Die Bibel besteht nicht aus zwei widerspruchsfreien Sätzen. Vieles davon sind Geschichten, die die menschliche Unzulänglichkeit beschreiben. Kein anderes Buch, das ich kenne, beschreibt die Menschheit so gut, ausführlich, direkt, ungeschönt und trotzdem hoffnungsvoll.
Das Johannesevangelium beginnt mit der griechischen Definition, dass Gott Logos ist. Also nicht nur Wort nach lutherischer Übersetzung, sondern auch Sinn. Darauf beziehe ich mich. Es passt also nicht, wenn du entgegnest, dass du es anders siehst, weil deine Gottesvorstellung ein dem Menschen ähnliches Wesen ist. Denn seit wann sind Menschen abstrakt und seit wann ist Sinn ein Wesen? Wir schauen auf einzelne Worte in der Bibel und missbrauchen sie zur Verwirrung, aber was die Bibel lehren kann, ist im Umkehrschluss, dass der Mensch mehr ist als sein Körper. Und das halte ich für wahr, weil ich es mit meinen Sinnen schon länger wahrnehme als ich die Bibel kenne.
In Bezug auf die Natur würde ich gar nicht mal so weit gehen wie du. Ich sehe das statischer. Gar nicht so sehr Zusammenwirkung und Entwicklung - so weit würde ich bei meiner Interpretation nicht gehen. Sondern in erster Linie eine Momentaufnahme. Wie mit den “Linien auf dem Feld“. Ich sehe etwas, das ich als ästhetisch empfinde. Es ist nicht zuletzt mein subtiles, individuelles, ästhetisches Empfinden, das meiner Umgebung seinen Sinn verleiht. So nehme ich es wahr. Ich bin Teil des Systems. Ich bin darin nicht minderwertig. Vielleicht hätte alles keinen Sinn ohne mich und meine Wahrnehmung. Und genau diese Wechselwirkung zwischen mir und meiner Umwelt ist das göttliche Prinzip ohne das nichts wäre.