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Im Iraqu sind verschiedene Umstände auf verhängnisvolle Weise zusammengekommen, die letztlich zum Einmarsch führten. Es ist nicht nur das Öl, auch nicht nur der Sturz eines Verbrechers oder die bisher nicht aufgetauchten Massenvernichtungsmittel. So einfach ist Politik leider nicht.

Zuerst zum Öl: Vor dem Einmarsch wurde es zu 70 % von Russland gefördert, im Gegenzug gab es dafür Waffen und die Paläste für die Saddam-Bande, den Rest holten China und Frankreich aus dem Boden. Die Förderung ist so gering, dass sie im internationalen Masstab keine bedeutende Menge darstellt. Die noch ungehobenen Reserven sind jedoch erheblich. Mit diesen Reserven ist es möglich, das OPEC-Kartell zu brechen und die westliche Welt von dieser Seite weniger erpressbar zu machen(wir hatten schon mal einen lieferstoppbedingten Autofreien Sonntag.) Ob wir wollen oder nicht, von einer sicheren Ölversorgung hängt auch Deutschland ab, die Autoindustrie ist für uns fast lebenswichtig. Da die Region Naher Osten politisch extrem instabil ist, sollte der Einmarsch auch in diesem Punkt eine Verbesserung bringen. Dies wurde bisher tatsächlich im Norden erreicht( Dohouk, Sulemania, Kirkuk), da die Kurden die USA als Befreier und Beschützer betrachten. Auch aus den südlichen, von den Engländern besetzten Erdölfeldern um Bashra hört man wenig von Anschlägen. Am unruhigsten ist es in der Gegend, in der es kein Erdöl gibt, also um Bghada, Ramadi, Tikrit. Insofern scheint die Rechnung bisher aufzugehen.

Wenn Firmen aus USA  UND anderen Ländern das Öl fördern, und den Preis, der am Weltmarkt erzielt wird, dem iraquischen Volk zugute kommt, halte ich die Lösung für akzeptabel.

Die Domino-Theorie: Um die Region Naher Osten auf Dauer zu befrieden, soll im Iraqu ein Demokratiemodell geschaffen werden, das als Beispiel für die gesamte Region Ausstrahlung hat und die dortigen Systeme vom Mittelalter in die Neuzeit führt. Tatsächlich sind nicht alle Moslems Terroristen, aber alle internationalen Terroristen Moslems. Diese Religion in Verbindung mit den rückständigen Systemen und dem ungesteuerten Bevölkerungszuwachs erzeugt Fanatiker, die für die westliche Welt eine Bedrohung sind, wie eine Vielzahl von Terroranschlägen gezeigt hat. Ob diese Rechnung aufgeht, muss man abwarten. Zumindest in Teheran wird der Ruf nach mehr Freiheit immer lauter.

Die Bedrohung nach aussen: Saddam hat Krieg gegen den Iran geführt und Kuwait besetzt und ausgeplündert. Darüber hinaus stiess er fast täglich Drohungen gegen weitere Länder wie z.B. Saudi-Arabien aus. Dazu kam die Gesamtsituation. Seit Ende des Kuwaitkriegs habe USA und England eine Flugverbotszone im Norden eingereichtet, um die Kurden vor weiteren Giftgasangriffen zu schützen, die Kosten dafür beliefen sich auf 1 Milliarde Dollar monatlich. Zugleich warf Saddam die Waffenkntrollöre der UNO hinaus. Die USA sahen auch deshalb eine Lage eingetreten, die so nicht weiter aufrechterhalten werden konnte sondern einer Lösung bedurfte. Ob der Einmarsch die richtige Lösung war, da kann man unterschiedlicher Meinung sein. Darüber sind auch im Iraqu die Ansichten nicht gleich. Die Kurden im Norden würden die USA am liebsten auf Dauer behalten, um gegen den Südiraqu und die Türken geschützt zu sein. Die Sunniten als Minderheit und Begünstigte von Saddam(auch er ist Schiit) sind dagegen, die Schiiten bedanken sich für die Befreiung(Saddem hat zehntausende von ihnen ermordert), wollen aber jetzt, dass die USA so schnell wie möglich das Land verlassen.

Was die Massenvernichtungmittel betrifft, Saddam hatte sie und diese auch nachweislich angewandt. Selbst die UNO hat festgestellt. dass es noch eine Menge gibt, deren Verbleib ungklärt ist. Nur deshalb gab es ja die Waffeninspektoren.


Du siehst, das Iraquproblem ist recht komplex und mit ein paar griffigen Schlagworten und Parolen nicht zu erklären.


Deine Bemerkung, warum die USA nicht in Afrika eingreift, habe ich vorgestern einem Amerikaner gestellt. Darauf kam die Gegenfrage, warum es die Europäer nicht tun und bisher dafür nicht einmal ein UNO-Mandat vorliegt. Hast Du eine Antwort auf diese Frage.


Bitte verstehe meine Ausführungen nicht als Rechtfertigung für irgendetwas, es ist der Versuch, die Motivation zu erklären, nichts weiter.


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