Ich finde, dass du klingst wie ein Christ, der einarmig versucht, Widersprüche zu ersticken. Das Problem mit deiner Theorie der Alleinschuld des Vatikans ist, dass es die Thora schon vorher gab und Juden freiwillig an einen Gott glauben, den man mit einem Vater vergleichen könnte, der seine Kinder mit der Peitsche erzieht. Ich habe von gläubigen Juden sogar schon gehört, dass der Holocaust eine göttliche Strafe oder Prüfung war.
Ich persönlich finde das Judentum schon lange äußerst faszinierend. Und wenn man die Bibel liest, sollte klar sein, dass Jesus ein Jude ist, der sich in den Evangelien und bei den meisten Gleichnissen an Juden wendet. Obwohl beide Religionen fast dieselbe heilige Schrift haben, unterscheiden sich das Judentum und das Christentum stark voneinander.
Ein Jude erklärte mir mal, dass der größte Unterschied der heilige Geist ist. Für Christen hat er eine göttliche Autorität. Und mit ihm haben Christen einen Freifahrtschein. Juden hingegen legen Wert auf den Kult. Und meine persönliche Erkenntnis war: mit dem akribischen Befolgen dieser vielen jüdischen Vorschriften passiert zweierlei: das routinierte Handeln gibt Sicherheit, sodass man in den meisten Lebenslagen ziemlich gut weiß, was zu tun ist. Das schützt vor Verzweiflung, Ratlosigkeit, Depression... Und dadurch geschieht eben auch eine ziemlich klare Abgrenzung zwischen dem irdischen Leben und dem spirituellen Sein, was ich mir auch vorteilhaft vorstellen kann. Christen müssen sich mit beidem gleichzeitig auseinander setzen, dadurch dass für uns der heilige Geist - das göttliche Gewissen - der göttliche Richter schon hier und jetzt da ist. Nicht jeder schafft das.
Meine Bibelforschung hat also ergeben, dass es nicht sein kann, dass diese brutale, bösartige Seite Gottes lediglich von verschworenen Konzilen angedichtet wurde.
Ich glaube vielmehr, dass Gott im Laufe der Zeit eine Entwicklung an sich selbst vollzieht. Das macht ihn lebendig. Das macht ihn menschlich. Und so schließt sich der Kreis. Gefällt mir.