AW: "Kunst" und Technik
@Vitargio
Weder der Hersteller des von Dir erwähnten 3D-Druckers noch der Anbieter dieses Gesangsynthesizers behaupten, mit ihren Techniken würde per se Kunst gemacht. Das behaupten Hersteller von Meißeln, Hämmern, Pinseln, Farben, Mikrofonen oder Computern ja auch nicht.
Das schließt aber nicht aus, dass in jeglicher Technik das Potential steckt, als Hilfsmittel zur Erstellung von Kunst zu taugen.
So hat jede Zeit oder Epoche ihre Technik und ihre Kunst die sich der Technik bedient. So sind Kunst und Technik immer irgendwie miteinander verknüpft.
Ich kann nicht erkennen, wo in einem mit z.B. Hammer und Meißel erstelltes Kunstwerk „mehr“ Kunst stecken sollte, als in einem z.b. mit Computerhilfe erstellten Kunstwerk. Auch wenn es konservative “Kunstexperten“ noch nicht so sehen mögen, ist für mich z.B. ein computeranimierter Film wie z.B. „Toy Story“ oder „Ratatouille“ Kunst, die der Kunst „alter Meister“ in nichts nachsteht. Sie ist lediglich anders, eben ein Produkt seiner Zeit.
Hierbei ist ein wichtiger Aspekt zugunsten heutiger Kunst nicht zu verachten, denn heutige Kunst ist aufgrund ihrer Verbreitungsart über moderne Medien für eine weite Verbreitung konzipiert. Also ist die heutige Kunst „volksnah“, steht für alle zur Verfügung. Dagegen wurden frühere Kunstwerke, vor allem jene, zu denen heute ganze Heerscharen pilgern, ursprünglich für einen elitären Kreis gut betuchter adeliger oder kirchlicher Fürsten geschaffen. Demnach dürfte den damaligen Künstlern der "kleine Mann" als Adressat so ziemlich am Rücken vorbei gegangen sein.
Jedenfalls dreht sich die Welt weiter, da bleibt auch die Kunst, ihr Wesen und ihre Art der Verbreitung nicht stehen, entwickelt sich weiter.
Wer weiß, vielleicht hätte ein antiker Bildhauer sich auch eines pneumatischen Meißels bedient, wenn es ihn schon gegeben hätte.
Und hätte es zu Bachs Zeiten schon den Moog-Synthesizer gegeben, hätte er seine Musik vielleicht auf diesem Instrument gespielt, so wie es Ende der 60er Walter (Wendy) Carlos mit seinen Bach Interpretationen „Switched on Bach“ tat, oder Debussy und Ravel hätten sich ebenso der Synthesizer bedient so wie der japanische Musiker Tomita, der in den 70ern deren Werke eindrucksvoll mittels Synthesizern interpretierte. Hier ist nicht auszuschließen, daß sich die "alten Meister" mit dieser Technik angefreundet hätten.
Was an heutigen Werken „weniger“ Kunst sein soll, dagegen aber um so „mehr“ Kunst in einem Werk stecken sollte, je älter es ist und entsprechend primitiveres Werkzeug zur Erstellung verwendet wurde, muss mir mal jemand plausibel machen.