Liebe Lilith,
der Versuch alle deine Fragen hier zu beantworten, würde sehr schwer sein. Denn einige der Fragen richten sich so zu sagen an die Gehirnforschung, bzw. Neurobiologie, andere aber an den gesunden Menscheenverstand - sind eher philosophischer Natur. Und auch wenn ich die Schnittstellen solcher Fragestellungen besonders liebe, weiss ich andererseits, dass man sie sehr schwer beantworten kann. Denn die Schnittstellen, oft bloss schmale Pfade, erweisen sich auch als Gratwanderungen.
Nun versuche ich wenigstens einiges konkret zu beantworten.
Der Bauplan für die evolutionäre Entwiklung der Intelligenz beruht auf sehr neuen Erkenntnissen der Gehirnforschung - es ist die Kognitionforschung die sich mit dieser Frage befasst. Und die Kognitionsforschung ist tatsächlich die Erforschung des menschlichen Geistes, besser gesagt, wie dieser zustande kommt und funktioniert..
Was gehört alles dazu? Nun, die Sprache, das Bewusstsein, unsere Wahrnehmung, unser Gedächnis, unsere Lernfähigkeit. In grossen ganzen, alles was mit unserem Wissen zutun hat. Das Wissen ist ein solch komplexer Vorgang, dass bis vor kurzem darüber nur spekuliert wurde, und erst jetzt die molekulare Basis dieser Prozesse annähernd erforscht werden kann. Mit anderen Worten: die kognitiven Prozesse, können jetzt einer neuronalen Grundlage zugeordnet werden.
Doch wie Inhalte in der Rinde des Großhirns räpresentiert werden, darüber hat man noch keine Antwort. Man weiss, dass da einzelne Informationen zusammenlaufen, aber wie entsteht das komplexe Bild? Also eigentlich der kognitive Prozess?
Dies alles nur als eine kleine Vorweginformation, um begreiflich zu machen, wie komplex diese Materie eigentlich ist. Aber die materielle Basis dessen was du erfragst, musste doch wenigstens angedeutet werden.
Bedeutet das, dass wir einzig und alleine in Abhängigkeit von diesen neuronalen Prozessen handeln?
Nein, der Mensch ist doch auch selbstbestimmt, er hat einen freien Willen, er ist nicht nur ein Produkt seiner biologischen Evolution. Noch anders ausgedrückt: wir sind nicht alleine von unseren Hirnstrukturen und deren Funktionen determiniert.
Es ist uns darüberhinaus genug Intelligenz gegeben , die uns befähigt, frei zu entscheiden, zu erkennen wo unsere Grenzen sind, wo wir uns geirrt haben, wo unsere Machtansprüche uns eingeschränkt haben. Wir sind fähig Zusammenhänge wenigstens zum Teil zu erkennen, analytisch zu denken und danach zu synthetisieren, und auch wenn es uns nicht so genehm ist: das verlockende Bild der Krone der Schöpfung, davon sollten wir uns verabschieden, sogar ohne es zu bedauern....
Denn auch so eine Vorstellung, so scheint es mir wenigstens, könnte uns Grenzen setzen.