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Nun ich bin der Auffassung, dass Platon und Sokrates schon von der Vernunft bzw. der Rationalität ausgingen. Das griechische Wort λόγος (lógos) bedeutet ja nicht nur "Rede", sondern eben auch "Vernunft". Und Sokrates/Platon sind ja dem logos verpflichtet bzw. der platonische-sokratische Dialog ist diesem Prinzip verpflichtet als eine rationale Methode zum Wissensgewinn genannt auch "Dialektik", welche eben zur platonisch-sokratische Philosophie dazugehört. Dabei geht es darum durch diese Methode zum Wissen des Wahren, kurz zur Wahrheit zu kommen und damit letztlich nur vom dem zu sprechen , was ist . Nach Platon ist es ja die Aufgabe des Redners (vgl. Apologie 18a) die Wahrheit zu sagen. Dass Wahre muss ja existieren , um sprachlich ausgedrückt ausgedrückt zu werden. Wenn ich z.B. sage , dieser Hund ist sehr  klein, und dies tatsächlich nachweisbar ist, habe  ich ja (in vielleicht banaler Weise) die Wahrheit gesagt. Wahres ist also wie mir scheint etwas Seiendes und kann sich nachprüfen lassen. Etwas , was nicht existiert , also Nicht-Seindes, kann hingegen nicht wirklich als wahres erwiesen werden , sondern ist nur scheinbar da und hat kein wahres Sein. Wenn ich beispielsweise sage, dass es ein Haus an diesem User gibt, es aber dort nicht zu finden ist, habe ich ja als Sprecher nicht die Wahrheit gesagt bzw. sogar absichtlich getäuscht. Platon geht es um eine (philosophische) Redekunst, die der Wahrheit verpflichtet ist (siehe Apologie) und somit von dem ausgeht, was auch tatsächlich existiert (denn sonst wäre dies ja ein Widerspruch in sich).


"Denn dies ist des Richters Tüchtigkeit, des Redners aber, die Wahrheit zu reden" (18a)


Natürlich kann man dann sagen, dass Platon von einer Art "Wahrheits-Ideologie " ausgeht , aber das ist halt die Frage. Und man kann fragen warum Platon sich hier so auf die Wahrheit "versteift" sozusagen. Man kann die platonische Philosophie insofern "brauchbar " nennen, da sie von dem ausgeht , was wahr ist und existiert ; das Nichtseiende , der Trug , der Schein ist für diese Philosophie eben nicht "brauchbar", weil sie das Leben (die Seele) der Menschen nicht "besser" macht. Nur "wahres Wissen" bzw. das Wissen der Wahrheit (aletheia) macht die Seele des Menschen gut und vernünftig. Nur diese Art Mensch ist  für die Polis letztlich wirklich "brauchbar" und hat für diese positive Auswirkungen. Insofern kann man die platonische Philosophie in diesem Sinne eine "brauchbare Philosophie" nennen (brauchbar nämlich in Bezug auf die Polis, das Politische und dies ist eben für Platon/Sokrates letztlich auch "wahre Politik"). Das ist ungefähr die platonische Position , welche ich hier skizziert habe. Und wie gesagt in diesem Sinne kann diese Philosophie als "brauchbar" schon gesehen werden (wenn man das aus einer platonischen Perspektive quasi sieht).  Während alles andere eher nicht wirklich brauchbar ist, weil es den Menschen und dessen Seele (psyche) nicht besser macht. Platons/Sokrates Philosophie und Redekunst ist diesem Prinzip verpflichtet und kann insofern als "brauchbar" gelten, weil sie von dem ausgeht was ist/existiert, nämlich den Menschen und auch die Wahrheit (die es für diese beiden auch gibt).


PS: "Brauchbar" ist auch aus heutiger Perspektive durchaus das, was Platon über die Gleichberechtigung der Geschlechter sagt in der Politeia (und was ich ja schon zitiert habe). Aber wie gesagt für mich ist diese Stelle da nicht "ideologisch" zu nennen.





Platon selbst kannte den Begriff des Bösen nicht, sondern erst seit dem Christentum ist uns dieser Begriff (in seiner bekannten Form) geläufig. Ob das Böse nur ein sprachliches Konstrukt ist oder eine tatsächliche geistig-seelische Kraft im Menschen ist, das lässt sich in der Tat nicht so einfach beantworten. Platon kennt zwar das Übel (to kakon), aber nicht das "Böse". Dafür kannte er aber das Gute (agathon) von dem er letztlich ausgegangen ist, dass es existiert (als Idee des Guten > und das Ideen existieren).





Naja "skrupellos" klingt etwas hart. Wenn jemand von der Idee des Guten ausging, wie kann dieser dann "skrupellos" genannt werden. Platon war ja ethos bzw. "Sittlichkeit" (ein etwas altertümlicher Ausdruck ) nicht unbekannt und man spricht ja eben auch von einer "Ethik" bei Platon. Das Platon zudem "Dialektiker" war, ist ja bekannt.


Man sollte allerdings auch zwischen Platon und Sokrates unterscheiden, obwohl beide durch Platons Werk letztlich auch zusammengeschmolzen sind und kaum von einander zu trennen ist. Dass es zu diesem Prozess gekommen ist , ist ja bekannt und zeigt eben wie schwierig sich die athenische Demokratie bzw. Athen sich damals mit solchen Menschen tat (ich spreche lieber von Menschen hier statt von "Schwätzern"). Nebenbei : es sind ja auch andere Philosophen angeklagt worden (nicht nur Sokrates)... soweit ich weiß ein gewisser Anaxagoras (Vorsokratiker) oder auch ein gewisser Aristoteles , der aber die Stadt dann rechtzeitig verließ (damit die Stadt sich nicht ein zweites Mal an der Philosophie versündige, wie er einmal sagte). Bei Sokrates hatte es eben -leider- den bekannten historischen Ausgang.






Also ich würde das Höhlengleichnis nicht als "blödes" Gedankenexperiment sehen, sondern es hat die Funktion einen gewissen abstrakten philosophischen Inhalt bildlich und damit für das Verständnis einfacher/transparenter darzustellen . Insofern erfüllt es eine gewisse Funktion. Man kann natürlich nun daran kritisieren, dass dieses auf Bedingungen beruht, die mehr oder weniger problematisiert werden können und Sie geben ja ein Beispiel für eine mögliche Kritik an diesem Gleichnis. Ob diese Kritik wiederum allerdings sachlich überzeugend ist , müsste genauer überprüft werden dann. In seinen Grundlinien , seiner Grundidee hat dieses Gleichnis für mich jedenfalls eine gewisse Plausibilität/Vernünftigkeit , aber es soll hier natürlich niemanden hier Kritik (an den Philosophen) verboten werden , was ja dogmatisch wäre. Es müsste halt nur geprüft werden genauer, ob diese Kritik (an Platon hier) in dem Fall wirklich/sachlich berechtigt ist oder nicht. Aber dies würde jetzt eine genauere Analyse/Auskunft/Überprüfung erfordern, die ich zumindest in diesem Beitrag weder leisten kann noch will.


Salve!


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