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Hass oder Liebe?

bluechips

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19. September 2008
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Es ist Abend. Er sitzt allein daheim. Eine Kerze verströmt einen angenehmen Duft. Er macht sich eine Flasche Wein auf. Aus dem Radio klingen die leisen Töne eines längst vergessenen Lovesongs.
Er macht die Augen zu, geniesst den herben Duft und den vollen Geschmack des Weins.
Er denkt an sie. In letzter Zeit viel zu oft. Es ist lange her, doch diese Begegnung vergisst er nicht so leicht. Es hat vieles in seinem Leben verändert. Seine Einstellung, seine Sensibilität und vielleicht auch seine Sichtweise.
Er hat gedacht, er ist drüber weg. Und vielleicht ist es auch so. Doch viel zu oft denkt er an die Zeit zurück. An sie. An das, was vorgefallen war. An alles. Und dann fragt er sich: „Was würde passieren wenn…?“
Es ist jetzt Jahre her, doch in seinen Augen ist es, als wenn es gestern gewesen wäre.
Es hat so harmlos angefangen. Sie sahen sich öfters in der Firma beim Rauchen auf dem Hof.
Sie ist ihm schon am Anfang aufgefallen, ohne, dass sie wirklich Notiz von ihm genommen hätte.
Diese Ausstrahlung, wenn sie zu der Gruppe stieß. Dieses Lachen. Diese Augen. Die blitzweißen Zähne. Und vor allem diese Herzlichkeit und ihre Aura.
Ja, denkt er, genau das. Ihre Aura.
Sie war eine dieser Frauen, die, wenn sie einen Raum betraten, alle Blicke auf sich zogen.
Klar spielte ihre Oberweite dabei eine Rolle. Aber das war nicht das Ausschlaggebende.
Sie schafte mit einem einzigen Augenaufschlag, dass bei ihm die Luft wegblieb.
Wie gesagt, alles passierte eher schleichend. Sie arbeitete in einer anderen Abteilung und sie sahen sich wenig. Bis zu dem Zeitpunkt, als sie in seine Abteilung versetzt wurde. Genau neben seinem Platz.
Am Anfang war alles harmlos. Ein wenig flirten, Spass haben, gemeinsam rauchen. Alles ganz unkompliziert, alles sehr gediegen. Doch er merkte bald, dass sie ihn immer mehr in ihren Bann zog. Er erwischte sich immer öfters, wie er daheim an sie dachte. Wenn er schlaflos nachts in seinem Bett lag, seine Partnerin ruhig schlafend neben sich. Er dachte an ihre Begegnungen, an ihre Bewegungen, an ihr lachen. Und immer mehr merkte er, dass sie sich auch in seine sexuellen Träume Einzug fand. Er hat es als „typisch Mann“ abgetan. Sie sah gut aus, hatte einen herrlichen Vorbau, es gab bestimmt genug Männer die sie begehrten. Aber sie war ja verheiratet. Treu. Mutter. Es blieb fürs erste nur bei Tagträumen.
Bis zu der gewissen Weihnachtsfeier.
Sie fiel ihm natürlich sofort auf. Sie hatte eine weiße Hose an, und einen weissen leicht durchsichtigen Oberteil mit weitem Ausschnitt. Unten drunter einen dunklen BH, was ihre Formen umso mehr zum Vorschein brachte. An dem Abend hatte er eigentlich nur Augen für sie. Doch sie beachtete ihn nicht. So gingen die Stunden dahin. Je später der Abend, desto weniger Mitarbeiter waren da. Bis zum Schluss nur noch eine kleine Gruppe saß. So kamen sie ins Gespräch. Als die Feier zu Ende war, bot er ihr an, sie zu ihrem Auto zu begleiten. Er weiss es noch wie heute: Ihre Schuhe waren alles andere als geeignet für einen Winterspaziergang.
Irgendwie kam es, dass sie noch eine Runde durch den Park drehen wollten. Da sie ständig ausrutschte, hakte sie sich kurzerhand bei im unter. Er traute sich gar nichts. Den ganzen Weg. Bis zu dem Zeitpunkt, als sie wieder am Auto waren.
Er sah sie an.
Er sah in ihre Augen.
Und einem plötzlichen Impuls folgend zog er sie an sich heran und küsste sie.
Und damit begann das Ganze.
Die nächsten Wochen und Monate waren für ihn der Himmel auf Erden, aber auch die Hölle.
Sah er sie einen Tag nicht, war er einfach zu nichts zu gebrauchen.
Kam er aus der Teeküche, roch er ihr Parfüm, obwohl sie 5 Minuten vorher dort war.
Sie konnte mit ihm machen was sie wollte. Er war ihr hörig.
Ein Wink hat ausgereicht, um ihn glücklich zu machen. Er wollte sie um sich haben. Er wollte sie anfassen, spüren, berühren, küssen.
Und sie genoss sichtlich das Spiel. Sie wusste ganz genau was sie machen musste, um ihn eifersüchtig zu machen, oder ihn einfach mit einem einzigen Lächeln an sich zu binden.
Hätte sie mitten in der Nacht angerufen, er wäre zu ihr gefahren.
Es ging ihm das erste Mal im Leben nicht nur um Sex. Es ging ihm um mehr.
Um Zuneigung, um Vertrauen, um Nähe… um Liebe.
Daheim ging es dafür umso mieser.
Nackt, heiss, begierig bot sich seine Freundin ihm an.
Er sah es nicht.
Ihr Körper bebte vor Verlangen, aber er dachte nur an die andere.
Nachts betete er zu Gott, dass die Nacht schnell vorbei geht, damit er sie wieder in die Arme schliessen konnte.
Mit Tränen in den Augen schlief er ein.
Die ersten Gedanken am Tag galten ihr, sein letzter am Abend genauso.
Jede Minute konnte er nur an sie denken.
Sein handeln, seine Gedanken, alles an ihm war nur noch auf sie fixiert.
Er stand 1 Stunde früher auf, nur um sie vor der Arbeit noch eine Stunde irgendwo in der bitteren Kälte noch zu sehen.
Er war ihr Spielzeug und er merkte es nicht.
In seinen Gedanken war alles nur noch verschwommen. Bis auf sie. Denn sie war alles für ihn.
Früher war ein Spieler, ein Flirtmeister. In diesen Monaten war er das frommste Wesen auf Erden.
Er hätte alles in Kauf genommen, nur um ihr nah zu sein.
Und dann kam das aus. Innerhalb von 24 Stunden wand sich das Blatt.
Am Montag kam die SMS: Ich will dich sehen, ich vermisse dich so, komm zu mir!
Am Dienstag früh: Ich will dich nie wiedersehen.

Genauso gut hätte man ihn mit einem Lastwagen überfahren können. Das Gefühl war das gleiche.
Minuten lang stand er da, starrte auf das dunkle Display seines Handys und wusste nichts.
Alles wurde schwarz.
Er versuchte sie anzurufen, doch auch am Telefon kam nur die Antwort: Nein, es ist aus.
Mehr kam nicht.
Aber es kam was anderes. Gewichtsverlust, Nervenzusammenbruch… und ein gebrochenes Herz.
Es sind mittlerweile 2 Jahre vergangen.
Er sitzt im Zimmer, das Glas Wein in der Hand, eine Träne die an seinem Gesicht herunterrollt.
Es tut weh. Auch nach so langer Zeit. Denn das Warum kennt er bis heute nicht.
Es hat über ein Jahr gedauert, bis die Gier, das Verlangen nach Ihr abklang.
Was blieb ist der Schmerz.
Er öffnet sein Herz nicht leicht.
Denn als er es zuliess, nahm sie es, lag es in den Mixer… und drückte auf den Knopf.
Er merkt nur eins. Der Schmerz kommt wieder. Er hat Angst. Angst davor sie wiederzusehen.
Denn es vergeht kein Tag, und das seit über 2,5 Jahren, an dem er nicht an sie denkt.
Er ist ihr dankbar und gleichzeitig hasst er sie.
Er ist ihr dankbar, weil sie ihm gezeigt hat, was es heisst wirklich aus tiefstem Herzen jemanden zu lieben. Dass sie ihm die Augen für die Probleme anderer aufgemacht hat. Er versteht es jetzt.
Und er hasst sie, weil sie ihm so weh getan hat. Die Liebe geht. Der Schmerz bleibt.
 
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