die wurzel liegt woanders!
ja, so wie miriam sehe ich es auch: es ist ein ganzer KOMPLEX an problemen, die als eisberg der auswüchse zu einem selbstmordattentat an einer schule führen.
der abschiedbrief dieses jungen geht mir überaus nahe. spürt man daraus ganz deutlich seine seelenqual, mit der er sich völlig alleingelassen fühlt in einer gesellschaft, die das wichtigste verloren zu haben scheint, nämlich die freude am leben und dich menschlichkeit.
auch dem interview mit herrn bergmann stimme ich völlig zu - danke miriam, es war balsam für meine seele zu lesen, dass jemand genauso denkt wie ich und offensichtlich das problem in seiner gesamten tragweite auch schon von anderen menschen gesehen wird.
ich möchte daraus gerne zitieren:
dieser aspekt erscheint mir in jeder hinsicht am relevantesten:
es geht darum, dass das kind, der teenager, der jugendliche --> der MENSCH endlich einmal GESEHEN wird als der, der er ist.
und es geht auch darum, dass ihm endlich einmal vermittelt wird, dass er zu allererst einmal in ordnung ist, so wie er ist.
die ganze sache mit der scheiß-benotung geht doch in jeder hinsicht an dieser grundwichtigkeit vorbei!!!
denn dadurch wird das konkurrenzdenken, das ja sowieso in der lebensphase der kinder an der tagesordnung ist (zur Frage: was kann ich, was kann ich besser, was kann ich am besten und wer bin ich also?) noch über die maßen gefördert statt es ein wenig einzudämmen und zu relativieren.
...und trost, annahme und würdigung des einzelnen menschen hat im schulischen und sonstigen erziehungssystem ab dem schuleintritt keinen platz mehr sondern fällt zur gänze dem konkurrenzdruck durch das notensystem zum opfer.
das schrecklichste aber an dem abschiedsbrief von sebastian b. ist für mich die tatsache, dass mir der inhalt seiner worte mehr als vertraut ist.
denn allerschrecklichster weise kann ich mich sehr gut an meine eigene schulzeit erinnern und die gefühle, die dieser junge mann hatte, kenne ich aus leidvoller erfahrung selbst.
so lange ist das nun schon her, seit ich in der oberstufe war und nichts - aber auch gar nichts - hat sich in positiver weise verändert. ganz im gegenteil: es wurde noch unmenschlicher und entwürdigender für das einzelne individuum.
es ist wirklich an der zeit, dass sich da grundlegend etwas ändert!
wie lange wollen wir unsere kinder noch in ihrer schwierigsten zeit - in der zeit der individualisierung und selbstfindung - alleine lassen?
wie lange wollen wir noch alle schwierigkeiten, die für diese menschen mit ihrer ureigensten entwicklung verbunden sind, ihnen selbst und ihren eltern zuschieben?
wie lange wollen wir noch WEGSEHEN, um nicht an unsere eigenen wunden und kränkungen erinnert zu werden?
wie lange wollen wir wirklich noch zu allem, was uns ängstigt SCHWEIGEN?