Müssen Angehörige eines anderen Kulturkreises alle Verhaltensweisen der Leitkultur übernehmen ?
In meinem Verständnis von Leitkultur in einer multikulturellen Gesellschaft besteht kein Zwang zur
vollständigen Übernahme einer bestimmten Kultur, sondern die Leitkultur ist die zumeist historisch
bedingt deutlich überwiegende, die als solche auch ausdrücklich gehegt und gepflegt wird.
Das Voneinander-Lernen vollzieht sich auf verschiedene Weisen.
Einerseits durch nahezu unmerkliche "Diffusion" von Mikro-Elementen einer Kultur in eine andere,
andererseits durch explizite Befassung mit den Merkmalen einer anderen Kultur mit der Absicht,
Teile davon gegebenenfalls zu adoptieren.
Eine Diffusion von Mikro-Elementen erfolgt gewissermassen selbsttätig, wenn verschiedene Kulturen
weitgehend vorbehaltlos, reibungslos und spannungsfrei nebeneinander existieren. Bei diesen Bedingungen
ergibt es sich von selbst, dass einige Angehörige des einen Kulturkreises bestimmte Teile aus der
anderen Kultur interessant/attraktiv/lohnend finden und diese Teile in die eigene Lebensweise übernehmen.
Wenn eine explizite Befassung mit den Merkmalen einer anderen Kultur im Rahmen der Suche nach einer
Lösung für ein Problem erfolgt, dann sind die Bewertungskriterien durch die Eigenart des Problemes
vorgegeben.
In dieser Frage wird der Begriff Leitkultur für meinen Geschmack zu stark eingeengt, in dieser engen Form
erscheint er mir nicht sinnvoll.
lg nase