Lieber Gisbert!
Ja und nein! Nein , denn die Entstehung von Kultur ist zuerst Ausdruck der kreativen Aktivität jedes einzelnen Individuums auf den unterschiedlichsten Gebieten wie Sprache, Religion, Wissenschaft, Kunst, Musik ... Natürlich wirkt die so sich entwickelte Kultur dann auch als bildendes Umfeld wieder auf den Einzelnen zurück, aber primär, i.S. von ursächlich, ist sie die Gesamtheit aller dieser oben genannten Lebensäußerungen und als solche von jedem einzelnen jederzeit beeinflussbar und daher besteht hier keine dem Biologischen vergleichbare Abhängigkeit. Lebensgrundlage würde ich sie daher nicht nennen. Die biologische Natur des Menschen ist sicherlich eine wichtige Vorraussetzung für das In-der-Welt-Sein, da stimme ich dir gerne zu. Aber eine viel wichtigere Rolle – im Sinne einer Lebensgrundlage - für das Leben in dieser Welt spielen die geistigen und seelischen Kräfte des Menschen. Sind diese gestört, dann nützt selbst ein intakter Körper nichts, um ein erfülltes Leben zu führen.
Eines das die Beziehungen zur Umwelt, zum Mitmenschen, zu sich selbst aus der Beziehung zum Ewigen gestaltet.
Deine Ansicht in allen Ehren, aber sie geht irrtümlicherweise davon aus, dass der neuzeitliche Rationalismus auch schon für frühere Menschenalter gegolten hat. Dies haben die unterschiedlichsten Humanwissenschaften aber widerlegt. Und es genügt allein ein Blick in Mythen unseres Kulturkreises, um zu erkennen, dass es vor dem Rationalismus – der m.E. einen sehr eingeschränkten, eben neuzeitlichen Vernunftbegriff verwendet – eine andere Art des Denkens gegeben hat, die sich nicht einseitig auf Biologisches gründete, sondern seelisch-geistiger Ausdruck eines reichen umfassenden Erlebens von Natur, Mensch und Gott war, die inmitten einer unwirtlichen Umgebung mit nur geringen technischen Hilfsmitteln nicht nur ein Überleben, sondern auch Verstehen, Geborgenheit und Mut vermittelte.
gruß manni