Zitat aus dem Buch von J. Lehmann, "Die Kreuzfahrer", Bertelsmann 1976
Am 14. Juli 1099 erobern katholische Kreuzfahrer Jerusalem:
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Nachdem einmal eine Bresche geschlagen war, konnten die Kreuzfahrer nun über Sturmleitern in die Stadt einsteigen. Die Tore wurden geöffnet und mit dem Ruf "Gott will es, Gott hilft!" stürzten die Christen in die Straßen Jerusalems.
Und nun begann ein schauerliches Gemetzel unter den Flüchtenden. "Die Unsren [die Katholiken] folgten ihnen und trieben sie vor sich her, sie tötend und niedersäbelnd, bis zum Tempel Salomons, wo es ein solches Blutbad gab, daß die Unsrigen bis zu den Knöcheln im Blut wateten . . .
Nachdem die Unsrigen die Heiden endlich zu Boden geschlagen hatten, ergriffen sie im Tempel eine große Zahl Männer und Frauen und töteten sie oder ließen sie leben, wie es ihnen gut schien."
Kein Haus blieb verschont. Die Kreuzfahrer nahmen Rache an drei Jahren Entbehrung. Nur töten war ihnen nicht genug: Alte Männer, Frauen und Kinder wurden nicht einfach erschlagen. Einige zwang man, von Türmen herabzuspringen, andere warf man zum Fenster hinaus, daß sie mit gebrochenem Genick liegen blieben; die Kreuzfahrer rissen Kinder von den Brüsten der Mütter und schleuderten sie gegen Wände und Türpfosten, daß das Gehirn herumspritzte, manche wurden langsam an Feuern geröstet, manchen schnitt man den Bauch auf, um zu sehen, ob sie nicht Gold oder Edelsteine verschluckt hatten.
Es gab, so fand der Geistliche Raimund von Agiles, "wundersame Dinge zu sehen.
Zahllose Sarazenen wurden enthauptet. . . andere mit Pfeilen erschossen oder über die Zinnen der Türme in die Tiefe gestürzt; wieder andere wurden tagelang gefoltert und dann den Flammen überantwortet. Auf den Straßen konnte man haufenweise abgehauene Köpfe, Hände und Füße sehen. Überall mußte man sich seinen Weg durch Pferde- und Menschenleiber bahnen."
Es entging keiner dem Gemetzel. Die Juden, die in die Hauptsynagoge geflüchtet waren, wurden eingeschlossen und die Synagoge angezündet, so daß sie alle in den Flammen umkamen. Nur Iftikhar ad-Daura, der Statthalter, und seine Leibwache kamen gegen ein hohes Lösegeld frei und blieben am Leben.
Alle anderen, und die Chronisten nennen Zahlen zwischen 40.000 und 70.000 Menschen, kamen in Jerusalem durch die Hand christlicher Pilger im Namen des Kreuzes ums Leben.
"Die Stadt bot das Bild einer solchen Schlächterei, eines solchen Blutbades unter den Feinden dar, daß sich selbst die Sieger entsetzt und angeekelt abwandten", notierte Erzbischof Wilhelm von Tyros, und ein anderer Chronist schreibt:
"Niemand hat jemals von einem ähnlichen Blutbad unter dem heidnischen Volk gehört oder es gesehen."
Und nachdem dieser Chronist alle Plündereien und Morde aufgezählt hat, schreibt er im nächsten Absatz: "Dann, glücklich und vor Freude weinend, gingen die Unsrigen hin, um das Grab Unseres Erlösers zu verehren, und entledigten sich ihm gegenüber ihrer Dankesschuld. Am folgenden Tag erkletterten die Unsrigen das Dach des Tempels, griffen die Sarazenen, Männer und Frauen, zogen das Schwert und schlugen ihnen die Köpfe ab."
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