hinterhof-Küche herstellen kann:
Der Chemiker verreckt, noch bevor er fertig ist.
Sicher sind selbst für ein solches Szenario noch einige wenige Nationen denkbar. Für besonders wahrscheinlich halte ich das aber nicht. Vor allem deshalb nicht, weil die genaue Herstellung und der genaue Syntheseweg letztlich noch immer russische Staatsgeheimnisse sind, eine Herstellung "ungiftiger" Reaktionskomponenten die Reproduktion erheblich schwieriger und aufwändiger macht und weil man letztlich in der heutigen Zeit überhaupt nichts mehr verheimlichen kann.
Und: Selbst die Russen haben trotz großem Aufwandes für die Entwicklung von Nowitschok Jahre gebraucht. Selbst unter Annahme, jemand hätte die komplette "Formel" für alles, wäre dies eine Art Backengineering und aufwändig. Auch wenn man ein Kuchenrezept hat, heißt das noch lange nicht, dass man Kuchen backen kann und der Kuchen auf Anhieb gelingt.
Sicher, es ist denkbar, dass in den "Chaos-Jahren" Proben des Nervengifts Nowitschok an Kriminelle außerhalb des Staatsapparates verhökert wurden. Dem spricht entgegen, dass der Hauptanteil der Entwicklung Nowitschocks (die Komponentenzerlegung nämlich) in die Zeit nach diesen Chaos-Jahren fällt und zwar vor allem in die Zeit der Regierung Putin.
Und selbst wenn es so wäre: Es fiele noch immer in die Verantwortung Russlands.