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Auf Thema antworten

Natürlich und selbstverständlich kann ich das. Warum fragen Sie, vom Thema abschweifend? Wollen Sie polemisieren?




Sie würden also die Ermordung eines Tyrannen mit einer zweifelhaften Moral begründen? Damit würden Sie sich als gewöhnlicher Sophist aus den niederen Rängen zu erkennen geben.




Das kennzeichnet alle Tyrannen und Feinde der offenen Gesellschaft, daß sie sich ängstigen und hinter einer Feste zurecht gezimmerter Vorurteile verkriechen. Da darf man auch eine 'seelisch-geistige Kraft' apostrophieren, die 'völkische Gesinnung' oder eine Ordnungsliebe, die nur den Sozialdarwinismus als Ordnungsmuster anerkennt. Das ist mir alles wohlbekannt, aber überzeugen konnte es mich noch nie. Was ist denn das 'geistig-seelische' als Kraft, was bewegt sie, diese Kraft, außer den Liebhaber ausgewählter Vorurteile oder eingebläuter Glaubensinhalte zu Taten?




Das kann kein Kriterium sein, denn die Naturwissenschaften können klar und richtig denkenden Menschen keinerlei Vorschriften machen, woran sie zu glauben haben. Weder die Seele, noch der Geist sind Gegenstände der Naturwissenschaften, wohl aber gibt es bornierte Naturwissenschaftler, die geifernd sich darüber ereifern, was in deren Weltbild zu passen hat und was nicht, wie es auch umgekehrt bornierte religiöse Fanatiker gibt, die diesbezüglich mithalten können.




Das philosophisch geprägte Weltbild gründet auf Antworten auf die Frage, woraus die Welt besteht, religiöse Erklärungen benutzen die vernünftige Rede vom Mythos, woraus die Welt entsteht. Die religiöse Erklärung bemüht den Tatendrang der Götter oder Geister, die sophistische Erklärung bezahlter Redekünstler das Argument des jeweiligen Standpunktes, aus welchen verschiedenen Arten von Dingen die Welt besteht, also metaphysisch statt mythisch.


Der die Weisheit liebende und bezahlte Redekünstler wird sich also kräftig ins Zeug legen müssen, will er überzeugend religiöse Erklärungen ergänzen.




Sind Sie zunächst einmal ein ganz armer Teufel, weil ein ganz gewöhnlicher Gläubiger. Nun ist es keine Schande, ein Gläubiger zu sein und ich selbst bekenne gelegentlich, ein Gläubiger und obendrein auch noch ein tief religiöser Mensch zu sein. Als Atheist müssen Sie ein gläubiger Mensch sein und religiös, wenngleich freilich nicht im Sinne jener Religionen, die Sie ablehnen.





Ich bin der Meinung, man sollte allen Erklärungen gegenüber eine kritische Haltung einnehmen, gilt doch auch weiterhin der einfache Grundsatz »Ignoramus et ignorabimus«


„Gegenüber den Rätseln der Körperwelt ist der Naturforscher längst gewöhnt, mit männlicher Entsagung sein ‚Ignoramus‘ auszusprechen. Im Rückblick auf die durchlaufene siegreiche Bahn trägt ihn dabei das stille Bewußtsein, daß, wo er jetzt nicht weiß, er wenigstens unter Umständen wissen könnte, und dereinst vielleicht wissen wird. Gegenüber dem Rätsel aber, was Materie und Kraft seien, und wie sie zu denken vermögen, muß er ein für allemal zu dem viel schwerer abzugebenden Wahrspruch sich entschließen: ‚Ignorabimus‘.“


– Über die Grenzen des Naturerkennens, 1872, Seite 464


(https://de.wikipedia.org/wiki/Ignoramus_et_ignorabimus)




Ist denn Goethe ein Garant für die Tauglichkeit diverser Mythen?




Der Mathematiker weiß auch nicht, welche Sätze beweisbar sind und welche nicht, dennoch wird er deswegen nicht die Mathematik verwerfen.  Ob es Schutzengel gibt oder nicht ist eine Frage, was man meint, so man sagt, daß es ein Ding im weitesten Sinne 'gibt'.


Sage ich, ein geistiges Wesen, welches über die Natur steht, existiert, dann meine ich damit, daß es Ideen hat und Ideen hervorbringt. Ideen sind ja gerade das, was im Wahrgenommenwerden besteht und das was ich wahrnehme ist genau das, was mir in die Sinne kommt. Ansonsten wäre es ja nicht sinnvoll. Bin ich gerade unachtsam und bemerke nicht, wie ich in eine Gefahrensituation gerate, kann ein schützender Geist mir genau die Idee liefern, die ich benötige, um mir der Gefahr bewußt zu werden, daß eine Gefahrensituation besteht oder mir genau die Idee liefern, die ich benötige, um nicht in die Gefahrensituation zu geraten.


In diesem Sinne gibt es also eine vernünftige Definition davon, was mit 'Schutzengel' gemeint ist. Welche Definition eines nichtexistierenden Schutzengels haben Sie anzubieten?


Gott zum Gruße!


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