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Auf Thema antworten

Hallo Zeilinger,


erst jetzt stoße ich auf diesen Thread und empfinde das Bedürfnis, ebenfalls einen Beitrag - bezogen auf dein Ursprungsposting - beizusteuern.


Und zwar sind mir in deinem Posting einige Dinge aufgefallen, die ich einmal etwas näher beleuchten möchte.


"Aus dem Bauch heraus. Gott ist eine Wesenheit."


Das ist eine allgemeingültig scheinende Seinsbehauptung, die auf rein gefühlsmäßiger Basis fußt. Hier wäre es meineserachtens sinnvoll, wenn du deutlich machen würdest, dass du dich mit dieser Aussage lediglich auf deine eigensten Empfindungen beziehen, also nicht etwa eine universelle Gottesvorstellung behaupten möchtest. Dass das offenbar nicht deine Absicht war, habe ich erst deinen anschließenden Antworten entnommen, nicht aber diesem ersten Posting.


"Diese Wesenheit

kann alles,

weiß alles,

versteht alles

war immer,

ist und

wird immer sein.

Es muss nicht unbedingt ein Mann sein."


Hier musste ich erstmal etwas grübeln, denn im Grunde erscheint dieser Definitionsreigen als einziger Widerspruch.


Eine Wesenheit beschreibt als Begriff ein nicht greifbares, also transzendentes, Kernstück eines Dinges. Bei dir scheint jedoch das Wesen selbst ein vollkommenes Bild zu beschreiben, das noch dazu handlungsbefähigt ist, über sämtliche erfahrbaren Eigenschaften verfügt und am Ende sogar Geschlechtsgestalten darstellt, bzw. darstellen kann.


Hier möchte ich auf deinen ersten Satz rückgreifen, denn erst unter dessen Berücksichtigung wird mir verständlich, weshalb du das Wesen selbst als Einheit und nicht etwa als Eigenart begreifst. Das Wesen ist für dich also bedeutungsgleich mit Gott, wobei Gott aber wiederum lediglich eine mögliche Wesenheit darstellt, insofern gibt es demzufolge jedoch außer Gott noch weitere Wesenheiten.


Sicherlich ist es richtig, dass Begriffe stets unterschiedlich gedeutet werden können und jeder Mensch anders denken und empfinden kann. Jedoch, wenn ich mein Empfinden und Denken anderen Menschen mitteilen möchte, dann ist es wichtig sich darum zu mühen, Begriffe nicht beliebig zu wählen, sondern allgemein scheinende Bedeutungen für Begriffe so weit als möglich zu berücksichtigen. Falls man Vorstellungen oder Ideen hat, die mit keinem bereits gängigen Begriff Ähnlichkeit zu haben scheinen, dann ist es durchaus sinnvoll und angebracht ein neues Wort für die neue Vorstellung zu kreieren und nicht etwa mit sehr gängigen Begriffen zu hantieren, ansonsten versteht hinterher keiner, was man eigentlich beschreiben möchte, da sich eigene und eigentliche Bedeutung überlagern. Das wäre ein bisschen so, als wenn man ein neues Bild auf ein bereits Vorhandenes malen möchte.


Ich möchte abschließend noch kurz eine eigene Interpretation deiner Aussage versuchen. Mir mutet es an, als wolltest du ein Über-Ich behaupten, was deine sämtlichen Wertevorstellungen - welchen dein eigenes Ich nicht genügend entsprechen kann -  erschöpfend erfüllt, somit also dein Selbst überall dort vervollständigt, wo du Mängel an deinem Selbst erkennst/empfindest.


Unbewusst wäre es demnach also dein eigenes Wesen, deine eigene Wesenheit, die du jedoch von dir selbst weg projizierst, da du, deinem Wertedenken folgend, das Bedürfnis nach Vollendung und Absolutheit nicht in dir selbst zu finden wagst.


Ich hoffe dir nicht zu nahe getreten zu sein, aber dein Posting enthält vortrefflich alle Merkmale, die gerade auf eine Fremdprojektion eigener Bedürfniswelten, sowie ein problematisches Wertedenken hindeuten.


Viele Grüße,


Philipp


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