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Na schön, Herr Gysi: dann zeig Dich mal weniger denkfaul als ich und zeige GANGBARE Wege auf, wie an der Situation für mißhandelte Kinder etwas verändert werden könnte. Hast Du selbst Kinder? Hast Du Dich in Gremien/Vereinen wie  Kinderschutzbund o.ä. schon mal engagiert? Kennst Du Dich mit dem Jugendrecht aus? Hast Du Dich schon mal mit Jugendämtern, Heimen und anderen Unterbringungsmöglichkeiten für Kinder beschäftigt? Ich bin ganz und gar nicht davon überzeugt, daß "früher alles besser war" (wo liest Du das?)


Erklär doch mal konkret, wie Du Dir das so vorstellst.


@walter: stimmt, prügelnde Eltern sind überfordert. Mein Vater hat sich vor lauter Überforderung erstmal vollaufen lassen bevor er meine Mutter und meine Brüder halb tot schlug. Meine Pflegemutter hat zumindest in der Anfangszeit wilde Heulkrämpfe produziert, bevor sie mich nächtelangen Verhören unterzog, in Keller sperrte und ähnliches mehr. Klar waren die überfordert. Was meinen Vater angeht kann ich nichts sagen - der hat dankenswerterweise frühzeitig ins Gras gebissen. Meine Pflegemutter hatte eine pädagogisch/psychologische Grundausbildung wie alle SOS-Kinderdorfmütter. Sie hatte Unterstützung durch Praktikantinnen, die sie weitaus häufiger hätte in Anspruch nehmen können als sie es tat. Sie hätte jederzeit - dafür war das gedacht - eine Kinder- und Jugendtherapeutin um Rat und Unterstützung bitten können, es wäre keine Schande gewesen - die meisten Kinder, die in eine solche Einrichtung kommen, haben bereits ziemlich üble Biografien hinter sich. Sie tat das nicht. Heute gibt es wesentlich mehr Einrichtungen als früher: Beratungsstellen, Kinderschutzbund - was auch immer. Und die werden auch in Anspruch genommen, allerdings NICHT von den Eltern, die ihre Kinder mißhandeln (darüber habe ich mich mal mit einer Bekannten unterhalten, die als Kinderpsychologin in einer solchen Beratungsstelle arbeitet). Fakt ist: diejenigen, die wirklich DRINGEND Hilfe brauchen, holen sich diese nicht - weil sie fast immer selbst mißhandelte Kinder waren. Und diese öffentlichen Stellen tun sich wirklich schwer, dort einzugreifen. Es ist Wahnsinn, aber leider von der Art, wie er nun mal praktiziert wird: selbst Elternhäuser, von denen BEKANNT ist, daß Kinder dort mißhandelt werden, werden mit Samthandschuhen angefaßt - es könnte für das Kind ja traumatisierend sein, von dort weg in eine Einrichtung gegeben zu werden! Eltern, die prügeln, lieben ihre Kinder ja trotzdem (vielleicht stimmt's sogar, wer weiß) und man muß "vorsichtig an sie herantreten" und Hilfe anbieten, da ihre Frustrationsgrenze ohnehin schon so niedrig ist und bevor sie das wieder an ihren Kindern abreagieren... blablabla.


Ich weiß keine Lösungen, da bin ich ganz ehrlich. Das Einzige, was mir einfiele, wären: viel stärkere Kontrollen (in dem Punkt stimme ich Dir zu, Gysi), sehr viel mehr Erzieher- und Lehrer, sehr viel mehr Geld für Kinder- und Jugendeinrichtungen (Freizeitstätten, Beratungs- und Behandlungszentren, Ferieneinrichtungen), Elternführerschein ZWINGEND für alle werdenden Eltern, Gleichstellung von Haus- und Erziehungsarbeit mit jeder anderen Arbeitsstelle. Das ist nicht machbar, weil das bedeuten würde, daß mehr Interesse an Kindern aufgebracht wird. Jeder Idiot kann sich fortpflanzen, während man mittlerweile für'n pupsiges Moped einen Führerschein braucht. Eltern würden gewaltig auf die Barrikaden gehen, wenn man ihnen die Verantwortung für deren Erziehung teilweise aus der Hand nähme. All das müßte überwunden werden. Und von welchem Geld? Es reicht doch nicht mal für ausreichend Kindergarten- und Hortplätze!


LG, wirrlicht


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