maler76
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„Kriege im 21. Jahrhundert: Neue Herausforderungen der Friedensbewegung“ Monster-Geschwister
Buchtipp von maler76
Da schreckt ein Kaffeekränzchen plötzlich hoch als in Nachbars Garten ein Schuss fällt. Da reißt es aber keinen unbedingt vom Stuhl, wenn man am 1. Juli 2015 in der „Linken Zeitung“ vom 1. Juli 2015 folgende Sätze des US-Autors Stephen Lendman (1) online zu lesen bekommt: Gegenwärtig erlebe man „die gefährlichste Epoche der Weltgeschichte“. Die von den USA „beherrschte Tötungsmaschine NATO ist ein außer Kontrolle geratenes Monster, das eine wahnsinnige Strategie verfolgt. Der Weltfrieden ist bedroht, wie nie zuvor. Das Schicksal der Menschheit steht auf Messers Schneide. In imperialer Arroganz riskieren die USA und die NATO den atomaren Weltuntergang.“
W
er dabei unbelehrbar nach wie vor den Kopf schüttelt und mit den Schultern zuckt und dennoch einen wachen politischen Blick behalten will, dem sei das Aufsehen erregende politische Sachbuch mit dem Titel „Kriege im 21. Jahrhundert. Neue Herausforderungen der Friedensbewegung“ aus dem Sonnenberg Verlag, herausgegeben von Rudolph Bauer, wärmstens ans Herz gelegt. Die Beiträge in diesem Band fußen auf Vorträgen während einer Tagung der Initiative Antikriegskonferenz (AKK) im Oktober 2014. Deren Ziel war es u.a., „das antimilitaristisch-kritische Bewusstsein zu schärfen und die außerparlamentarische Antikriegsbewegung zu stärken“. (S. 35)
Wenn der kriegsvorbereitende Zustand als normal empfunden wird, dann kann die Politik samt ihrer hörigen Medien bei unbedarften Lesern und Hörern einen Erfolg verbuchen. Anders diejenigen, die sich empört abwenden von Krieg und Kriegsgeschrei, die mit Wort und Tat dagegenhalten – und das sind „Millionen Menschen in der Bundesrepublik und in Europa, die keine Kriege befürworten, keine unterdrückerische Politik (wollen), keine ausbeuterische Ökonomie, kein die nationalen Grenzen überschreitendes Militär und keine Geheimdienste, welche sich öffentlicher demokratischer Kontrolle entziehen“. (S. 337)
Werden sie die Kraft und den Willen haben, das Säbelrasseln nicht nur in die Schranken zu weisen? Der interessierte Leser wird aus diesem Buch die Erkenntnis gewinnen, dass es höchste Zeit ist zum Widerstand. Der dürfte nicht leicht fallen, denn die Bundesregierung vertuscht ihre Kriegsvorbereitungen, indem sie das Militärische zur Normalität erklärt. Das Verbrecherische hat also einen offiziellen Anstrich. Man soll sich an Krieg gewöhnen. Und die BRD an der Seite der Monster. Als deren Standbein, als deren Aufmarschgebiet gen Osten. Nicht mit Schüssen vorerst, nur mit Drohgebärden, nein, der Kampf gegen die Menschen kommt auf leisen Sohlen. Mit Phrasen und Floskeln, die die Wahrheit in den Dreck treten, mit Lügen und Geschichtsfälschungen, die die Köpfe der Menschen verwirren, die die Willigen und Angepassten möglicherweise wieder an die Waffen rufen könnten.
Schon in den Schulen wird vorgegaukelt, wir würden „in der besten aller heute möglichen Welten … leben.“ (S. 14) Auf diese Art flüstert man Kindern und Jugendlichen ein, unbesorgt in die Zukunft zu schauen und der Politik größtes Vertrauen entgegenzubringen. Keiner bezweifelt, dass es vielen Deutschen weder am Essen noch an Zufriedenheitspillen für das tägliche Gebrauchtwerden im kapitalistischen Profit- und Marktgetriebe mangelt – trotz der immer zahlreicher werdenden Streiks und Proteste gegen wachsende Armut und soziale Ungerechtigkeit. Wer aber vernimmt das zunehmende Kriegsgeschrei, die Verlagerung schwerer Waffen gen Osten? Das unter dem nebelhaft verschleiernden Wort von angeblicher Sicherheit erneute Säbelrasseln? Es gerät gar nicht erst ins Blickfeld der im Showtheater sitzenden und selbstgefällig nickenden gut situierten und oft politisch wenig nachdenklichen Mitbürger?
Diese 374-seitige Lektüre ist wahrlich nicht die einzige Quelle für die Antikriegsbewegung, was aber dieses Buch auszeichnet, sind die vielfältigen Themen von sechzehn Autoren, die sowohl die Hintergründe der sogenannten Neuvermessung der Welt als auch die auf leisen Sohlen daherkommenden Methoden der Volksverdummung aufs Korn nehmen. Das geschieht mit einer verblüffenden Vielzahl von Fakten und Zitaten, die manchen Leser überfordern könnten, mitunter auch zum Widerspruch reizen, die allerdings auch Hilfestellung geben, sich persönlich und im Verbunde mit Gleichgesinnten zur Wehr zu setzen. Wie hieß es doch? „Nie wieder Krieg“. Heute von den Mächtigen umgewandelt: „Nie wieder Krieg ohne uns.“ (S. 281)
Die Kriegsvorbereitungen durch die deutsche Politik am Gängelband der USA werden durch die Autoren von verschiedenen Seiten aus beleuchtet, gegliedert in drei Teile: Militarisierung, Mobilisierung und Einspruch, die sich wiederum u.a. untergliedern in ideologische Aufrüstung in Schulen, die Rolle von Videospielen, das Vermischen von ziviler und militärischer Sicherheit, die soziale Kriegsmobilmachung, die Rolle der Medien als Kriegspartei, die zunehmende Rolle der Geopolitik, den politischen Widerstand, Perspektiven der Friedensbewegung sowie den Zusammenhang zwischen Kriegen, Katastrophen und Kapital. Wie in anderen politischen Sachbüchern, die sich kritisch mit dem kapitalistischen System auseinandersetzen, wird auch in diesem Buch auf ein Phänomen aufmerksam gemacht: Die Herrscherelite vermeidet aus „gutem Grund“ - das offenbart sich tagtäglich in fast allen bürgerlichen Medien - jegliche Ursachenforschung, die die Hintergründe des Profitstrebens und des Kampfes um Vormachtstellungen in der Welt und um Ressourcen aufhellen könnte, mit Recht befürchtend, sie würde dabei ihr eigenes Grab schaufeln.
Deren Abwehr gegenüber aller grundsätzlichen Gesellschaftskritik zeigt sich in einer verblümten Sprache, der Verbreitung einer wirklichkeitsfremden Dreifaltigkeit von Frieden, Freiheit und Wohlstand und im Namen von Menschenrechten. Welch ein Hohn! Wer das nicht glauben mag, der lese u.a. auf Seite 330: „Der Selbstbezug westlicher Politik ist geprägt von der Überzeugung, dass ´unsere` Zivilisation und Kultur Ausdruck der höchsten menschlichen Entwicklung ist; dass mithin ´unser`Wirken in der Welt für alle nur segensreich sein kann; dass es ´dem Westen` deshalb auch zustehe, sein Modell des Wirtschaftens und politischen Handelns sowie sein Menschen- und Weltbild der Menschheit überzustülpen, notfalls auch mit militärischer Gewalt.“
Diese Anmaßungs- und Arroganzpolitik stinkt zum Himmel. Das Eigene sei also rein, das Andere blutgetränkt. Wir haben mit dem Elend der Welt nichts zu tun, wir wollen aber lindern. Damit seien „Vorkriegsverhältnisse erreicht“. (S. 57) So ist der Ruf nach einem starken Staat zu verstehen, nach Aufrüstung, nach Umdeutung von „Verteidigung“ in „Sicherheit“, deshalb das heuchlerische „Mitgefühl“ mit Flüchtlingen, deshalb der Schulterschluss von Polizei, Geheimdiensten und Militär. In diesem ´Sicherheitskonzept´ spielen „die Bekämpfung der sozialen, ökonomischen und ideologischen Ursachen und Bedingungen von Terrorismus, Gewalt und Kriminalität demgegenüber allenfalls eine untergeordnete Rolle...“ Mit Massenüberwachung, Vorratsdatenspeicherung und militärischer Aufrüstung sei den Konflikten allerdings nicht beizukommen. (S. 147)
Auf Seite 342 heißt es zum Widerstand gegenüber dem gefährlich wütenden Großkapital: „Wer sich gegen Militarisierung und Kriege, für Demokratie und Gerechtigkeit engagiert, darf nicht verkennen, dass es das Kapital ist, dessen in wiederkehrenden Krisen einmündende Mechanismen den Frieden bedrohen und totalitäre Bewegungen wie auch Terror und Katastrophen erzeugen.“ Um einen atomaren Zerstörungswahn zu stoppen, beruft sich der Herausgeber Rudolph Bauer auf Marx, es müsse gelingen, die bestehenden Verhältnisse „zum Tanzen zu bringen“. (S. 341)
Der Rezensent sieht dieses Buch über die Kriege des 21. Jahrhundert nicht nur als Bildungswerk an, sondern als Anregung zum Umdenken, als Pflichtlektüre für´s demokratische Mitbestimmen. Die sechzehn Autoren wirbeln das politische Show-Gesülze tüchtig durcheinander und lassen aufgeweckte Leute hinter die Kulissen schauen. Nimmt man die Gefahren für den Bestand der Welt ernst, so ist es die menschlichste aller Pflichten, nicht nur dieses Buch, sondern alle geistigen Gegenströmungen in sich aufzunehmen und zu überlegen, was und wie man etwas tun kann, um die scheinbaren Grenzen des Machbaren zu überwinden, vorausgesetzt, man findet die Kraft und hat den Mut zum Verändern. Die eingangs erwähnten Monster-Geschwister, sprich das superreiche Kapital, hat seine Existenzberechtigung längst verloren, es möge durch vereintes – auch außerparlamentarisches – Handeln Schritt für Schritt entsorgt werden.
Autoren: Prof. Dr. Rudolph Bauer (Bremen), Volker Eick (Berlin), Julian Firges (Kassel), Dr. Rolf Gössner (Bremen), Prof. Dr. Franz Hamburger (Mainz), Prof. Dr. Peter Herrmann (Rom), Claudia Holzner (Kassel), Prof. Dr. Sönke Hundt (Bremen), RA Otto Jäckel (Berlin), MdB Ulla Jelpke (Berlin), Dr. Matthias Jochheim (Frankfurt/Main), Prof. Dr. Hans-Jörg Kreowski (Bremen), Dr. Günter Rexilius (Mönch.gladbach), Helmuth Riewe (Ganderkesee), Michael Schulze von Glaßer (Kassel), Prof. Dr. Jörg Wollenberg (Bremen) (PK) (1)
„Linke Zeitung“ ergänzt: Stephen Lendman lebt in Chicago. Er ist über lendmanstephen@sbcglobal.net zu erreichen.(2)
http://www.linkezeitung.de/index.ph...a-und-der-nato-vor-der-tuerschwelle-Russlands
Rudolph Bauer (Hrsg.): Kriege im 21. Jahrhundert. Neue Herausforderungen der Friedensbewegung. Friedenspolitische Reihe. Band 01, 2015 Sonnenberg Verlag, 374 Seiten, ISBN 978-3-933264-77-0, Preis: 19,80 Euro
Erstveröffentlichung dieser Rezension in der Neuen Rheinischen Zeitunghttp://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=21787&css=print
Weitere Texte des Rezensenten:
http://cleo-schreiber.blogspot.com
Harry Popow: „Platons Erben in Aufruhr. Rezensionen, Essays, Tagebuch- und Blognotizen, Briefe“, Verlag: epubli GmbH, Berlin, 316 Seiten, www.epubli.de , ISBN 978-3-7375-3823-7, Preis: 16,28 Euro
Harry Popow: „In die Stille gerettet. Persönliche Lebensbilder.“ Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2010, 308 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-86268-060-3)
Buchtipp von maler76
Da schreckt ein Kaffeekränzchen plötzlich hoch als in Nachbars Garten ein Schuss fällt. Da reißt es aber keinen unbedingt vom Stuhl, wenn man am 1. Juli 2015 in der „Linken Zeitung“ vom 1. Juli 2015 folgende Sätze des US-Autors Stephen Lendman (1) online zu lesen bekommt: Gegenwärtig erlebe man „die gefährlichste Epoche der Weltgeschichte“. Die von den USA „beherrschte Tötungsmaschine NATO ist ein außer Kontrolle geratenes Monster, das eine wahnsinnige Strategie verfolgt. Der Weltfrieden ist bedroht, wie nie zuvor. Das Schicksal der Menschheit steht auf Messers Schneide. In imperialer Arroganz riskieren die USA und die NATO den atomaren Weltuntergang.“
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Wenn der kriegsvorbereitende Zustand als normal empfunden wird, dann kann die Politik samt ihrer hörigen Medien bei unbedarften Lesern und Hörern einen Erfolg verbuchen. Anders diejenigen, die sich empört abwenden von Krieg und Kriegsgeschrei, die mit Wort und Tat dagegenhalten – und das sind „Millionen Menschen in der Bundesrepublik und in Europa, die keine Kriege befürworten, keine unterdrückerische Politik (wollen), keine ausbeuterische Ökonomie, kein die nationalen Grenzen überschreitendes Militär und keine Geheimdienste, welche sich öffentlicher demokratischer Kontrolle entziehen“. (S. 337)
Werden sie die Kraft und den Willen haben, das Säbelrasseln nicht nur in die Schranken zu weisen? Der interessierte Leser wird aus diesem Buch die Erkenntnis gewinnen, dass es höchste Zeit ist zum Widerstand. Der dürfte nicht leicht fallen, denn die Bundesregierung vertuscht ihre Kriegsvorbereitungen, indem sie das Militärische zur Normalität erklärt. Das Verbrecherische hat also einen offiziellen Anstrich. Man soll sich an Krieg gewöhnen. Und die BRD an der Seite der Monster. Als deren Standbein, als deren Aufmarschgebiet gen Osten. Nicht mit Schüssen vorerst, nur mit Drohgebärden, nein, der Kampf gegen die Menschen kommt auf leisen Sohlen. Mit Phrasen und Floskeln, die die Wahrheit in den Dreck treten, mit Lügen und Geschichtsfälschungen, die die Köpfe der Menschen verwirren, die die Willigen und Angepassten möglicherweise wieder an die Waffen rufen könnten.
Schon in den Schulen wird vorgegaukelt, wir würden „in der besten aller heute möglichen Welten … leben.“ (S. 14) Auf diese Art flüstert man Kindern und Jugendlichen ein, unbesorgt in die Zukunft zu schauen und der Politik größtes Vertrauen entgegenzubringen. Keiner bezweifelt, dass es vielen Deutschen weder am Essen noch an Zufriedenheitspillen für das tägliche Gebrauchtwerden im kapitalistischen Profit- und Marktgetriebe mangelt – trotz der immer zahlreicher werdenden Streiks und Proteste gegen wachsende Armut und soziale Ungerechtigkeit. Wer aber vernimmt das zunehmende Kriegsgeschrei, die Verlagerung schwerer Waffen gen Osten? Das unter dem nebelhaft verschleiernden Wort von angeblicher Sicherheit erneute Säbelrasseln? Es gerät gar nicht erst ins Blickfeld der im Showtheater sitzenden und selbstgefällig nickenden gut situierten und oft politisch wenig nachdenklichen Mitbürger?
Diese 374-seitige Lektüre ist wahrlich nicht die einzige Quelle für die Antikriegsbewegung, was aber dieses Buch auszeichnet, sind die vielfältigen Themen von sechzehn Autoren, die sowohl die Hintergründe der sogenannten Neuvermessung der Welt als auch die auf leisen Sohlen daherkommenden Methoden der Volksverdummung aufs Korn nehmen. Das geschieht mit einer verblüffenden Vielzahl von Fakten und Zitaten, die manchen Leser überfordern könnten, mitunter auch zum Widerspruch reizen, die allerdings auch Hilfestellung geben, sich persönlich und im Verbunde mit Gleichgesinnten zur Wehr zu setzen. Wie hieß es doch? „Nie wieder Krieg“. Heute von den Mächtigen umgewandelt: „Nie wieder Krieg ohne uns.“ (S. 281)
Die Kriegsvorbereitungen durch die deutsche Politik am Gängelband der USA werden durch die Autoren von verschiedenen Seiten aus beleuchtet, gegliedert in drei Teile: Militarisierung, Mobilisierung und Einspruch, die sich wiederum u.a. untergliedern in ideologische Aufrüstung in Schulen, die Rolle von Videospielen, das Vermischen von ziviler und militärischer Sicherheit, die soziale Kriegsmobilmachung, die Rolle der Medien als Kriegspartei, die zunehmende Rolle der Geopolitik, den politischen Widerstand, Perspektiven der Friedensbewegung sowie den Zusammenhang zwischen Kriegen, Katastrophen und Kapital. Wie in anderen politischen Sachbüchern, die sich kritisch mit dem kapitalistischen System auseinandersetzen, wird auch in diesem Buch auf ein Phänomen aufmerksam gemacht: Die Herrscherelite vermeidet aus „gutem Grund“ - das offenbart sich tagtäglich in fast allen bürgerlichen Medien - jegliche Ursachenforschung, die die Hintergründe des Profitstrebens und des Kampfes um Vormachtstellungen in der Welt und um Ressourcen aufhellen könnte, mit Recht befürchtend, sie würde dabei ihr eigenes Grab schaufeln.
Deren Abwehr gegenüber aller grundsätzlichen Gesellschaftskritik zeigt sich in einer verblümten Sprache, der Verbreitung einer wirklichkeitsfremden Dreifaltigkeit von Frieden, Freiheit und Wohlstand und im Namen von Menschenrechten. Welch ein Hohn! Wer das nicht glauben mag, der lese u.a. auf Seite 330: „Der Selbstbezug westlicher Politik ist geprägt von der Überzeugung, dass ´unsere` Zivilisation und Kultur Ausdruck der höchsten menschlichen Entwicklung ist; dass mithin ´unser`Wirken in der Welt für alle nur segensreich sein kann; dass es ´dem Westen` deshalb auch zustehe, sein Modell des Wirtschaftens und politischen Handelns sowie sein Menschen- und Weltbild der Menschheit überzustülpen, notfalls auch mit militärischer Gewalt.“
Diese Anmaßungs- und Arroganzpolitik stinkt zum Himmel. Das Eigene sei also rein, das Andere blutgetränkt. Wir haben mit dem Elend der Welt nichts zu tun, wir wollen aber lindern. Damit seien „Vorkriegsverhältnisse erreicht“. (S. 57) So ist der Ruf nach einem starken Staat zu verstehen, nach Aufrüstung, nach Umdeutung von „Verteidigung“ in „Sicherheit“, deshalb das heuchlerische „Mitgefühl“ mit Flüchtlingen, deshalb der Schulterschluss von Polizei, Geheimdiensten und Militär. In diesem ´Sicherheitskonzept´ spielen „die Bekämpfung der sozialen, ökonomischen und ideologischen Ursachen und Bedingungen von Terrorismus, Gewalt und Kriminalität demgegenüber allenfalls eine untergeordnete Rolle...“ Mit Massenüberwachung, Vorratsdatenspeicherung und militärischer Aufrüstung sei den Konflikten allerdings nicht beizukommen. (S. 147)
Auf Seite 342 heißt es zum Widerstand gegenüber dem gefährlich wütenden Großkapital: „Wer sich gegen Militarisierung und Kriege, für Demokratie und Gerechtigkeit engagiert, darf nicht verkennen, dass es das Kapital ist, dessen in wiederkehrenden Krisen einmündende Mechanismen den Frieden bedrohen und totalitäre Bewegungen wie auch Terror und Katastrophen erzeugen.“ Um einen atomaren Zerstörungswahn zu stoppen, beruft sich der Herausgeber Rudolph Bauer auf Marx, es müsse gelingen, die bestehenden Verhältnisse „zum Tanzen zu bringen“. (S. 341)
Der Rezensent sieht dieses Buch über die Kriege des 21. Jahrhundert nicht nur als Bildungswerk an, sondern als Anregung zum Umdenken, als Pflichtlektüre für´s demokratische Mitbestimmen. Die sechzehn Autoren wirbeln das politische Show-Gesülze tüchtig durcheinander und lassen aufgeweckte Leute hinter die Kulissen schauen. Nimmt man die Gefahren für den Bestand der Welt ernst, so ist es die menschlichste aller Pflichten, nicht nur dieses Buch, sondern alle geistigen Gegenströmungen in sich aufzunehmen und zu überlegen, was und wie man etwas tun kann, um die scheinbaren Grenzen des Machbaren zu überwinden, vorausgesetzt, man findet die Kraft und hat den Mut zum Verändern. Die eingangs erwähnten Monster-Geschwister, sprich das superreiche Kapital, hat seine Existenzberechtigung längst verloren, es möge durch vereintes – auch außerparlamentarisches – Handeln Schritt für Schritt entsorgt werden.
Autoren: Prof. Dr. Rudolph Bauer (Bremen), Volker Eick (Berlin), Julian Firges (Kassel), Dr. Rolf Gössner (Bremen), Prof. Dr. Franz Hamburger (Mainz), Prof. Dr. Peter Herrmann (Rom), Claudia Holzner (Kassel), Prof. Dr. Sönke Hundt (Bremen), RA Otto Jäckel (Berlin), MdB Ulla Jelpke (Berlin), Dr. Matthias Jochheim (Frankfurt/Main), Prof. Dr. Hans-Jörg Kreowski (Bremen), Dr. Günter Rexilius (Mönch.gladbach), Helmuth Riewe (Ganderkesee), Michael Schulze von Glaßer (Kassel), Prof. Dr. Jörg Wollenberg (Bremen) (PK) (1)
„Linke Zeitung“ ergänzt: Stephen Lendman lebt in Chicago. Er ist über lendmanstephen@sbcglobal.net zu erreichen.(2)
http://www.linkezeitung.de/index.ph...a-und-der-nato-vor-der-tuerschwelle-Russlands
Rudolph Bauer (Hrsg.): Kriege im 21. Jahrhundert. Neue Herausforderungen der Friedensbewegung. Friedenspolitische Reihe. Band 01, 2015 Sonnenberg Verlag, 374 Seiten, ISBN 978-3-933264-77-0, Preis: 19,80 Euro
Erstveröffentlichung dieser Rezension in der Neuen Rheinischen Zeitunghttp://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=21787&css=print
Weitere Texte des Rezensenten:
http://cleo-schreiber.blogspot.com
Harry Popow: „Platons Erben in Aufruhr. Rezensionen, Essays, Tagebuch- und Blognotizen, Briefe“, Verlag: epubli GmbH, Berlin, 316 Seiten, www.epubli.de , ISBN 978-3-7375-3823-7, Preis: 16,28 Euro
Harry Popow: „In die Stille gerettet. Persönliche Lebensbilder.“ Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2010, 308 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-86268-060-3)