Gysi,
ich habe Zeilingers kopierte Positionen zum Problem der Erkenntnis als einen weiteren
deutlichen Hinweis darauf verstanden, dass wir auch logisches Denken und Erkenntnis
nicht überbewerten sollten.
Konstruktivisten tun das ja ohnehin nicht.
Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass wir bis zu einem bestimmten Grad
zu einer recht guten Annäherung an so etwas wie "Erkenntnis der objektiven Realität"
imstande sind, und darauf unser Weltbild aufbauen.
Wenn wir imstande sind, Anti-Matsch-Tomaten zu züchten, die Rückseite des Mondes zu
photographieren (nicht nur mit einer Spiegelreflex-Kamera ;-) und eine Sonde auf den Mars
zu schicken, dann haben wir offensichtlich von grossen Teilen der objektiven Realität
eine recht brauchbare Vorstellung.
Wir sollten nur nicht in die irrige Annahme verfallen, die ganze objektive Realität zu kennen.
Unser Weltbild ist nicht nur unvollständig, auch das vorhandene "Wissen" ist teilweise ein
Irrglaube. Den Anteil an Irrglauben an unserem "Wissen" zu verkleinern, das sollte das Ziel
unseres Forscherdranges sein.
Die von Zeilinger zitierten Erkenntnis-Theoretiker haben alle irgendwie recht,
aber halt auch nur irgendwie
.
Ich wollte aber auch noch zu einer anderen Aussage meine Bemerkungen anbringen.
Dazu fallen mir zwei Eindrücke / Lehrsätze aus dem kath. Religionsunterricht ein.
Als Tafelklassler habe ich gelernt, Adam und Eva wurden aus dem Paradies vertrieben,
weil sie die VERBOTENEN FRÜCHTE VOM BAUM DER ERKENNTNIS genascht haben.
Später wurde ich dann mit einer Textstelle im Neuen Testament konfrontiert,
in der es sinngemäss heisst:
alle Sünden werden euch vergeben, aber die Sünde wider den Geist wird euch nicht vergeben
(hier steht "Sünde wider den Geist" für eigenständige Erkenntnis).
Ist es Zufall, dass eigenständige Erkenntnis als die grösste Sünde hingestellt wird ?
Als die einzige Sünde, für die es keine Vergebung gibt.
Oder lässt sich das damit erklären, dass die Religiosität der Massen für den Machterhalt
einer bestimmten Gesellschaftsschichte instrumentalisiert wurde, und ein etwaiger Hang
zu einständiger Erkenntnis die Manipulierbarkeit der Gläubigen stark verringern würde.
Ich glaube (sic!), das ist kein Zufall.
lg nase