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Immer gern zitiert: Die Bibel. Oder Jesu Einstellung zu diesem oder jenem. Doch seien wir mal ehrlich, alles was wir aus diesen frühen Zeiten präsentiert bekommen ist mit Sicherheit neueren Ursprungs. Die Ansicht irgendeines, mit Machtbefugnis ausgestatteten Schreibers, um den moralischen Mainstream irgendeines Zeitalters als Willen Gottes zu vermarkten.

Als Hete, mit vielen Schwulen und lesbischen Frauen befreundet, musste ich mir eine, mit vielen Erkenntnissen kollidierende Deutung zu Eigen machen.

Unter evolutionären Aspekten der Fortpflanzung scheint die heterosexuelle Prägung vorteilhaft. Allerdings ist die Evolution sprunghaft, nie berechenbar oder geradlinig. Sie frönt der Variation. Sie experimentiert, erlaubt sich zu irren oder unvorstellbare Lösungen zu offerieren.

Ich habe beobachtet, bei homosexuellen Männern wie Frauen, dass es zwei Phänotypen gibt. Die genetisch geprägten, das andere Geschlecht als Sexualpartner rigoros ablehnend (wie sagt der beste Freund meiner Frau: Für mich sieht eine weibliche Futt aus wie ein überfahrener Igel ...) und die ambivalenten, eher sozial geprägten Protagonisten, die ihre Vorliebe ändern oder steuern können.

Mich schreckt es, dass viele Menschen meinen, eine Krankheit in der Homosexualität zu sehen. Speziell wir Männer durchleben in unserer fötalen Ausbildung auch eine weibliche Phase, die sich m. E. in späteren Jahren in Form natürlicher Zuneigung zu anderen Männern zeigt (siehe männliche Freudenrituale z. B. beim Fussball). Kenne viele Männer, die auch von inneren Konflikten beim Ausleben solcher Gefühlsregungen erzählten.

Glaube, bei Frauen sind die Mechanismen ähnlich. Mehrere Frauen in meinem Umfeld lebten teils jahrelang mit anderen Frauen zusammen und sind mittlerweile verheiratet und Mütter.

Wenn Anhänger religiöser Gemeinschaften die Homosexualität ablehnen, hat es m. E. nur einen Grund: Angst. Vor Bruch von Regeln, vor Ausschluss aus der Gemeinschaft, vor übermächtigem, oktroyiertem Gewissen. Deshalb mussten Homosexuelle schon immer, wie es Dannecker einst formulierte, die Eigenschaften derer, die sie verfolgten und die diese an sich nicht wahrhaben durften, bis zur Kenntlichkeit verzerrt ausbilden. Siehe Tuntigkeit oder Kesse Väter.

Wir alle, gerade aber die Mitglieder dieses Forums, sollten unser diesbezügliches Weltbild nicht nach Religion oder Ideologie ausrichten sondern nach unserer inneren Toleranz gegenüber dem, das uns beängstigt.

Mir fällt da Mel Gibson ein, der öffentlich, vornehmlich unter berauschenden Mitteln, gegen Schwule wetterte. Und in mir die Gewissheit hervorrief, dass seine strenge katholische Erziehung ganz heftig mit seiner (möglichen) Homosexualität kollidierte.


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