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Auf Thema antworten

Hallo Majanna,


interessantes Thema, ohne Zweifel.

Ich komm‘ jetzt mal hier mit ein paar anderen Stoßrichtungen – bin gespannt, ob ich verwirre, oder entwirre (auch mich selbst).


1. Radikaler Konstruktivismus.

Allen ein Begriff? Die Idee, dass man von keiner objektiven Realität ausgehen kann, sondern “die Welt“ ein Konstrukt aus Sinneswahrnehmungen innerhalb des Bewusstseins ist.


Da ein anderer Mensch (für uns auch ein Konstrukt), nicht in uns hinein sehen kann, ist er auf Beobachtung angewiesen. Viele Individuen beobachten sich gegenseitig und einigen sich irgendwann (vereinfacht gesagt), wie bestimmte Handlungen zu nennen sind. So kommen sie z.B. auf den Begriff der Liebe. Liebe ist dann aber kein Gefühl, sondern ein Code. Ich sehe eine Handlung und ordne sie dem Code der Liebe zu.

Dies muss man aber trennen von Gefühl der Liebe. Es steht außer Zweifel, dass  sowohl Dinge als auch andere Individuen im Menschen starke Emotionen hervorrufen können. Bei anderen Menschen ist dies Gefühl durchgängig positiv besetzt. Selten wird einem die Tatsache angekreidet, einen Menschen zu sehr (emotional) zu lieben.

Bei Dingen wird diese Beobachtung (dass einer stark emotionalisiert wird durch Besitz) oft zwiespältig aufgenommen. Dabei macht eine emotionale Bindung an Besitz durchaus Sinn nämlich aus


2. Biologischer Sicht

Muss ich ja nicht viel zu sagen, oder? Evolution, Überlebenskampf des Stärkeren. Die „Natur“ könnte es durchaus als gleich wichtig angesehen haben, emotionale Bindung zu Besitz aufzubauen wie zum Beispiel zur Mutter. Der Reflex, etwas bei sich zu behalten, sichert das Überleben in einer archaischen Umgebung.

Zum Glück entwickelt sich die Gesellschaft aber weiter. Es wird geteilt. Arbeit wird geteilt und Besitz. Und natürlich gehören Teilen und Besitz dann zusammen wie Meer und Wasser. Teilen nur ideell zu sehen, ist rein moralisch argumentiert und blendet andere Aspekte in einer Weise aus, die nicht weiterbringt. Diese


3. moralische Argumentation

muss mühsam fundiert werden. Oft durch Gott oder die Annahme, dass bestimmte moralische Prinzipien einen absoluten Wert haben. Dies lehne ich ab.

Es ist nicht einzusehen, warum emotionale Bindung zu Besitz generell als moralisch wesentlich minderwertiger zu beurteilen ist, als andere Formen emotionaler Zuwendung. Diese Bindung ist Teil unsres biologisch/gesellschaftlichen Erbes. Emotionale Bindung zu Dingen zu sanktionieren heißt, ständig gegen eine Welt zu kämpfen, die auf das Teilen aufgebaut ist: Auf Arbeit Teilen. Auf Besitz Teilen. Auf Zuwendung Teilen. Erst die Möglichkeit, zu entscheiden, was ich mit wem teilen möchte, gestattet mir, Personen, Dinge und Situation unterschiedlich emotional zu bewerten. Und dieser Lernprozess, da möchte ich Majanna zustimmen, ist bestimmt wesentlich für ein Kind – wie auch für eine Gesellschaft.

Auch Liebe zu Menschen ist nie selbstlos. Sie ist sogar (siehe Punkt eins) nur IM Selbst. Ein Konstrukt. Die selbstlose Liebe wurde schon so oft enttarnt, dass nur noch verträumte Romantiker oder verbiesterte Theologen dran glauben mögen.


Bleibt noch die Irritation des Begriffes Liebe auf Dinge bezogen. Als Code halte ich den Begriff Liebe für Dinge ungeeignet. Liebe ist in der Hinsicht auf Menschen beschränkt. Nicht aus moralischen Gründen, sondern nur weil eine WECHSELWIRKUNG die Liebe (als Code) mit Leben erfüllt. Dinge lieben nicht zurück. Wenn einer trotzdem sagt, er liebe sein Auto, seinen Malt oder seinen Gartenzwerg, ist das eine individuelle Entscheidung, seine Emotionalität so zu benennen. Dies würde ich nicht verurteilen. Im Gegensteil, ich liebe meine Gitarre, Beethoven und meine Freundin. Differenziert natürlich. Aber alle Art von Liebe kann voneinander lernen...


Oder?


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