Nun, der Glaube oder Nicht-Glaube an ein individuelles Weiterleben nach dem körperlichen Tod ist halt wirklich eine reine Glaubensfrage und über Glaubensfragen kann man nicht wirklich diskutieren. Ich persönlich glaube an eine individuelle Bewusstseins-Energieform, die den Tod überdauern wird, ja, für die eben der Tod die wahre Erleuchtung sein wird. Allerdings ist mir klar, dass Glauben nicht Wissen ist und dass das letztendlich eine metaphysische Spekulation ist. Aber:
Selbst wenn man davon ausgeht, dass es kein individuelles Weiterleben nach dem Tod geben wird, sondern sich das individuelle Bewusstsein ins kosmische Bewusstsein auflösen wird, oder wenn man sogar davon ausgeht, dass das Bewusstsein ganz verlöscht und zu nichts wird (wobei das dann aber die philosophische Frage aufwirft, was dieses nichts überhaupt bedeutet), dann ist der Tod als Ereignis trotzdem immer noch - oder vielleicht sogar noch stärker - das zentralste Ereignis im Leben. Denn wenn wir wirklich zwischen zwei Ewigkeiten der Nichtexistenz existieren, dann müssten wir hier auf der Erde jeden Tag, jede Stunde, jede Minute maximal auskosten, zumal wir ja wirklich nie wissen, wann der Tod kommt. Aber wer lebt denn so? Ich kannte noch nie jemanden, von dem ich dachte: Der kostet jeden Tag aufs vollste aus, und was mehr als das ist: Ich wüsste gar nicht, wie das aussehen sollte. Wir sind doch alle die meiste Zeit mit irgendwelchen trivialen Dingen beschäftigt, seien es nun die "Instandhaltungsarbeiten" des Körpers (Ernährung/Hygiene/Gesundheit), irgendwelche Dinge oder Termine, die zu erledigen sind, die Arbeit, politische Streitereien im Internet, zwischenmenschliche Streitereien im Alltag, die TV-Serie, die man verfolgt, das Videospiel, das darauf wartet, weiter beackert zu werden und so weiter und so fort. Du wirst mir jetzt wahrscheinlich erzählen wollen, dass das bei dir natürlich nicht so ist, weil du dich ja in allen Bereichen päpstlicher als der Papst gibst, aber sei versichert, dass 90% der Menschen, eher 95%, ein triviales Leben leben. Wüssten wir alle, dass wir zwischen zwei Ewigkeiten des Nichts existieren, dann würden wir nicht so unbewusst dahinleben, ich sehe es paradoxerweise so, dass unser legeres Dahinleben darauf zurückzuführen ist, dass das Wissen um unsere Unsterblichkeit tief in uns verwurzelt ist und wir wissen, dass wir uns hier auf der Erde in einem Exil befinden, temporär und gefallen, und dass es hier nichts von Wert gibt, das man erlangen könnte. Unsere wahre Heimat ist die geistige Welt und dieses Drecksloch hier, die materielle Ebene, ist es gar nicht wert, dass man sich groß damit abgibt.
Aber eben - jetzt bin ich doch etwas abgeschweift - ich wollte eigentlich darauf hinaus: Egal, wie man es betrachtet, der Tod ist die wahre Erleuchtung: Entweder in dem Sinne, wie ich es sehe, oder in dem Sinne, wie der Atheist und Nihilist Jed McKenna, der nicht an eine individuelle Weiterexistenz nach dem Tod glaubt, es sieht: Dass nämlich der Gedanke an den Tod, konsequent zu Ende gedacht, zur wahren Erleuchtung im Leben führt. Er gehört vermutlich wirklich zu den 5 bis 10% der Menschen, die kein triviales Leben führen, das geht aus seinen Büchern hervor, wobei ich natürlich nicht sicher wissen kann, ob seine Bücher fiktional sind oder nicht.
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