Kein mentales Phänomen ohne neuronales Korellat !
Soliton,
da muss ich nun doch noch ein paar Mosaiksteinbruchrechnungen in saltotaler
Überschlagsmanier aus dem präfrontalen Cortex herauskaskadieren lassen.
Vorweg soll an mein Verständnis von Analogien zwischen der Kybernetikdrüse
unter unserer Schädeldecke und (Analog-) Computern erinnert werden:
Als Pendant zur Hardware sehe ich die Neuronen und ihre Ausläufer,
und als Pendant zur Software die Details der Vernetzung der Neuronen über
Synapsen (die sich aber, wie bereits erwähnt, im laufenden Betrieb ändert).
Die neuronalen Prozesse stellen die Arbeit von Hard- & Software dar,
und die mentalen Phänomene sind Begleiterscheinungen der neuronalen Prozesse
(graphische Benutzeroberfläche ?).
Nun zum Pawlowschen Reflex und zu anderen Reflexen:
Die sind doch geradezu Paradebeispiele für rein neuronale Prozesse,
bei denen ein mentales Phänomen nicht einmal als Begleiterscheinung vorkommt.
Das Hin- und Her-Schaukeln bis zur Bewusstlosigkeit über die Frage
der Auslösung von Prozessen hat unmittelbar mit dem zentralen Problem
von dualistischen Erklärungsmodellen zu tun, nämlich mit der Frage,
wie ein rein geistiges Gebilde eine Wirkung auf die Materie ausüben soll.
Weil eine plausible Antwort auf diese Frage bisher noch fehlt,
müssen seriöse Anhänger von dualistischen Erklärungsmodellen zähneknirschend
einbekennen, dass es kein mentales Phänomen ohne ein neuronales Korellat gibt.
In der Kybernetikdrüse unter unserer Schädeldecke finden demnach zwei Arten
von neuronalen Prozessen statt:
Zuerst einmal die entwicklungsgeschichtlich älteren Prozesse,
die von keinen mentalen Phänomenen begleitet werden,
und dann noch entwicklungsgeschichtlich jüngere Prozesse,
die von mentalen Phänomenen begleitet werden.
Warum sollte man aber nun annehmen, dass diesen zwei Arten von neuronalen
Prozessen zwei verschiedene Wirkungsmechanismen zugrundeliegen ?
Gegen eine Annahme von zwei verschiedenen Wirkungsmechanismen würde sich
ja schon Ockham heftigst sträuben; und weil dieser Ockham,
wenn der fuchsteufelswild ist, immer mit Rasierklingen herumfuchtelt,
will ich mich mit ihm lieber nicht anlegen.
Außerdem erscheint mir vor dem Hintergrund der Tatsache, dass sich
das Hirnvolumen der Hominiden im Laufe von rund 1 Million Jahren annähernd
verdreifacht hat, ohnehin die Annahme viel naheliegender,
dass sich diese Prozesse lediglich in der Anzahl involvierter Neuronen
und der Anzahl Verknüpfungen unterscheiden.
Mit einer deutlich höheren Anzahl Neuronen können dann entsprechend komplexe
Begleiterscheinungen auftreten (emergieren?), eben so faszinierende Phänomene
wie Geist, Psyche, Seele, Bewusstsein, Ich, Wille, Sprache, etc..
Solange es keine plausible Erklärung dafür gibt, wie ein rein geistiges Gebilde
eine materielle Wirkung auslösen kann, halte ich mich von einem dualistischen
Erklärungsmodell fern und bevorzuge ein monistisches Erklärungsmodell,
bei dem diese Frage garnicht erst auftritt.
Freilich kann diese Modellvorstellung auch keine direkten Zusammenhänge
zwischen Sprache und Identität aufzeigen, weil darin ja beide Phänomene
als Begleiterscheinungen einer neuronalen Aktivität verstanden werden.
Ein indirekter Zusammenhang zwischen diesen beiden Phänomenen
kann wieder nur durch neuronale Aktivitäten hergestellt werden.
Die Neuronen, deren Aktivitäten die Sprache hervorbringen,
können eng vernetzt oder teilweise sogar identisch mit den Neuronen sein,
deren Aktivitäten ein Ich-Gewahrsein (aka Identität) hervorbringen.
Und auch dieser lästige Durst kommt entweder von neuronalen Aktivitäten,
oder von einer Dysfunktionalität der Kühlschranksoftware her!
> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <