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AW: Historisches - wie es wirklich war


Ich habe zwar erst ein Mal gereimt (Stichwort "Leber"), doch ich denke, es ist leicht zu erraten, welchen zwei Personen der Geschichte meine gereimte Erzählung gewidmet ist.



Vierundsiebzig, hochadelig und mit viel Geld

Starb mein Vater, bevor ich kam zur Welt.

Seine bürgerliche Frau, fünfzig Jahre jünger,

war spielsüchtig und dümmer.

Mein Erbe wurde von ihr durchgebracht

Drei Verlobungen hab' ich verkracht.

Arbeitete für einen Baron als Gouvernante,

wo ich für des Hauses Sohn entflammte.


Seine Eltern wollten, dass ich Wien verließ,

also ging ich nach Paris.

Dort wollt' man, dass ich bliebe,

doch ich sehnte mich nach meiner Liebe.

Verließ den schwedischen Erfinder,

kehrte zurück zu des Barones Kinder

Die Hochzeit in Mariahilf, die war geheim,

Enterbt, war'n wir im Kaukasus daheim.

Schrieben neun Jahre lang für deutsche Blätter,

Dann wurden meine Schwiegereltern netter.


Zurückgekehrt, blieben wir anonym,

denn ich schrieb unter Pseudonym,

Zu Gleichberechtigung und Pazifismus

Mein Mann schrieb gegen Antisemitismus,

seine Manuskripte kamen ungedruckt zurück,

mit Antimilitarismus hatte ich mehr Glück.

Mein bestes Buch schrieb ich schon unter meinem Namen

so erfolgreich, dass Übersetzer kamen,

Statt zu schreiben stand ich nun an Rednerpulten

Wo Politiker scheinheilige Reden abspulten.


Mein Mann unterstützte mich auf meinen Vortragsreisen

Auch mein schwed'scher Freund ließ sich von mir beweisen,

Seinen Reichtum jenen zu widmen, die friedlich Großes schaffen

Auf Gebieten, die sich nicht eignen zu Waffen.

Dass er dabei vor allem wollte,

dass mir der Preis zukommen sollte,

war mir jetzt nicht wichtig,

denn das Schicksal schlug mich richtig.


Mein viel jüngerer, geliebter Gatte,

an dem ich einen treuen Gefährten hatte,

starb. Und ich machte, um mir Stärke zu beweisen

Jetzt noch mehr Vortragsreisen.

Unterwegs erfuhr ich, dass das norwegische Parlament,

endlich auch meine Leistungen anerkennt.

Mit dem vom Freund gestifteten Geld

Reiste ich weiter um die Welt.

Zwar nun ohne finanzielle Sorgen, doch erschöpft und mit dem Wissen,

dass ich an Magenkrebs werd’ sterben müssen.

Noch vor dem großen Kongress des Friedens

Starb ich kurz vor Beginn des "Großen Krieges".



Anm.: Als der "Große Krieg" wurde der Erste Weltkrieg bezeichnet, als man noch nicht wusste, dass bald ein zweiter, noch "größerer" folgen sollte.


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