Danke für den Zusammenhang, ich habe mich nur dunkel erinnert und eine Weile gebraucht, um auf den feinen Unterschied zu kommen, den die vier Jahre seit diesem Beitrag mit sich gebracht haben. Ich finde es hilfreich, dass du dieses Fass aufgemacht hast, und ich kann es dir nicht zum Vorwurf machen, dass du mich nicht verstanden hättest, weil ich mit keinem Wort erwähnt habe, woran ich dachte, als ich das geschrieben habe. Ich dachte nämlich an die Einordnung der deutschen Justiz von der Schwere eines religiös motivierten, sogenannten Ehrenmords. Und ich bleibe dabei, die Freiheit von (ungestörter!) Religionsausübung nach Art 4 Abs 2 GG halte ich für falsch. Wobei falsch vielleicht zu viel gesagt ist. Nur könnte Deutschland genausogut offiziell die Anarchie ausrufen.
Heute denke ich aber eher an gläubige Feministinnen, genauer gesagt islamische Feministinnen (von christlichen Feministinnen habe ich noch nichts gehört). Ich finde, dass sie sehr interessante und wichtige Dinge sagen. Ich lasse mich gerne von islamischen Feministinnen inspirieren. Ich finde, dass sie diese Welt besser machen. Erst seit wenigen Wochen sind mir vermehrt entsprechende Themenbeiträge auf arte aufgefallen. Vorher habe ich nie wirklich ganze Suren authentisch vorgetragen gehört.
Aber davor sind mir außerhalb vom Fernsehen auch schon bestimmte Muslima aufgefallen. Die Art wie sie reden... und natürlich die Art wie sie sich kleiden. Es gibt einen Ausdruck dafür: modest fashion.
https://www.vogue.de/mode/mode-trends/modest-fashion?amp
Modest Fashion Victims sind mir schon vor Jahren aufgefallen als einzige, die mir modetechnisch voraus waren. Ich halte mich zwar nicht aus religiöser Überzeugung eher bedeckt, aber genauso konsequent, weil es für mich als Autist wichtig ist, immer die Kontrolle über meine Außenwirkung zu behalten.
Es hat mir aus folgendem Grund gefallen, wenn du verurteilt hast, dass Jesus unterstellt wird, andere Menschen zu verdammen:
In allen abrahamitischen Religionen gilt der Leitsatz: Gott ist Gnade.
Nichtsdestoweniger stelle ich mir mit meinem kleinen Geist - und weil ich Christin bin - Gott vereinfacht als Mensch vor. Damit betrachte ich auch die Beziehung zwischen Gott und Mensch als eine zwischenmenschliche oder damit vergleichbare. Wenn zwei Menschen miteinander klar kommen wollen, ist es doch auch nicht ratsam, dass einer sich bedingungslos aufzugeben und auf der Nase herumtanzen zu lassen hat. Beide müssen ihre Grenzen kennen und kommunizieren. Und genau das ist dieses vermeintlich gewaltverherrlichende Element in den heiligen Schriften. Das ist eine Frage der Exegese. Man kann bestimmte Passagen wörtlich nehmen und mit Steinen seine Mitmenschen erschlagen oder sie in den Gesamtzusammenhang stellen und als mahnenden Fingerzeig verstehen.
Wenn du den Kern meines Glaubens als ein sich entwickelndes Ziel beschreibst, ist das so ziemlich das Gegenteil dessen, was ich glaube. Es ist einerseits die Gott-Mensch-Dualität mit ihrer fragilen Wechselbeziehung wie Wasserstoffbrückenbindungen, die mich ständig inspiriert, mich und meine Bezüge zu hinterfragen. Und andererseits diese urige Kraft, die für mich wahrnehmbar ist, die ich für schöpferisch halte. Wenn man also denken würde, Gott sei mein Ziel, wäre das viel zu wenig, denn ich kann die Zukunft nicht sehen, nur sehr geringfügig beeinflussen und gar nicht verstehen. Ich kann aber die Vergangenheit analysieren und daraus lernen. Und das Ziel ist nicht ein geradliniger Weg ins Unbekannte, sondern der Ursprung, also ein gutes Paradies, eine Einheit von Mensch und Gott ohne Abbildungen.
Was ist Gott für dich und was inspiriert dich?