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Auf Thema antworten

hallo belair,

ich verstehe deinen ansatz sehr gut.


wir alle haben viel leichter verständnis mit "opfern" als mit "tätern".


doch auch diese "täter" sind nur die opfer ihrer umstände.

jugendliche, die verwahrlost sind, lieblos aufgezogen, um die sich niemand kümmerte, denen wert- und würdelosigkeit zugeschrieben wird.....sind auch OPFER.

und manche davon sind opfer, die irgendwann zu tätern werden.


auch ich habe viele tätereigenschaften.

und ich muss mich manchmal wirklich sehr zusammenreissen, dass ich nicht eine straftat begehe....womöglich an jemandem, der auch wieder das letzte glied einer langen kette von unverständniss, ignoranz und abwertungen ist.

(ich meine damit ganz konkrete menschen in meiner umgebung, die immer und immer wieder ihre macht gegen kleinere ausnützen - natürlich ohne zu wissen, was sie da eigentlich anrichten. und mit 100 argumenten, warum sie nicht anders können als gerade eben so.)


dies ist für mich also ein sehr persönliches und auch sehr aktuelles thema.

und ich diskutiere ganz sicher nicht im "abstrakten bereich".

aber ich habe viele bewusste möglichkeiten, diese, meine aggression anders anzugehen. und so muss ich sie nicht an diesen konkreten menschen auslassen, die mir meine aggression zeigen.


doch ich weiß auch nicht, wie ich auf diesen jugendlichen reagiert hätte.


aber ich weiß nur eines, dieser mensch, der so auf jemand anderen los gehen muss, ist sehr sehr arm und bedrängt in seiner seele.

und die verhältnisse aus denen er kommt, die ihn so werden ließen, sind auch sehr sehr schlimm.

und die unmittelbare umgebung (schule, erziehung, isoliertheit, fremdheit...), in der er sich aufhält, hilft ihm da null-komma-nix raus....sondern verstärkt noch den druck auf ihn.

und dieser druck drückt sich dann möglicherweise in einer aggressiven handlung aus.


und diesen aspekt möchte ich in den vordergrund heben. dieser aspekt darf nicht vergessen sein.

dieser täter ist auch ein MENSCH.


so wie der nervige rentner ein mensch ist, der im laufe seines lebens zu dem wurde, was er nun im alter ist: nörgelnd, besserwisserisch, ermahnend...

und auch so wie der damalige nazi. der endlich seine schon lange unterdrückten aggressionen offen ausleben durfte...und dafür noch eine beförderung bekam.


aus meiner sicht verhindern nur der dialog und das verständnis solche umstände, wie sie damals im 3. reich herrschten.

wo verschiedene personengruppen gegeneinander ausgespielt wurden.

wo alles schlechte nicht sachlich angegangen wurde, sondern wo auf haarsträubendste art sündenböcke gesucht wurden.

um diese dann systematisch und ordentlich auszumerzen, damit nur wieder von den eigentlichen ungereimtheiten, der weiterhin bestehenden lieblosigkeit und verachtung anderer abgelenkt werden konnte.


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