Der Unterschied zwischen Integration und Assimilation ist an der polnischen Einwanderungswelle am Ende des 19. Jahrhunderts gut darstellbar. Damals hatte man zum Kohlebergbau polnische Familien in das Ruhrgebiet geholt. Deren heutige Nachkommen sind nur mehr an ihren Namen erkennbar, jedoch weder an ihrem Verhalten noch an sonstigen Auffälligkeiten, die sie von Urdeutschen unterscheiden würden. Assimilation ist also, wenn Zuwanderer völlig in der Bevölkerung aufgehen und als solche letztendlich nicht mehr als Zuwanderer erkennbar sind. Sie werden zu " Urdeutschen".
Integration ist die Anpassung in allen Bereichen des Lebens in Sprache, Denken und Übernahme der Grundwerte, ohne die eigenen Wurzeln zu vergessen und gewisse Traditionen weiter zu pflegen. Es trifft zum Beispiel auf die Minderheit der Sorben zu im Grenzgebiet zu Böhmen.
Glaube, Kirche, Grundwerte und Kultur sind nicht trennbar, weil es, egal wie wir dazu stehen, unsere gesellschaftlichen Wurzeln sind. Natürlich trennt sich heute Kultur, Glaube und Kirche. Dies ist jedoch eine Errungenschaft der Neuzeit. Von den alten Ägyptern angefangen bis ins späte 19. Jahrhundert war die Glaube und Kirche der fast einzige Kulturträger schon deshalb, weil die Bevölkerung weigehend ungebildet war und in Leibeigenschaft nicht selbstständig handlungsfähig war. Die Religion bestimmte Grundwerte und hatte ein Monopol auf die Richtung und damit Entwicklung der Kultur.
Was die türkischen Zuwanderer betrifft, findet hier in weiten Bereichen weder Integration noch Assimilation statt. Soziologen nennen das, was sich da entwickelt hat, Kolonisation, also die Bildung von türkischen Kolonien. Es ist die Bildung von Stadtregionen, in denen das Leben weitgehend nach den Regeln der Zuwanderer abläuft, die sie aus dem Heimat mitgebracht haben und die sich permanent von innen heraus regeneriert, ohne den Bezug nach aussen zu intensivieren. Solche Gebilde können über Jahrhunderte weiter bestehen, da sie sich dem Druck des sozialen Wandels durch Abschottung entzogen haben. Solche Gebilde können sich über die Zeit, durch Zuzug oder Geburtenrate, soweit ausdehnen, dass sie staatsähnliche Gebilde annehmen, wie es im Balkan geschehen ist.