Nachmittagsphantast
New Member
- Registriert
- 27. Januar 2006
- Beiträge
- 200
Knorriger Baum
Knorriger Baum. Streife vorüber. Hebe eine achtlos weggeworfene Getränkedose auf und schleudere sie mit Wucht gegen das Geäst. Es scheppert dumpf. Die Dose fliegt davon. Der Baum rührt sich nicht. Von der Rinde läuft ein Rest der Flüssigkeit herunter, die es aus der Dose hinausgeschleudert hat.Es sieht aus, als ob der Baum weint. Erinnerungen werden wach. Ich nehm ein angeschwärztes Foto aus der Hosentasche, unsanft geknickt und betrachte es lange. Schaue auf das vergilbte Bild mit den fröhlichen Gesichtern. Kalter Schweiß rinnt meine Hand entlang , tropft auf das Bild. Die Gesichter weinen. In meiner Hemdtasche finde ich ein gebrauchtes Taschentuch. Ich nehme es kurzerhand und wische die tränentriefende Rinde des knorrigen Baumes trocken. Das Taschentuch zerreißt dabei.Fetzen flattern zu Boden. Der Wind trägt sie davon. Dahin flattern alle meine Erinnerungen. Trotzig zerknülle ich das Bild und lasse es ebenfalls in die Ferne entschwinden. Nie mehr möchte ich ihre Tränen sehen.Nimmermehr. Der Baum schweigt zu allem. Überhaupt hielt er sich bisher sehr bedeckt, mit seinem großen ,einladenden Blätterdach, das soviel Schutz ausstrahlt wie ich ihn seit meiner Flucht nicht mehr gefunden hatte.Mit kindlicher Neugier betrachte ich ihn aufmerksam, als ob ich nur ja keine Bewegung seinerseits verpassen möchte. Ein Sturm zieht auf. Die Blätter fegt es vom Geäst. Der Schutz tropft vom verzweigten Geäst. Der Schutz tropft auf meine verbrannte Haut. Ein Gerippe bleibt zurück. Ein Torso. Ausgebrannt. Verdammt.Die Getränkedose nehme ich mir als Erinnerung mit. Das habe ich mir verdient.
© Inntranetz , 6. Februar 2005
Knorriger Baum. Streife vorüber. Hebe eine achtlos weggeworfene Getränkedose auf und schleudere sie mit Wucht gegen das Geäst. Es scheppert dumpf. Die Dose fliegt davon. Der Baum rührt sich nicht. Von der Rinde läuft ein Rest der Flüssigkeit herunter, die es aus der Dose hinausgeschleudert hat.Es sieht aus, als ob der Baum weint. Erinnerungen werden wach. Ich nehm ein angeschwärztes Foto aus der Hosentasche, unsanft geknickt und betrachte es lange. Schaue auf das vergilbte Bild mit den fröhlichen Gesichtern. Kalter Schweiß rinnt meine Hand entlang , tropft auf das Bild. Die Gesichter weinen. In meiner Hemdtasche finde ich ein gebrauchtes Taschentuch. Ich nehme es kurzerhand und wische die tränentriefende Rinde des knorrigen Baumes trocken. Das Taschentuch zerreißt dabei.Fetzen flattern zu Boden. Der Wind trägt sie davon. Dahin flattern alle meine Erinnerungen. Trotzig zerknülle ich das Bild und lasse es ebenfalls in die Ferne entschwinden. Nie mehr möchte ich ihre Tränen sehen.Nimmermehr. Der Baum schweigt zu allem. Überhaupt hielt er sich bisher sehr bedeckt, mit seinem großen ,einladenden Blätterdach, das soviel Schutz ausstrahlt wie ich ihn seit meiner Flucht nicht mehr gefunden hatte.Mit kindlicher Neugier betrachte ich ihn aufmerksam, als ob ich nur ja keine Bewegung seinerseits verpassen möchte. Ein Sturm zieht auf. Die Blätter fegt es vom Geäst. Der Schutz tropft vom verzweigten Geäst. Der Schutz tropft auf meine verbrannte Haut. Ein Gerippe bleibt zurück. Ein Torso. Ausgebrannt. Verdammt.Die Getränkedose nehme ich mir als Erinnerung mit. Das habe ich mir verdient.
© Inntranetz , 6. Februar 2005