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Auf Thema antworten

Hallo [USER=8189]@Ernest-Bloch-Fan[/USER]


Interessante Fragen.

Ich muss voran stellen, dass ich kein Marxismuskenner bin, aber länger mit Leuten diskutiert habe, die sich damit ziemlich gut auskennen, das Kleinbürgertum war auch mal Thema und es hieß, wir alle, die wir hier (also dort) schrieben, seien Kleinbürger. Ob sich die Definition des Begriffs auf Bloch bezog, weiß ich nicht mehr.


Also bitte in jedem Fall noch mal bei Leuten nachfragen, die das besser einschätzen können als ich, das dürften etliche sein.



Soweit ich das aus der Erinnerung und den Textfragmenten ableiten kann, bezieht sich das auf das Großbürgertum.


Nur Kleinbürgertum.


Weil es die Großgrundbesitzer, Arbeitgeber usw. sind.


Soweit ich das verstehe, ist der Proletarier mit seinem Proletariertsein identifiziert und hat im Grunde nichts zu träumen. An der Situation wird sich nichts ändern. Der Kleinbürger steckt in denselben Bedingungen des Angestelltsein, aber seine Träume reichen weiter, vom Tellerwäscher zum Millionär, wenn man nur klug und/oder fleißig ist. Aber die Erfüllung dieser Träume ist selten, die Enttäuschungen größer, wenn sich der Erfolg nicht einstellt.

Das Bewusstsein der Proletarier wollte Marx ja erst zusammen bringen, durch ihre Situation haben sie keinen Raum für Aufstiegträume, ihnen könnte klar werden, dass sie alle in einem Boot sitzen.

Bei Bloch ist es auch historisch so, dass er zu einer Zeit agierte, als der Typus des und der Büroangestellten sich vom Proletatier absetzte und -grenzte und das wäre ein typischer Kleinbürger. Ich denke, dass der Kleinbürger aus marxistischer Sicht in den Bedingungen des Proletariers steckt (Lohnarbeit), aber nicht mit dem Bewusstsein des Proletariers, sondern eher des Großbürgers identifiziert ist.


Begrenzt in dem Sinne, als sie nie (oder hoch selten) Großbürger werden können, aber eben davon träumen können, ein auskömmliches Leben zu haben, mit Urlaub, Auto und Eigentum, letztlich aber eben doch den Bedingungen des Arbeitgebers unterworfen bleiben.


Vermutlich, weil es sich seiner Situation, die nach marxistischer Definition ja ebenso ausweglos ist, weniger bewusst ist, als die Proletarier.


Des Kleinbürgertums.

Ich habe lange dafür gebraucht zu kapieren, dass Marx nicht, wie man ihm zuweilen vorwirft, Gleichmacherei im Sinn hat, sondern einen ausgeprägten Individualismus, bei dem der Einzelne in der Lage ist, zu tun was er will und wann er es will, getrieben von seinen eigenen Bedürfnissen und nicht von den fremden des Arbeitsmarktes.

Es ist also nicht mehr die schiere Not, die den Kleinbürger umtreibt, sondern die Unfreiheit über sich verfügen zu können und die Langeweile, die entsteht, wenn man das dem Kleinbürgertum zugeteilte Spielzeug einmal durch hat.


Das Kleinbürgertum, weil es seine eigene Situation verkennt und sich einredet, das sei doch eigentlich alles gar nicht so schlimmt.


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