• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Auf Thema antworten

Liebe Kathi,


ich finde es wunderbar, wie Du die Quintessenz all der " Menschenentwürfe" von uns gezogen hast.


Ich will jetzt nicht oberschlau werden, aber Du weist deutlich darauf hin, dass der Mensch ein " Zwitter" ist - ein Wesen, dessen Handeln von Gefühl und Ratio gleichermaßen bestimmt ist.

Und da werden Dir Humanbiologen Recht geben, dass die Primärebene des Menschen seine Gefühlswelt ist ( hängt irgendwie mit dem Kleinhirn zusammen, das vor dem Großhirn ausgebildet war, in dem das "Denken" stattfindet. - mich nicht beim Wort nehmen, bin geisteswissenschaftlich ausgebildet und der Biounterricht ist schon lange vorbei - . Ich las vor kurzem ein Interview mit Wolf Singer, der so etwas Ähnliches sagte. Gehirnströme werden zunächst deutlich messbar, wenn Gefühle im Menschen " toben", " lachen" oder " weinen". Als Folge dieser Gefühle  handelt der Mensch - auf der Sekundärebene. Und dazwischen liegt dann irgendwo das Denken und die Vernunftsteuerung - unsere Synapsen im Hirnchen bringen das fertig, was wir zielgerichtetes Denken bezeichnen. Die Steuerung des Denkens erfolgt mit Kalkül, was wiederum von Weltbild ( Moral, soziologische Rollenbestimmtheit usw) des Einzelindividuums abhängt.

Und da Du bildende Künstlerin bist, - Du weißt, dass Deine Werke direkt zu meiner Gefühlswelt vordringen - ist es wunderbar, wie Du die Funktion des Kreativseins  auf - und erfasst.

Es scheint dem Menschen zueigen zu sein, ein Bedürfnis nach Gestaltung zu haben. Es scheint ein Wesensanteil es Menschen zu sein, all sein zweckrationales Instrumentarium zum Überleben auch " schön" zu gestalten. Stichwort: design! Ich weise darauf hin, dass es bereits in der Altsteinzeit Zeugnisse der Kunst gab.  ( z.B. Höhlenzeichnungen in Altamira oder wunderbar geschnitze und mit Miniaturritzgraphiken versehene Speerspitzen der Inuit)


Und obwohl wir heute rational nicht erklären können, welchen Zweck diese Überreste hatten ( wird heftig in der Urgeschichtsforschung gestritten ), eines ist auch dem " bloßen Auge" sichtbar und eines wissen wir mit Bestimmtheit: Diese Zeugnisse des Menschen sind schön - und sie sind fast so lange nachweisbar, wie der Mensch als Art existiert.


Und, liebe Kathi, ich schließe mich Dir voll an. Kunst, insbesonders Bildende Kunst, ist durch den Künstler geformte Komposition von Außeneindrücken, die auf der Gefühlsebene wahrgenommen werden und - je nach Vorliebe des bildenden Künstlers - mittels Können ( das Handwerkliche der Kunst) ästhetisch abstrakt oder konkret wiedergegeben werden.


Wir dürfen zwar nicht sagen. Gefühl ist alles, aber ich möchte gerne sagen: Ohne Gefühl - keine Kunst.


Da tut es dann nichts zur Sache, ob wir rein abstrakt, graphisch verkürzt ( so wie es its-not-me tut) oder mimesisartig ( abbildähnlich) verfahren.


Schwingt das Geheimnis in den Betrachter rüber - eine Botschaft , wird das Kunstwerk deutbar, bleibt es im Bereich der Magie zwischen Erzeuger und Betrachter, ist für mich eine geistige Kommunikation gelungen.

Und da braucht man oft nicht klugbeißerisch zu reden: ein verbindendes Gefühl ist da - und das oft zwischen völlig Unbekannten und über Jahrtausende lang.


Und das ist menschlich - die Sehnsucht, sich auszudrücken und die Sehnsucht, verstanden zu werden.


Marianne


Zurück
Oben