beislschmidt
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- 4. April 2010
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Inuit
Der alte Tousarfit hatte schon viele Winter gesehen. Liebevoll streichelte er das Fell von Nalalgak, seinem treuen Hund. Er war der einzige, der ihm noch geblieben war.
„Brav“, brummte er „nein, heute gehen wir nicht mehr hinaus“. Nalalgak streckte sich zu seinen Füßen aus, während der alte Tousarfit sanft seinen Rücken klopfte. Seine Augen waren kleine dunkle Schlitze, die tief verborgen in einem zerfurchten Gesicht lagen. Lange schaute er auf das weiße Fell vor seinem Eingang.
„Tapfer hast du dich gewehrt alter Nanuk, meinem Bruder sogar den Brustkorb aufgerissen“. Toursafit dachte einen Augenblick daran, wie das rote Blut der Menschen und das des Eisbären sich im Schnee vermischt hatten. Ihm, Toursafit gehörte nun das Fell des Nanuk. Die anderen Jäger hatten es so gewollt. Es war die letzte Ehre, die sie dem jungen Sekiliniak, seinem jüngsten Bruder erweisen konnten. Langsam stand der Alte auf und schlüpfte in seine Felljacke. Sein Blick fiel auf das scharfe Sawik-Messer. Nein, die Waffe würde er heute nicht brauchen. Sein Hund begann freudig mit dem Schwanz zu wedeln, als er sah, wie Toursafit nach seiner Harpune griff und sie prüfend in der Hand wog. Fast zwei Meter lang war sie. Kunstvoll aus dem Stoßzahn eines Narwals geschnitzt. Mit einer eigenen Inschrift, die der letzte Angakok von Nunavut mit Schamanensprüchen belegt hatte.
„Nein, du musst diesmal hier bleiben Nalalgak“ flüsterte der Alte seinem Gefährten zu. Toursafit schob sich durch den schmalen Eingang und äugte in die Nacht hinaus. Seine Augen begannen ob der Eiseskälte zu tränen und er zog sich seine Kapuze tiefer ins Gesicht. Langsam stapfte er den vom Mondlicht beschienenen Schneehügel hinauf. Nach etwa einer halben Stunde hatte er sein Ziel erreicht. Vom höchsten Punkt aus bot sich ihm der Blick in sein geliebtes Tal, welches wie gewohnt im Schneemantel lautlos und starr vor ihm lag. Seine Frauen Olou und Sika waren schon in den letzten zwei Jahren vor ihm gegangen und Toursafit glaubte, dies wäre der richtige Augenblick. Etwas umständlich setzte er sich in den Schnee und begann langsam seine Felljacke aufzuköpfen. Er wusste, dass die Eisvögel ihn sehr schnell mitnehmen würden, keine zwei Minuten würde es dauern. Er reckte seine faltigen Arme in den Nachthimmel.
„Sekilniak, Sekilniak“ rief der alte Inuit mit brüchiger Stimme. Danach sah er spitze Eiskristalle in seine Augen stürzen und hörte von fern, wie das Heulen der Wölfe näher kam.
Der alte Tousarfit hatte schon viele Winter gesehen. Liebevoll streichelte er das Fell von Nalalgak, seinem treuen Hund. Er war der einzige, der ihm noch geblieben war.
„Brav“, brummte er „nein, heute gehen wir nicht mehr hinaus“. Nalalgak streckte sich zu seinen Füßen aus, während der alte Tousarfit sanft seinen Rücken klopfte. Seine Augen waren kleine dunkle Schlitze, die tief verborgen in einem zerfurchten Gesicht lagen. Lange schaute er auf das weiße Fell vor seinem Eingang.
„Tapfer hast du dich gewehrt alter Nanuk, meinem Bruder sogar den Brustkorb aufgerissen“. Toursafit dachte einen Augenblick daran, wie das rote Blut der Menschen und das des Eisbären sich im Schnee vermischt hatten. Ihm, Toursafit gehörte nun das Fell des Nanuk. Die anderen Jäger hatten es so gewollt. Es war die letzte Ehre, die sie dem jungen Sekiliniak, seinem jüngsten Bruder erweisen konnten. Langsam stand der Alte auf und schlüpfte in seine Felljacke. Sein Blick fiel auf das scharfe Sawik-Messer. Nein, die Waffe würde er heute nicht brauchen. Sein Hund begann freudig mit dem Schwanz zu wedeln, als er sah, wie Toursafit nach seiner Harpune griff und sie prüfend in der Hand wog. Fast zwei Meter lang war sie. Kunstvoll aus dem Stoßzahn eines Narwals geschnitzt. Mit einer eigenen Inschrift, die der letzte Angakok von Nunavut mit Schamanensprüchen belegt hatte.
„Nein, du musst diesmal hier bleiben Nalalgak“ flüsterte der Alte seinem Gefährten zu. Toursafit schob sich durch den schmalen Eingang und äugte in die Nacht hinaus. Seine Augen begannen ob der Eiseskälte zu tränen und er zog sich seine Kapuze tiefer ins Gesicht. Langsam stapfte er den vom Mondlicht beschienenen Schneehügel hinauf. Nach etwa einer halben Stunde hatte er sein Ziel erreicht. Vom höchsten Punkt aus bot sich ihm der Blick in sein geliebtes Tal, welches wie gewohnt im Schneemantel lautlos und starr vor ihm lag. Seine Frauen Olou und Sika waren schon in den letzten zwei Jahren vor ihm gegangen und Toursafit glaubte, dies wäre der richtige Augenblick. Etwas umständlich setzte er sich in den Schnee und begann langsam seine Felljacke aufzuköpfen. Er wusste, dass die Eisvögel ihn sehr schnell mitnehmen würden, keine zwei Minuten würde es dauern. Er reckte seine faltigen Arme in den Nachthimmel.
„Sekilniak, Sekilniak“ rief der alte Inuit mit brüchiger Stimme. Danach sah er spitze Eiskristalle in seine Augen stürzen und hörte von fern, wie das Heulen der Wölfe näher kam.