AW: Ich kenne den Sinn des Lebens
Was macht man als Raucher anders mit der Erkenntnis, dass rauchen ungesund ist?
Gar nichts zu Beginn, denn jeder Raucher weiß, dass es ungesund ist. Aber wenn mit der Zeit Dinge geschehen, wie das Treppensteigen fällt schwerer oder der Blutdruck ist zu hoch, besinnt man sich vielleicht der Erkenntnis, dass all das vom Rauchen begünstigt wird.
Wenn das Leben rund läuft, oder man zumindest einigermaßen zufrieden ist, wird man eine solche Erkenntnis als aller höchstens "ganz nett" einstufen. Wenn aber Dinge geschehen, wie man verliert Wichtiges, was man zuvor als wesentlichen Teil des Lebens erfahren hat, oder man wird schwer krank, und fragt sich "Warum und wozu geschieht das genau mir?", dann erinnert man sich eventuell gerne an diese Erkenntnis. So geschehen bei mir.
Es macht einen großen Unterschied für das eigene Wohlbefinden, ob dieses Leben in all seinen Fassetten selbst gewählt ist, oder ob es in gewissem Sinn auferzwungen ist. Nun, es ist gar nicht auferzwungen. In keinem einzigen Punkt. Diese Erkenntnis war für mich sehr befreiend. Sie ist aber nicht von heute auf morgen gekommen. Es liegen viele Jahre dazwischen. Jahre des Zweifels und Wiederholens. Wiederholen deshalb, weil die Erkenntnis immer wieder kam. Und immer intensiver. Bis sie die heutige Form erreicht hat, die ich so wenig bezweifle wie das "Wissen", dass der Eiffelturm in Paris steht.
Die Erkenntnis hat mich regelrecht heimgesucht. Wie viele andere Erkenntnisse auch. Einige kamen auf sehr schmerzhafte Weise. Sie waren die schönsten Erkenntnisse und ich bin heute von Dankbarkeit erfüllt, wenn ich an sie denke.
Die Qualität dieses "Sinn des Lebens" ist vor allem von innerer Natur. Mein Innenleben hat sich stark verändert. Aber zwangsläufig hat sich auch mein Äußeres geändert. Mein Verhalten Menschen gegenüber zB. Dinge, die mich früher aufgeregt haben, berühren mich heute nicht mehr oder nur oberflächlich. Ich bin sicher nicht frei von Zorn und werde es als Mensch nie sein. Aber das ist gut so, weil selbst der Zorn eine von uns erfundene Emotion ist. Und sie kann unseren Zielen durchaus nützlich sein.
Wohl ist mir auch bewusst, dass Zorn meinen Zielen nur sehr selten dienlich ist. Wenn er aufkommt, nutze ich die Erinnerung an meine Erkenntnis über den Sinn des Lebens. Die Erinnerung daran, dass dies ein von uns kreiertes Spiel ist. Ein Spiel, das Regeln gehorcht, und eine Regel sagt - im übertragenen Sinn - Zorn wirkt zerstörerisch. Eine andere Regel sagt, Druck bewirkt Gegendruck. Das heißt, wenn ich meinen Zorn auf jemanden richte, und damit Druck erzeuge, wird dieser jemand Gegendruck erzeugen. Der Zorn kommt also auf mich zurück.
Man kann den Zorn zwar auch für "gute Zwecke" nutzen, aber man sollte nicht mit dem Feuer im Pulverfass spielen. Und die Welt von heute ist ein Pulverfass.
Das ist ein Beispiel dafür, wie ich diese Erkenntnis über den "Sinn des Lebens" nutze. Es gäbe viele andere Beispiele.
Mir ist bewusst, dass das für viele wie Aberglaube klingt. Es hätte sich für mich früher nicht anders ausgenommen. Aber mir ist auch bewusst, dass dies Menschen lesen werden, die sich zu diesen Worten irgendwie hingezogen fühlen. Dieses Hingezogenfühlen ist nicht Leichtsinn oder Naivität. Es ist die Ahnung davon, dass hier Wahrheit enthalten ist. Nichts, was der Verstand begründen kann, keine Formel, die er dafür entwerfen kann, aber das Gefühl sagt doch, das es so ist. Und das ist der Anfang jeder Erkenntnis. Gefühl.