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Natio die Pest des 19. Jh?

Fidelski

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27. Juni 2005
Beiträge
10
Ich dachte mal, gerade weil dies ja ein Öterreichisches Forum ist und die Ösis ja ziemlich lange probleme hatten ein eigenes Nationalbewustsein zu entwickeln, wäre es ganz interessant hier mal darüber nachzudenken, was das eigentlich ist, Nation. Also worüber deffiniert sich ein Deutscher, ein Österreicher oder ein Tscheche? Was verbindet einem mit den anderen? Und wann ist eine Nation Nation (beispiel Bayern, Basken und Slovenen)?
Ich glaube das müsste bei solch brisannten Stoff schon ausreichen um eine Diskussion anzuregen. :-)

Gruß
Cives
 
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Hi Cives!
Da kommen unterschiedliche Gedanken hoch.
Nationalitätsbewusstsein ist mMn ein künstliche geschaffenes Stammesbewusstsein. Denn ursprünglich verbinden ja die Gemeinsamkeiten in Sprache, Kultur, Religion o.ä. die Menschen miteinander. Die Staatsgrenzen, die derzeit gelten, trennen oft solche natürlichen Gemeinschaften.
Auch die Sprache ist nicht mehr als verbindendes Element notwendig, denn es gibt genug Österreicher, die deutsch nicht als Muttersprache haben, aber trotzdem Österreicher sind.
Ich erinnere mich, dass ich als Kind gelernt habe, dass wir stolz darauf sein können, Österreicher zu sein. Da war es noch nicht lange her, dass der Staatsvertrag nach dem 2. Weltkrieg unterzeichnet worden war und die Allieerten sich aus Österreich wieder zurückgezogen hatten. Das hat wahrscheinlich mein Nationalitätsbewusstsein begründet.

Heute erscheint es mir ziemlich unnötig, sowas zu haben. Ich sehe weniger die Eigenschaften, die mich von anderen unterscheiden, als jene, die da und dort vorhanden sind. Die Unterschiede und die Grenzen lösen sich bei meiner Betrachtung eher auf.

herzlich
lilith
 
Elias Canetti zählt in 'Masse und Macht' die Massensymbole der Nationen auf:

Engländer - das beherrschte Meer
Holländer - der vor dem Meer schützende Deich
Deutsche - der marschierende Wald
Franzosen - die Revolution
Schweiz - die Berge
Spanien - der Matador
Italiener - haben kein Massensymbol, da 'die Massengebäude der alten Zeit' leer stehen
Juden - 'kein Volk ist schwieriger zu begreifen als die Juden'
(ich persönlich würden den Holocaust, David gegen Goliath und den Auszug ins gelobte Land nennen,
wobei ich nicht glaube,
daß das Volk Israel ein Volk im nationalen Sinne darstellt.)
 
Während die Rasse noch biologischen Ursprunges ist, so ist das Volk kulturellen Ursprunges, und der Staat politischen Ursprungs.

Völker sind Gemeinschaften von Menschen gleicher Sprache, Abstammung und Kultur.

Die kleinste Gemeinschaft ist die Familie. Vater und Mutter sind der Kinder engste Verwandten. Weniger verwandt ist schon die Sippe (Dorf), noch weniger der Gau (Landschaft). Mehrere Gaue gehören zu einem Stamm, und mehrere Stämme zu einem Volk.

Wie jedes Volk seine Kultur besitzt, so hat auch jede Subgemeinschaft seine Subkultur, und jede Kultur unterscheidet sich von der anderen, in dem bestimmt ist, was geboten oder verboten sei.
Multikulturalismus ist daher immer Barbarei, weil darin alles Mögliche getan werden darf, wenn man nur Kulturrelativ argumentiert, und sich auf eine eingebildete freie Kulturauswahl beruft.
Jede Kultur entsteht also durch das Verbot aller Fremdkulturen. Das Verbot aller Fremdkulturen trennt und unterscheidet (discriminare) die eigene Kultur von allen Fremdkulturen. Ohne Diskriminierung wäre keine Kulturpflege möglich, sondern die Kultur verflacht ins Nichts, entwertet die Kulturwerte, und gleicht dem Zustande, in dem sich alle Hochkulturen der Geschichte vor ihrem Ende, und der Eroberung durch neue Kulturvölker befanden.

Das Volk, wie jede Gemeinschaft ist Besitzer von sich selbst, daher eine Besitzergemeinschaft oder Gemeinschaftsbesitzer.

Besitz wird zum Eigentum, wenn dieser von Fremdbesitzern als solcher anerkannt und nicht angetastet wird. Im Rechtsverkehr muß jeder Besitz die Eigentumsgröße des anderen Besitzes aufweisen um im Tausch den Besitzer zu wechseln.

Das heißt nun, erkennt eine Person das Eigentum einer anderen Person, ist das die einfache Eigentumsform, wenn eine Person die Rechte der anderen Personen als deren Eigentum anerkennt, ist dies die totale Eigentumsform, und erkennen alle Personen das Recht einer Person als deren Eigentum an, so ist das die allgemeine Eigentumsform. Die allgemeine Eigentumsform ist das Eigentumsmaß (Gesetz) und das allgemein anerkannte Rechtssubjekt der Staat.

In einem, aus einer Sippe bestehender Dorfstaat wird das Eigentum aller Dorfbesitzer vom Dorfältesten und seiner Familie anerkannt, wobei der Familienvater Oberhaupt der Familie ist, und alle Dorfbewohner anerkennen das Eigentum des Dorfältesten und seiner Familie.

Verschiedene Sippen anerkennen eine Sippe an, und die gaubildende Sippe erkennt alle gauzugehörigen Sippen an, so daß hieraus ein Gau entsteht, mit dem Sippenoberhaupt der allgemein anerkannten Sippe nunmehr als Gauoberhaupt (Landesfürst). So bilden wieder verschiedene Gaulandschaften einen Stamm unter einem Herzog. Der von mehreren Stämmen allgemein anerkannte Stamm ist der volksbildende Stamm von den von ihm anerkannten volkszugehörigen Stämmen. Der Herzog des volksbildenden Stammes ist jetzt König des Volkes geworden, und das Besitzervolk, bzw. der Volksbesitzer hat sich zum Eigentümer seiner Selbst gemacht. Der König als allgemein anerkanntes Rechtssubjekt ist der Staat, unterschieden von den Bürgern, und machen zusammen den staatsbürgerlichen Verband aus.
So ist aus der Volksgemeinschaft von gleicher Kultur und Abstammung eine Nation geworden, daher ein Volk als Person.
Dabei sind alle allgemein anerkannten Personen öffentliche, und die von der öffentlichen Person anerkannten Personen private.

Da mehrere Völker auch kulturelle Gemeinsamkeiten aufweisen, (obwohl dies nicht über den kleinsten gemeinsamen Nenner hinausgeht), verschiedene Sprachen haben und auch nicht gleicher Abstammung sind, wäre es das Persönlichkeitsgebot verstoßend, sie in einen internationalen Staat (Imperium) hineinzuverpflanzen. Ein Überstaatliches Gebilde entsteht aber, wenn verschiedene Nationen eine Nation als Rechtssubjekt anerkennen, und dieses wiederum die anderen Nationen als Eigentümer anerkennt. Dabei ist der allgemein anerkannte Staat dann das Reich, von einem reichsbildenden Volke, mit der Unterscheidung zu den reichszugehörigen Völkern. Das Volk, daß das Reich anerkennt, muß nicht alle anderen Völker im Kulturkreis als Rechtssubjekte anerkennen, sondern dies geschieht automatisch mit der Anerkennung des Reiches.
Dies gilt ebenso für Stämme usw. ,denn mit der Anerkennung des volksbildenden Stammes hat auch gleich eine Anerkennung der volkszugehörigen Stämme stattgefunden.

Die reine Nation als Idealstaat unterscheidet sich von dem internationalen Staat (Multikultur, Imperium) und den Separatstaat:
Die Multikultur ist entweder als Ungeordnet, ohne Volk - Land Identität (USA, BRD, Langobarden, Westgoten), oder andererseits als Geordnet mit Volk - Land Identität (Irak, Afghanistan, Österreich-Ungarn, Römisches Reich) zu betrachten. Multikulturen entstehen durch Wanderungen oder Eroberungen.
Die ungeordnete Multikultur kann zwei Wege beschreiten: 1. als kleine Minderheit sich in der Mehrheit vermischen und auflösen (Westgoten, Ostgoten, Wandalen...), auch Assimilation genannt. 2. in eine geordnete Multikultur übergehen, ein eigen besiedeltes Territorium einnehmen (Kreuzberg, Kosovo).
Diese Völker in der geordneten Multikultur eines Internationalen Staates können sich mit oder ohne Bürgerkriege abspalten und zum Nationalstaat werden (Jugoslawien, Tschetschenien), oder werden friedlich oder gewaltsam (Ostdeutschland, Palästina) in andere Länder vertrieben (Ethnische Säuberung).
War Österreich-Ungarn früher Internationalistisch, und seit 1871 im Gegensatz zu den anderen deutschen Ländern Separatistisch, so ist es heute wie die Schweiz und die Niederlande Separatistisch. Aber auch BRD und DDR waren oder sind, durch ihre Reichsfeindliche Ausrichtung, separatistische Gebilde. 1848 saßen links im Paulskirchenparlament die Nationalisten, und rechts die separatistischen Fürstenparteien. Heute sitzen die Nationalisten rechts von den EU-,UNO-,NATO-Internationalisten. Der heutige von den USA angeführte Westen ist ein ebenso internationalistisches Imperium, wie die Papstkirche im Mittelalter.
 
prinzipielle Zustimmung!

die altertümlichen Begriffe (Gau, Reich, König ...) sind zunächst ungewöhnlich,
taugen aber gut,
um den Sachverhalt verständlich zu erklären

War Österreich-Ungarn früher Internationalistisch, ... so ist es heute wie die Schweiz und die Niederlande Separatistisch.

sollen Deiner Ansicht nach Holland, Schweiz und Österreich HEIM INS REICH ?
 
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scilla schrieb:
prinzipielle Zustimmung!

die altertümlichen Begriffe (Gau, Reich, König ...) sind zunächst ungewöhnlich,
taugen aber gut,
um den Sachverhalt verständlich zu erklären



sollen Deiner Ansicht nach Holland, Schweiz und Österreich HEIM INS REICH ?
Wenn diese das wollen, ist es doch keine Schande. Nachdem aber die DDR der BRD beigetreten war, könnte doch die BRD der BRÖ beitreten, und dieses Großösterreich tritt der Schweiz bei, vereinigt sich darauf mit den BeNeLux Staaten und wir wären endlich ein normaler Nationalstaat wie die meisten europäischen Völker auch ihren einen Staat haben. Also Polen, Norwegen ist ja auch nicht zersplittert. Höchstens Kroaten und Serben haben noch einen Separatstaat in Bosnien. Nordirland sollte endlich zu Irland gehören und die Basken warten seit Jahrhunderten auf ihren Staat.

grüßchen :)


Habe vorhin im obigen Beitrag vergessen, daß das Oberhaupt eines Reiches der Kaiser ist, und vom König des reichsbildenden Volkes gestellt wird.
 
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