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So ich möchte mal einen bisher noch nicht genannten Philosophen hier in die Diskussion hineinbringen, der in diesem Zusammenhang gut passt.  Es handelt sich um den französischen Philosophen Levinas.


Ich zitiere aus seinem Text Einige Betrachtungen zur Philosophie des Hitlerismus (Levinas 2007, S.73> aus Verletzlichkeit und Frieden):


"Hitlers Philosophie zielt auf  Einfaches und Grundlegendes. Doch die elementare Gewalt, mit der die in ihr gärenden primitiven Kräfte  plötzlich zum Ausbruch kommen, bringt mit einem Schlag auch ihre ganze erbärmliche Phrasenhaftigkeit an den Tag. Sie bringen das Heimweh zum Bewusstsein, das tief in der deutschen Seele schlummert. Der Hitlerismus ist eine Seuche oder eine Verwirrtheit des Geistes; er ist das Erwachen elementarer Gefühle. Und genau deshalb wird er als philosophisches Phänomen interessant- und schrecklich gefährlich. Denn in diesen elementaren Gefühlen verbirgt sich tatsächliche eine Philosophie. In ihnen nämlich drückt sich die Grundhaltung der Seele dem Ganzen der Wirklichkeit wie dem eigenen Schicksal gegenüber aus. (...) Die Philosophie des Hitlerismus geht darum auch über den Kreis der Hitleranhänger hinaus. Sie stellt die Prinzipien der Zivilisation als solche in Frage. Der dabei auftretende Konflikt spielt sich nicht nur zwischen Liberalismus und Hitlerismus ab, sondern er bedroht das Christentum selbst, trotz der Rücksichtsnahmen und Konkordaten die den christlichen Kirchen zu Beginn des Hitlerregimes noch zu gute kam. Doch es genügt nicht einfach den christlichen Universalismus dem rassistischen Partikularismus gegenüberzustellen, wie dies gewisse Journalisten tun: Ein logischer Widerspruch vermag über ein konkretes Ereignis kein Urteil zu fällen.  Die Bedeutung einiges logischen Widerspruchs zwischen zwei gegensätzlichen  Denkströmungen wird erst dann wirklich klar, wenn man zu den Quellen, den Intuitionen , d.h. zu den ursprünglichen Entscheidungen zugeht, aus denen sie entstanden sind."


Und:


"Dem Aufsatz liegt die Überzeugung zugrunde, dass der Ursprung der blutigen Barbarei des Nationalsozialismus  nicht in einer zufälligen  Anomalie der menschlichen Urteilsfähigkeit  und auch nicht in einem bloßen ideologischen Missverständnis zu suchen ist. Er will vielmehr die Überzeugung zum Ausdruck bringen,dass dieser Ursprung aus einer grundsätzlichen Möglichkeit des elementalen Bösen herrührt, zu der die Logik führen kann und gegen die sich die abendländische Philosophie nicht  ausreichend geschützt hat: eine Möglichkeit, die der Ontologie des Seins eingeschrieben ist, das sein will- ein Sein, so die heideggersche Formulierung, <dem es in seinem Sein  um dieses Sein selbst geht >; eine Möglichkeit , die auch noch das Subjekt bedroht, , das in Korrelation steht zu einem Sein, das es <zu sammeln> und <zu beherrschen> gilt, dieses berühmte Subjekt des transzendentalen Idealismus, das sich als freies will und für ein solches hält.  Man muss sich fragen, ob der Liberalismus genügt, um zur eigentlichen Würde des menschlichen Subjekts zu gelangen."


Bemerkenswert ist, dass Levinas bei Hitler eine Philosophie erkennt bzw. von Hitlers Philosophie spricht. Er spricht ja auch von der Philosophie des Hitlerismus.  Besonders wichtig: "Denn in diesen elementaren Gefühlen verbirgt sich tatsächliche eine Philosophie. In ihnen nämlich drückt sich die Grundhaltung der Seele dem Ganzen der Wirklichkeit wie dem eigenen Schicksal gegenüber aus. (...) Die Philosophie des Hitlerismus geht darum auch über den Kreis der Hitleranhänger hinaus. Sie stellt die Prinzipien der Zivilisation als solche in Frage. "


Auch wichtig: "Er will vielmehr die Überzeugung zum Ausdruck bringen,dass dieser Ursprung aus einer grundsätzlichen Möglichkeit des elementalen Bösen herrührt, zu der die Logik führen kann und gegen die sich die abendländische Philosophie nicht  ausreichend geschützt hat." 


Levinas verbindet nach meiner Ansicht die Philosophie des Hitlerismus mit der "grundsätzlichen Möglichkeit des elementalen Bösen"... Man kann daher sagen, dass Hitlers Philosophie bzw. die Philosophie des Hitlerismus als eine Philosophie des Bösen (mit Levinas) betrachtet/gedeutet werden kann (denn hier stellt das Böse die "Prinzipien der Zivilisation" in Frage).


Hiermit bringe ich mal einen neuen Aspekt hinein (obwohl zwar von Hitler und dem Nationalsozialismus schon gesprochen wurde, aber nicht von Hitlers Philosophie bzw. von einer Philosophie des Hitlerismus).


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