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Klavierkompositionen von Friedrich Nietzsche

Dionysos

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24. September 2007
Beiträge
219
Soeben entdeckte ich in einem Nietzsche-Forum von einem Namensvetter folgende Neuigkeit:



"Neulich erfuhr ich auf einer der besten deutschsprachigen Nietzsche-Internetseiten
( f-nietzsche.de von Helmut Walther) von einer neuen CD mit Nietzsches Klavier-Kompositionen.

Im Zusammenhang mit FN`s Brief an Malvida von Meysenbug vom 2. Januar 1875:

»Es bleibt mir ewig sonderbar, wie in der Musik die Unveränderlichkeit des Charakters sich offenbart; was ein Knabe in ihr ausspricht, ist so deutlich die Sprache des Grundwesens seiner ganzen Natur, daß auch der Mann daran nichts geändert wünscht...«

ist dies ein interessanter Aspekt."


Vielleicht ist diese Information für den einen oder anderen Nietzsche-Liebhaber von Interesse?


Dionysos.
 
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AW: Klavierkompositionen von Friedrich Nietzsche

Hallo Dionysos!

Danke für den Hinweis!
Ich wusste zwar, dass Nietzsche eine Zeit lang mit Wagner befreundet war, aber nicht, dass er selber komponiert hat. Bildungslücke...

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
AW: Klavierkompositionen von Friedrich Nietzsche

Einiges zu diesen Klavierkompositionen von Friedrich Nietzsche in einer Präsentation der Schallplatte des Pianisten Carsten Storm aus dem Jahr 1988.
Es wurde wahrscheinlich auch wesentlicheres dazu geschrieben, aber dieser Link enthält auch zwei Hörproben - deswegen dieser Hinweis.


http://www.culex-verlag.de/programm_musik.php
 
AW: Klavierkompositionen von Friedrich Nietzsche

das erste Stück 'Ermanarich' klingt wie Mussorgsky
(deutlich abgehackter, momentan etwas verbissen)

Stück zwei 'Albumblatt' ist für mich nicht nachvollziehbar
(sehr klischeebeladen am Anfang und dann in einer anderen Welt)

ich hätte mehr düstere Klänge erwartet,
und dann radikalen Trash,
der auch heute noch fasziniert
 
AW: Klavierkompositionen von Friedrich Nietzsche

Scilla, ich habe diese Hörproben nur als Ergänzung zum Thema hier angegeben.

Persönlich kann ich gar nichts damit anfangen.

Aber als Information zur Person, also dass Nietzsche auch komponiert hat, ist es schon interessant.
Bekannt nur als Komponist wäre er wahrscheinlich nicht geworden - wage ich mal zu behaupten.
 
AW: Klavierkompositionen von Friedrich Nietzsche

Hallo,

schön zu sehen, daß ein gewisses Interessen an den Kompositionen
eines Philosophen vorhanden ist.

Nietzsche hat, bis auf eine wesentliche Ausnahme, ausschließlich in seiner Jugendzeit
komponiert. Die einzige Ausnahme bildet der „Hymnus an das Leben“ für gemischten Chor und Orchester, dem ein Gedicht seiner ehemaligen geistigen Freundin Lou zu Grunde liegt.

Es wäre also ein wenig ungerecht diese Kompositionen eines Jugendlichen mit denen von ausgewachsenen und weltbekannten Komponisten vergleichen zu wollen.
Außerdem, ein schönes Kompliment!

Scilla, das was Du in diesen Kompositionen zu Recht kritisierst, soll Nietzsche lediglich beim freien Improvisieren am Klavier vollbracht haben.
Erst dann, wenn er frei sich seiner Phantasie hingab, kam sein Musikschaffen möglicherweise wenigstens in Sichtweite zu seiner genialen schriftlichen und mündlichen Ausdruckskraft.

Ich versuche sämtliche Titel der Klavierkompositionen herauszufinden.
Vielleicht zeigt die Namensgebung schon eine aussagekräftige Tendenz an,
was den jungen Nietzsche bewegte.

Schöne Grüsse.

D.
 
AW: Klavierkompositionen von Friedrich Nietzsche

Hallo Nietzsche-Freunde!

So, endlich habe ich die Klavier-Titel der Nietzsche – Kompositionen bei Youtube gefunden.

Sie lauten:

1. Ermanarich
2. Einleitung
3. Albumblatt
4. Aus der Czarda
5. Mazurka
6. Ungarischer Marsch
7. Edes titok
8. Zigeunertanz
9. Im Mondschein auf der Puszta
10. Heldenklage
11. Einleitung zu...
12. Große Sonate
13. Vivace
14. Allegro
15. Sonate D -- Dur
16. Maestoso adagio
17. Sonate G - Dur



http://de.youtube.com/watch?v=4eVyQUzvy5c

Zeigen die Titel wie Mazurka, Aus der Czarda, Zigeunertanz etc. nicht eine Sehnsucht des jungen Nietzsche nach dem tiefen und weiten Osten?

D.
 
AW: Klavierkompositionen von Friedrich Nietzsche

Nietzsche hat einige seiner Kompositionen Hans von Bülow, damals der bekanntestes Wagnerdirigent, dem Wagner die dafür Liszttochter Cosima ausspannte, vorgelegt. und eine vernichtende Beurteilung erfahren.

Dazu:

"Das Urteil Hans von Bülows über die Musik Nietzsches

Nietzsche war natülich im Hause Wagner der Name Hans von Bülow nicht unbekannt geblieben - und so sandte er ihm seine "Geburt der Tragödie" zu (1872). Nach einem Besuch in Basel - Wagner bereitete sich bereits auf die Abreise nach Bayreuth vor - sah man sich in München wieder, wo Hans von Bülow auf Geheiß Ludwig II. und gegen den Willen Wagners Tristan und Isolde dirigierte.
Für "den erhabensten Kunsteindruck meines Lebens" dankend, nahm Nietzsche dies zum Anlaß, Hans von Bülow seine Manfred-Meditation zur Beurteilung vorzulegen. In einem selbstironischen Anschreiben nannte er seine Musik "zweifelhaft", gar "entsetzlich". Diese Selbstqualifizierung Nietzsches hielt Bülow jedoch nicht ab, eine ehrliche Antwort zu geben. Es handele sich um "das Extremste von phantastischer Extravaganz", das "Unerquicklichste und Antimusikalischste", was ihm seit langem zu Gesicht gekommen sei. Ob das Ganze ein Scherz sei, eine musikalische Parodie auf die "Zukunftsmusik"? Habe er mit Bewußtsein allen Regeln der Tonverbindung, der höheren Syntax wie der gewöhnlichen Rechtschreibung, Hohn gesprochen? Sein musikalisches Fieberprodukt sei in der Welt der Musik das gleiche wie ein Verbrechen in der moralischen Welt, die Muse der Musik, Euterpe, sei genotzüchtigt worden. Wenn er ihm einen guten Rat geben solle für den Fall, daß er "die Aberration ins Componiergebiet" wirklich ernst gemeint habe, dann möge er Vokalmusik komponieren, da könne das Wort "auf dem wilden Tonmeere" das Steuer führen. So sei seine Musik noch "entsetzlicher", als er es selbst meine: nämlich in höchstem Maße schädlich für ihn selbst. Immerhin sei in dem "musikalischen Fieberprodukte" bei aller Verirrung ein distinguierter Geist zu spüren, und in gewissem Sinne sei er selbst, mit der Aufführung des Tristan, indirekt daran schuldig, "einen so hohen und erleuchteten Geist wie den Ihrigen, verehrter Herr Professor, in so bedauerliche Klavierkrämpfe gestürzt zu haben." (W. Ross, Der ängstliche Adler, S. 321 f.)

Nietzsche besaß jedenfalls genügend Freimut, den Brief seinen Freunden mitzuteilen, und so schrieb er etwa an Erwin Rohde: "Der Brief Bülows ist für mich unschätzbar in seiner Ehrlichkeit, lies ihn, lache mich aus und glaube mir, daß ich vor mir selbst in einen solchen Schrecken geraten bin, um seitdem kein Klavier anrühren zu können."


Auch dem Kapellmeister Friedrich Hegar (s. Wagner-Seite / Triumphlied) hatte Nietzsche seine Manfred-Meditation 1874 zugeschickt. Zur Rücksendung schrieb ihm dieser: "... ich hoffte immer, dieselbe persönlich zurückbringen und Ihnen bei dieser Gelegenheit sagen zu können, wie sehr mich vieles interessierte, namentlich die Art und Weise, wie Sie der zu Grunde liegenden Stimmung musikalisch Ausdruck zu geben versuchen. Freilich fehlt dem ganzen, was die Gestaltung der musikalischen Ideen anbetrifft, die Erfüllung gewisser architektonischer Bedingungen so, daß mir die Komposition mehr den Eindruck einer stimmungsvollen Improvisation als eines durchdachten Kunstwerks macht." (Janz I, 580)"

Aus: http://www.f-nietzsche.de/musik.htm

Gruß Fritz
 
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AW: Klavierkompositionen von Friedrich Nietzsche

Hans von Bülow schrieb:
...in so bedauerliche Klavierkrämpfe gestürzt...
wunderbar! an die Adresse desjenigen, der wenig später einen anderen des "Genies des Unvermögens" zu zeihen sich bemüßigt fühlte!
 
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