AW: Junge Männer- eine gefährliche Spezies?
In den letzten zehn, zwanzig Jahren hat man sehr viel in die besondere Förderung von Mädchen im Bildungswesen investiert. Das war auch dringend notwendig um sich der Utopie "Chancengleichheit" ein gutes Stück weit anzunähern.
Nur leider hat man dabei zeitweilig vergessen, dass auch Jungs spezielle Bedürfnisse haben, die erfüllt werden müssen, damit sie ihr Potenzial voll entfalten können.
Auch ich glaube, man muss sehr früh beginnen, Knaben zu fördern, will man später keine problematischen Jugendlichen haben.
Knaben sind anstrengender für eine Lehrperson als Mädchen. Sie sind im Allgemeinen in ihrer Entwicklung langsamer, sie sind weniger kommunikativ und haben eine geringere soziale Kompetenz als gleichaltrige Mädchen.
Dadurch ist es schwieriger, zu einem Knaben eine gute Beziehung aufzubauen als zu einem Mädchen, man muss sich mehr um ihn bemühen.
Aber auch für Knaben ist die Beziehung zur Lehrperson natürlich ganz zentral. Bekommt er zu wenig Aufmerksamkeit und Zuwendung, wird er rasch auffällig und wird dann nicht selten noch mehr ausgegrenzt, was ihm natürlich wieder den Eindruck gibt, nicht richtig zu sein.
Allerdings bin ich nicht überzeugt, dass dies mit der zunehmenden Dominanz weiblicher Lehrkräfte gerade auf den unteren und mittlleren Schulstufen zu tun hat. Auch männliche Lehrkräfte finden Jungs im Allgemeinen schwieriger.
Ich denke, unser Schulsystem, die Art Leistung, die darin gefordert wird, entspricht mehr den Mädchen als den Knaben. Es herrscht ein Schwergewicht bei Sprache, die naturwissenschaftlichen und technischen Fächer fristen (jedenfalls in der Schweiz) auf den unteren Schulstufen eine eher schattenhafte Existenz.
Ebenso wie die musischen und handwerklichen Fächer, in denen viele Jungs glänzen könnten, die aber zugunsten von Frühenglisch, Frühfranzösisch usw. immer mehr eingeschränkt werden.
Jetzt wäre Jungenförderung angesagt.
Ich bin überzeugt, dass wir dann auch wieder weniger Probleme mit jungen Männern hätten, die irgendwo im Erziehungssystem verlorengegangen sind und sich nun schwertun damit, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden.
Hier noch ein, wie ich finde sehr gutes Interwiew mit Remo Largo aus der gestrigen Ausgabe des Magazins:
http://www.dasmagazin.ch/index.php/%C2%ABDer_gute_Schueler_ist_heute_ein_Maedchen%C2%BB