Oh ha, wie fange ich jetzt am besten an? Einerseits ist meine Interpretation der Wirklichkeit ebenfalls nicht ganz die selbe wie von Tipler. Aber: die WICHTIGSTEN Aspekte, der geistige Werkzeugkasten der physikalischen Zusammenhänge und Gedankenmodelle bzw. Betrachtungsweisen von Tipler sind HÖCHST PLAUSIBEL.
Wenn du Tipler lesen solltest, wirst du feststellen, dass dein Klonbeispiel bis zu einem Grad weiterführbar ist, an den du möglicherweise selber noch nicht gedacht hast. Hier lässt sich unheimlich viel herausziehen, selbst wenn man mit Tiplers Schlüssen nicht einverstanden ist.
Du beschäftigst dich ebenfalls mit der Theorie der ewigen Wiederkehr? Darauf geht Tipler sehr genau ein, auch hier gibt es Berührungspunkte. Außerdem muss man Tiplers Argumentation richtig verstehen:
-Als erstes WIDERLEGT er die Theorie der Ewigen Wiederkehr
-Er beweist, dass für die Identität einer Person weder zeitliche noch materielle Kontinuität notwendig ist und somit ewiges Leben MATHEMATISCH und PHYSIKALISCH nicht unmöglich ist.
-Er leitet die Vielweltentheorie her und belegt, dass alle logisch möglichen Welten, und ihre dazugehörigen Geschichten, NOTWENDIGER WEISE existieren, und dass es keine Bevorzugung der einen oder der anderen Welt gibt.
-Jetzt leitet er her, dass es (zumindest eine) logisch mögliche Welt geben MUSS, in der Leben ewig weiterexistiert. Und bei Gültigkeit der Vielweltentheorie ist damit ein Beweis für ewiges Leben erbracht! Es muss allerdings, und darauf geht er ins besondere ein, die möglichkeit des INDIVIDUELLEN ewigen Lebens bestehen, und zwar von jeder logisch möglichen Person (sonst hätten wir natürlich nichts davon).
Hier unterscheidet sich Tipler von dir, du sagst ja, wenn ich dich richtig verstanden habe, dass das INDIVIDUELLE Leben eignetlich nur Ilusion sei und dass es reicht, das Leben AN SICH weiter existiert, oder?
Zu deinem Textausschnitt:
Dieser ist vor dem Hintergrund von Tiplers Zeitbegriff zu verstehen. Es existieren im Grunde genommen drei Zeiten. Einmal die Zeit als physikalische Dimension wie sie tatsächlich ist. Zweitens die Zeit als kontinuierlicher Strom (wenn wir wach sind empfinden wir die Zeit so). Und zuletzt die subjektive Eigenzeit. Sie entspricht im Grunde genommen ebenfalls dem kontinuierlichen Strom, dieser ist aber aus den Fragmenten zusammengesetzt, welche wir BEWUSST erleben. Sind wir beispielsweise für eine bestimmte Zeit außer betrieb, nehmen wir diese Unterbrechung überhaupt nicht wahr, sie existiert nicht!
Ebenfalls ist es bei der Eigenzeit möglich, sie zu strecken oder zu stauchen. Wir könnten es im Prinzip nicht warnehmen. Stell dir vor, ab morgen läuft die Welt zehnmal so schnell, aber auch deine Gedanken und deine Umwelt bewegt sich zehnmal schneller: Könntest du den Unterschied feststellen? Nein, woran denn. Hier versucht Tipler herzuleiten, dass es in weit fortgeschrittenem Entwicklungsstadium gelingen kann, die Zeit immer besser auszunutzen, denn für das Leben ist EINZIG UND ALLEIN die subjektive Zeit wichtig.
Leider ist es schwierig, diesen Text ohne den logischen Zusammenhang des Gesamttextes zu vermitteln. Bestimmte Aspekte von Tipler, die dir im Widerspruch zu deiner eigenen Auffassung vorkommen, lösen sich aber möglicherweise auf, da es sich nur um eine andere Betrachtungsweise der selben Sache handelt.
Gruß,
Michael