shouqici
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Bei einer Diskussion hier bin ich wieder auf eine Gestalt aufmerksam geworden, mit der ich vor Jahren schon
mal ein wenig beschäftigt war - Julius Evola. Der italienische Aristokrat war ungeheuer belesen, hochintelligent,
und offenbar eine Art 'Magier', ein okkultistischer Guru (Mussolini soll große Angst vor seinen 'Kräften' gehabt
haben), Philosoph, und ist immer noch ein Vordenker der 'Neuen Rechten'. Ich habe jetzt mal sein Hauptwerk
ausgeliehen, 'Revolte gegen die moderne Welt', mich ein wenig hinein vertieft, und Manches gefunden,
das mir aus Diskussionen hier recht bekannt vorkam - es ist (wohl auch gedacht als) eine Art Kampfansage
an die Moderne, insbesondere an die Wissenschaft. Wenn ich im Vorwort lese
Alle wussten, was aber andererseits kein menschliches Wissen ist. Das gilt auch für die Gesetzgebung:
Wenn nun immer wieder vom 'Herrscher', 'unfehlbaren Priesterkönigtum' und 'geistiger Aristokratie'
die Rede ist (die dritte Auflage von 1969 ist stark verändert, die ersten beiden sind 1934 in Italien und
1943 in Deutschland erschienen - da dürften die Titel noch anders gelautet haben...), dann bleibt wohl
nur zu hoffen, dass diese 'außermenschlichen, objektiven' Intuitionen/Offenbarungen tatsächlich von
einer wohlmeinenden Gottheit kommen... (Darauf verlassen würde ich mich angesichts so mancher
'Herrscherfiguren', gerade des 20. Jh., nicht so sonderlich gern
)
mal ein wenig beschäftigt war - Julius Evola. Der italienische Aristokrat war ungeheuer belesen, hochintelligent,
und offenbar eine Art 'Magier', ein okkultistischer Guru (Mussolini soll große Angst vor seinen 'Kräften' gehabt
haben), Philosoph, und ist immer noch ein Vordenker der 'Neuen Rechten'. Ich habe jetzt mal sein Hauptwerk
ausgeliehen, 'Revolte gegen die moderne Welt', mich ein wenig hinein vertieft, und Manches gefunden,
das mir aus Diskussionen hier recht bekannt vorkam - es ist (wohl auch gedacht als) eine Art Kampfansage
an die Moderne, insbesondere an die Wissenschaft. Wenn ich im Vorwort lese
dann sehe ich eine Pauschalablehnung der Wissenschaft zugunsten der Intuition, dessen was immer schonWährend man vom Standpunkt der 'Wissenschaft' aus den Mythos nach seinem historischen Gehalt bewertet, bewerten wir im Gegenteil die Geschichte nach ihrem mythischen Gehalt und nach jenen Mythen, die sich im historischen Ablauf als Ergänzung des Geschichts-'Sinnes' verborgen halten. Nicht nur das Rom der Legende spricht für uns eine deutlichere Sprache als das historische, sondern auch die Sagen um Karl den Großen unterrichten uns besser über die Bedeutung des Frankenkönigs, als die Chroniken und positiven Dokumente der Zeit es tun usw.
Die 'wissenschaftlichen' Bannflüche in dieser Hinsicht sind uns gut bekannt: Willkürlich, subjektiv, phantasievoll. Für uns gibt es nichts Willkürliches, nichts Subjektives und nichts Phantasievolles, aber auch nichts Objektives und Wissenschaftliches, wie es in der modernen Weltauffassung besteht. Das alles existiert nicht. Das alles steht außerhalb der Tradition. Die Tradition beginnt dort, wo es mit der Erlangung eines überindividuellen und nicht rein menschlichen Standpunktes gelingt, sich über all das zu stellen. Am Diskutieren und 'Beweisen' liegt uns daher wenig. Die Wahrheiten, die die Welt der Traditionen verstehen lassen, sind nicht jene, die man 'erlernt' oder über die man 'diskutiert'. Entweder sind sie, oder sie sind es nicht. Man kann sich nur an sie er-innern (eigentlich wörtlich: sie in das Herz zurückrufen) und das dann, wenn man sich von Hindernissen befreit hat, die durch die verschiedenen menschlichen Konstruktionen aufgebaut wurden, wobei im besonderen alle Resultate und Methoden der autorisierten 'Forscher' zu nennen sind; wenn man also die Fähigkeit erworben hat, vom außermenschlichen Standpunkt zu sehen, der gleichzeitig auch der traditionale Standpunkt ist. Das wäre übrigens auch wert, einer der Haupt-'Protest'-Aufrufe zu sein für jemanden, der es heutzutage wirklich ernst meint.
Wiederholen wir: In jedem antiken Weltverständnis sind die traditionalen Wahrheiten im wesentlichen immer außer-menschlich angesehen worden. Die Betrachtungsweise von einem außermenschlichen Standpunkt aus, objektiv im transzendenten Sinne, ist eben die traditionale Betrachtungsweise, die man im Hinblick auf die traditionale Welt anwenden muss. Charakteristisch für diese Welt ist die Allgemein-Gültigkeit, das Axiom: "quod ubique, qouod ab omnibus et quod semper" (was überall, was von allen und was immer) trifft diesen Kern. Im Begriff 'traditionale Kultur' selbst ist unmittelbar jener einer Gleichwertigkeit oder Übereinstimmung all der verschiedenartig in Raum und Zeit aus ihr entstandenen Formen enthalten.
Alle wussten, was aber andererseits kein menschliches Wissen ist. Das gilt auch für die Gesetzgebung:
Jedes Gesetz, um objektiv als solche gelten zu können, musste 'göttlichen' Charakter haben: Aber nachdem ein solcher zuerkannt ... war, galt sein Machtbereich als absolut, und das Gesetz war etwas Unfehlbares, Unbeugbares und Unveränderliches, das keine Diskussionen gestattete; und jeder Gesetzesbruch trug nicht so sehr den Charakter eines Verbrechens gegen die Gesellschaft, sondern vielmehr und vor allem den eines Sakrilegs, eines Vergehens gegen die Gottheit...
Wenn nun immer wieder vom 'Herrscher', 'unfehlbaren Priesterkönigtum' und 'geistiger Aristokratie'
die Rede ist (die dritte Auflage von 1969 ist stark verändert, die ersten beiden sind 1934 in Italien und
1943 in Deutschland erschienen - da dürften die Titel noch anders gelautet haben...), dann bleibt wohl
nur zu hoffen, dass diese 'außermenschlichen, objektiven' Intuitionen/Offenbarungen tatsächlich von
einer wohlmeinenden Gottheit kommen... (Darauf verlassen würde ich mich angesichts so mancher
'Herrscherfiguren', gerade des 20. Jh., nicht so sonderlich gern
