Hallo Patrice.
Das Thema ist unerschöpflich. Das „Hirngespinst“ des Ichs, wie du es bezeichnest, ist das, was uns so viele Sorgen macht, was uns aber auch vom tierischen abhebt, und zum menschlichen macht, vielleicht noch weiter.
Ich meine, dass man das ICH nicht verteufeln sollte, wie der Osten und nicht glorifizieren und perfektionieren, wie der Westen, sondern ich meine, dass dieses fiktivum soweit verändert und gesundgeschrumpft werden kann, dass das Mitfühlende wieder deutlicher wird und vom tierischen Teil in uns die Grundlage aller Menschlichkeit bilden kann. Das Mitfühlende ist nach meiner Auffassung fest verankert im Fühlenden. Also wenn ich meinen Körper wirklich ohne sämtliche Filter des ICH´s spüren kann, nehme ich mich in einer Weise wahr, die es mir unmöglich macht, Handlungen zu begehen, die außerhalb sog. Moralischer Grundsätze liegt. Ich werde dir nichts tun, auch wenn ich von deiner Moral nichts weiß. Ich meine, dass ein Mensch, dessen ICH sich auf die Wahrnehmung (i.W.S.) und den Geist als Helfer beschränkt, ein Wesen ist, was automatisch menschlich handelt. Den Beweis kann ich dafür nicht liefern und wie genau ein ICH verändert werden oder entmachtet werden kann, das ist wohl eine Lebensaufgabe für jeden, sofern er diesen Weg gehen will.
Der Mensch, der dann entsteht, ist einer, der fest mit dem Tierischen verbunden ist und keinerlei Moral oder Gesetze oder Gesellschaft benötigt. Er währe ein Tier mit einem Computer. Wir Menschen sind m.E. Computer mit Beinen. Ich vertraue dem Tier, nicht dem Computer. (Das Tier geht unvoreingenommen und vielleicht fasziniert auf die Umwelt zu, der Verstand (Computer) reproduziert immer wieder altes mit neuem Namen. ) Vermutlich geht der so veränderte Mensch automatisch in dieses Stadium, was wir „göttlich“ nennen über. („Über-gehender-Mensch“) Es ist nichts weiter als ein weiterer Schritt der Natur. Die Glorifizierung des ICHs scheint gerade zu scheitern, die Verteufelung des ICH´s hat die Menschen scheinbar behindert, da sie auf diese Weise den Geist nicht genügend für sich selbst (!) nutzen können. Das Tier sucht Futter für sich und seine nächsten...der Verstand kann dich dein Leben lang für einen Guru, einen Ismus, eine Religion einen Lebenstraum oder Geld versklaven...und du meinst, das "währest du". Im Osten ist man nicht in der Lage den Hunger zu stillen und die schweren Lebensbedingungen zu erleichtern oder sich aus dem Joch der starken ICH´s, der Priester, Sklavenhalter oder Politiker zu befreien.
Möglich deshalb, dass der Mensch nicht „untergeht“, wenn er sich weiter selbst erkennt und das ICH als Führer entmachtet, es aber nicht verteufelt. Es muss eine Zwischenlösung geben. Und ich meine, dass sie kommen wird. Ich beteilige mich jedenfalls auf meine Weise daran.
Religion scheint dabei eine Rolle zu spielen, aber für mich ist Religion ein Daseinsgefühl, abseits von Dogmen. Das Daseinsgefühl und damit die Unschuld eines Kleinkindes, mit den Gehirn (nicht Verstand!) eines sorgsamen, liebevollen aber nachgiebigen Erwachsenen.
Viele Grüße
Bernd
PS: Unmoralität und Unmenschlichkeit kommt m.E. dadurch, dass das ICH seine Macht nicht aufgeben will. Etwas fiktives klammert sich fest...so entstehen m.E. auch die restriktiven Methoden, mittels Gesetzen, Moral oder Religion ein bisschen was zu retten. Zu retten, indem man beherrscht. Das Tier. Dort steckt der eigentliche „Wille“. Aber die Macht und der Wille machen nicht zufrieden. Hitler ist nicht der eizige (wenigstens authentische) Irre, der das hier komplett andersherum verstehen würde.
Aber bitte nicht bange machen lassen. Du existierst schon, und die Welt um dich herum auch. Das zu leugnen, währe m.E. Wahnsinn. Aber einem fiktivum, dem ICH sklavisch nachzurennen, ist m.E. ebenfalls Wahnsinn. Wahnsinn, den man überall sieht.