In Sachen Liebe, Frieden und Verständigung sind heute wirklich die Neurobiologen die besseren Orientierungshilfen als geisteswissenschaftlich oder theologisch ausgerichtete Menschen:
"Wir haben nur die Welt, die wir zusammen mit anderen hervorbringen, und nur Liebe ermöglicht uns, diese Welt hervorzubringen.
Dies ist die biologische Grundlage sozialer Phänomene: Ohne Liebe, ohne daß wir andere annehmen und neben uns leben lassen, gibt es keinen sozialen Prozess, keine Sozialisation und damit keine Menschlichkeit. Alles, was die Annahme anderer untergräbt – vom Konkurrenzdenken über den Besitz der Wahrheit bis hin zur ideologischen Gewissheit – unterminiert den sozialen Prozess, weil es den biologischen Prozess unterminiert, der diesen erzeugt. Machen wir uns hier nichts vor: Wir halten keine Moralpredigt, wir predigen nicht die Liebe. Wir machen einzig und allein die Tatsache offenkundig, daß es, biologisch gesehen, ohne Liebe, ohne Annahme anderer, keinen sozialen Prozess gibt. Lebt man ohne Liebe zusammen, so lebt man heuchlerische Indifferenz oder gar aktive Negation des anderen."
Umberto Maturana & Francisco Varela: Der Baum der Erkenntnis. Die biologischen Wurzeln menschlichen Erkennens. S.266 ff.
Und auch dieser buddhistische Mönch kommt ursprünglich aus der Neurobiologie:
"Die Evolution des Lebens basiert auf der stetigen Suche nach einem ausgewogenen Verhältnis zwiscchen Kooperation, Konkurrenz und Desinteresse, das sich neuen Gegebenheiten anpasst....Narürlich überleben Raubtiere auf Kosten anderer Arten, aber die meisten Tiere leben in friedlicher Koexistenz oder gehen sich aus dem Weg, weil sie sich weder gegenseitig nutzen noch Rivalen im Kampf ums Überleben darstellen...Die Aggression hat in der Evolution nicht den allmumfassenden und wichtigen Einfluss, den man ihr zuschreibt."
Und das gilt auch für die kulturelle Evolution: "Die Geschichtsbücher und Medien zeichnen auch hier ein verzerrtes Bild, da sie eher Dramen und Konflikte darstellen als das alltägliche Leben." (Matthieu Ricard, Plädoyer für die Tiere, Kapitel 1)