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Ich habe letztlich keine Überzeugungen, sondern Vorstellungen. Deshalb ist mir bei allen Themen, aber ganz besonders im spirituellen Bereich, die Vorstellungskraft/Kreativität/Fantasie so wichtig. Ich bin erst relativ spät bei den eigentlich spirituellen Themen gelandet, mein Zugang zu diesem ganzen Bereich lag eigentlich anfangs eher im Bereich der künstlerischen Kreativität. Im Grunde habe ich da die bisher einzige direkte, nicht anzweifelbare Berührung mit der geistigen Welt gehabt. Ich habe nämlich vor langer Zeit einmal Songtexte geschrieben, also über hundert Texte, das war nicht nur eine spontane Phase, und beim Schreiben dieser Texte habe ich eindeutig das erfahren, was Künstler als "göttliche Inspiration" beschrieben haben, wobei ich es einfach "geistige Inspiration" nennen würde, denn wie gesagt denke ich, dass Gott so weit von uns entfernt ist, dass da keine direkte Kommunikation möglich ist. Diese geistige Inspiration lief so ab: Ich habe zum Beispiel ein Buch aufgeschlagen, zufällig irgend eine Seite, und habe da blind mit dem Finger auf eine Zeile getippt und diese als Inspiration genommen. Ich habe nicht jedes Mal gleich beim ersten Versuch etwas brauchbares gefunden, aber mehr als drei Versuche hat es nie gebraucht. Ich habe dann ein Wort oder einen Halbsatz herausgenommen, diesen auf ein Blatt Papier geschrieben und was dann (in den meisten Fällen, nicht immer) passiert ist, kann ich nur so beschreiben: Der Text hat sich von selbst geschrieben. Ich habe diese Texte nicht selber geschrieben, sondern sie "gefunden". Manchmal war bereits nach ein paar Sätzen klar, wie der restliche Text aussehen wird, ich habe das nur noch sozusagen aus der geistigen Welt "abgetippt". Es ist diese direkte Erfahrung, die mich in Bezug auf die geistige Welt so sicher macht, also dass ich einfach davon überzeugt bin (diese eine Überzeugung gibt es vielleicht doch), dass "die andere Seite" oder wie auch immer man das nennen will, tatsächlich existiert. Denn ich war, als der Text dann fertig war, selber erstaunt, was dabei herausgekommen ist. Also kam das ja eindeutig "von woanders her". Ich habe diese Erfahrung wie gesagt an die 100 mal gemacht und kenne aber auch die Situationen, in denen man einfach nicht "von der Muse geküsst" wird und dann irgendetwas aus eigener Kraft zusammenschreibt, und das ist dann nie so gut, wie das, was tatsächlich "eingegeben" wurde.


Meine zweite - ebenfalls unkonventionelle - und eher indirekte Erfahrung mit der geistigen Welt ist durch den Filmemacher David Lynch entstanden, dessen Werke man vielleicht als psychedelische Trips in Filmform beschreiben kann. Das Medium Film wird ganz allgemein unterschätzt, wenn es um den Zugang zu Themen wie Spiritualität und Tiefenpsychologie geht, man kann da unglaublich viel lernen und zwar auf eine ganz andere, viel direktere Art, als wenn man zum Beispiel ein Buch liest. Mir persönlich helfen da vor allem surreale Filme wie eben die von Lynch oder auch die von Stanley Kubrick, Andrei Tarkowski  und einigen anderen. Diese Filme brechen mit jeglicher konventionellen Logik und Linearität und dennoch ist das dort Gezeigte aber nicht willkürlich oder zufällig, sondern folgt einer eigenen Logik, ich würde sagen: einer höheren Logik. Denn Lynch hat in Interviews beschrieben, wie er auf seine Ideen kommt, eben durch transzendentale Meditation. Er schnappt in der geistigen Welt Ideen auf und alles was er dann macht, ist, diesen Ideen treu zu bleiben und sie auszuführen, also genau das, was ich oben bei meiner Herangehensweise an Songtexte beschrieben habe. Für mich sind solche Kunstwerke, die erkennbar "von drüben" inspiriert wurden, der bisher sicherste Beweis, dass es da etwas gibt, was über die materielle Ebene hinausgeht. Man spürt hier "das andere" wenn man in diesen Filmen versinkt.


Also, aus dieser einen ganz direkten und der anderen eher indirekten Erfahrung hat sich quasi mein Interesse an der Spiritualität gespeist. Wenn man sich diesen inneren Kompass angelegt hat, bekommt man einfach ein Gespür dafür, wo man diese Einflüsse aus der geistigen Welt aufspüren kann. Ich kann nicht erklären, woran ich erkenne, dass ich es mit einem seriösen Menschen zu tun habe, denn ja, selbstverständlich gibt es in diesem Bereich auch Scharlatane und sogar Betrüger. Aber wie [USER=8003]@Helmfried[/USER] immer wieder sagt, kann man ja nicht, nur weil es ein paar schwarze Schafe gibt, gleich das ganze Thema verwerfen und als unseriös brandmarken. Ich kann übrigens auch gar nicht genau sagen, was mich immer wieder dazu motiviert, so ausgiebig über diese Dinge zu schreiben, gerade hier, wo es nur wenige Gleichgesinnte gibt, aber irgendetwas in mir treibt mich einfach immer wieder voran, und sei es auch nur, um diese Dinge für mich selbst zu klären. Das ist etwas, was ich von Jed McKenna gelernt habe: Dass nämlich das Schreiben an sich auch ein spiritueller Prozess ist. Seiner Meinung nach sogar der effektivste. Und in der Anthroposophie wiederum wird immer wieder gesagt, "dass wir das spirituelle Denken lernen müssen".


Also: Vorstellungskraft/Kreativität/Fantasie. Drei Dinge, mit denen der Materialismus rein gar nichts anfangen kann, sind meiner Ansicht nach wichtige Werkzeuge bei der Betrachtung der Realität, aber selbstverständlich muss man diese Werkzeuge sehr behutsam anwenden, sonst kommt man natürlich vom Hundertsten ins Tausendste. Es geht dabei weniger um das, was man sich vorstellt, sondern wie man es sich vorstellt. Die geistige Welt hat eine eigene Logik und diese widerspricht unserem Alltagsverstand. Die Eingebungen aus der geistigen Welt kann man nicht rational erfassen, man kann sie nur "ausführen". Letztlich entspringen auch solche Texte, wie dieser hier, nicht "meiner Feder", sondern ich lasse mich führen. Ich habe nicht gewusst, dass dieser Text so lang wird und was drin stehen wird. Das ist auch wieder so ein Beispiel. Natürlich kann man sich immer fragen: Wozu das ganze? Aber ich denke eben, und auch da bin mir mit Helmfried einig, dass letztlich das ganze irdische Leben eine Vorbereitung auf den Tod ist. Und insbesondere die spirituellen Themen sind das. Wir mögen zwar mit unseren Vorstellungen über die geistige Welt im Dunkeln tappen, weil sie nämlich so andersartig ist, dass wir sie uns im Detail nicht vorstellen können (vielleicht gibt es Ausnahmen wie Steiner), aber dennoch werden diese Vorstellungen eine Rolle spielen, wenn wir "nach drüben" gehen werden und darüber hinaus können sie uns sicher auch schon im Leben helfen, in manchen Situationen jedenfalls. Früher war der Zugang zur geistigen Welt natürlich noch viel einfacher, heutzutage wird er vom alles dominierenden materialistischen Denken blockiert. Nur deshalb ist das alles so schwierig. In einer normalen Gesellschaft (die es aber noch nie gegeben hat) wäre das alles nicht der Rede wert und jeder würde seine volle direkte Einweihung in die geistige Welt erfahren, bevor er volljährig ist (unser Ersatz dafür - oder vielmehr die Parodie darauf - ist die Konfirmation). Aber das ist natürlich eine Utopie, von einer solchen Gesellschaft sind wir Lichtjahre entfernt.


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