Und genau das ist der Punkt.
Wir sind hierzulande ja grösstenteils Anhänger der ökosozialen Marktwirtschaft.
Die Entwicklungen der letzten zehn bis fünfzehn Jahre haben aber sehr deutlich gezeigt,
dass die Marktgesetze allein nicht imstande sind, extrem unerfreuliche Entwicklungen hintanzuhalten,
deshalb müssen in Zukunft die sozialen und ökologischen Begrenzungen des Marktes stärker betont werden.
Am stärksten gegen den Strich geht mir die Entwicklung in Richtung Monopole bzw. Oligopole.
Gerade in dieser Frage wirken die Gesetze des Marktes aber nicht nur unbefriedigend, sondern sogar
richtiggehend kontraproduktiv, weil einer der wichtigsten Player am Markt, nämlich der Konsument,
sich meistens monopol-fördernd verhält.
Wir kennen ja das grosse Wehklagen über die immer schlechter werdende Nahversorgung, aber gleichzeitig
pilgern die Konsumenten in Scharen zu den grossen Einkaufszentren draussen in der Pampa und nehmen
dabei auch Zeitverluste (Verkehrsstau, Parkplatzsuche, etc.) in der Grössenordnung von Stunden in Kauf.
Die Erfahrung lehrt ganz einfach, dass die Monopolvermeidung nicht den Konsumenten überlassen werden
darf, weil nahezu jedem Konsumenten sein kurzfristiges Hemd (sprich, das günstige Kampf-Preis-Angebot)
näher liegt als der langristige Rock.
Die bisherigen gesetzlichen Regelungen waren jedenfalls nicht ausreichend wirksam.
Eine Rechtfertigung für wirksamere gesetzgeberische Eingriffe in das Marktgeschehen ergibt sich
aus den Folgekosten einer Verdrängung von Klein- und Mittelbetrieben für die gesamte Gesellschaft.
Die Erfahrung lehrt eben, das 20.000 Arbeitsplätze bei 500 Klein-und Mittelbetrieben wesentlich
sicherer (weniger konjunkturabhängig) sind, als 20.000 Arbeitsplätze bei 5 Grossbetrieben.
Schon allein diese Erfahrung lässt Massnahmen zum Schutz der Klein-und Mittelbetriebe
vor einem ruinösen Preis-Dumping grosser Konkurrenten geraten erscheinen.
Natürlich trägt jede Reglementierung auch den Keim einer Über-Reglementierung in sich,
bis hin zur völlig ineffizienten Planwirtschaft.
So wie sich "Weniger Staat, mehr Privat" zunächst ja ganz gut anhört, aber eben nur bis zu einem
bestimmten Punkt, so hört sich umgekehrt "Eindämmen ausufernder Marktkräfte" auch zunächst ganz
gut an, aber eben auch nur bis zu einem bestimmten Punkt.
Deshalb ist grundsätzlich Wachsamkeit in beide Richtungen notwendig,
aber im Moment verdient die eine Richtung mehr Aufmerksamkeit.