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AW: Hannah Arendt



Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor. Nicht der Begriff 'Begriff' ist eine Metapher, sondern viele Begriffe, mit denen wir es in der Philosophie zu tun haben, sind eigentlich Metaphern. Hannah Arendt führt das in "Vom Leben des Geistes. T. 1: Das Denken" aus. Darin gibt es zwei Kapitel, "Sprache und Metapher" und "Die Metapher und das Unsagbare", in denen sie einige Beispiele für philosophische Begriffe aus dem Griechischen anführt, die eigentlich Metaphern sind: 'Seele', 'Idee', 'Kategorie', 'energeia', 'Substanz' und 'Akzidenz', 'nous' ... Es ließen sich bestimmt noch andere finden.




Arendt zeichnet hier eine eigentümliche Denkfigur nach. Dazu muss man wissen, dass sie zwei Arten von Denken unterscheidet. Einmal gibt es das Denken, das sich in den Dienst der Erkenntnis stellt - das (im weitesten Sinne) wissenschaftliche Denken könnte man das vielleicht nennen. Dieses Denken bezieht sich letztlich auf die Gegenstände dieser Welt, also auf 'Sichtbares' (als Beispiel für das unseren Sinnen Zugängliche, wozu natürlich auch Hörbares etc. gehört). Auch die Begriffe, mit denen es arbeitet, bezeichnen Sichtbares etc. ("schöpft aus dem Sichtbaren ...").


Zum anderen gibt es das Denken, das nicht Mittel zum Zweck ist, sondern Selbstzweck. Der Inhalt oder das Ziel dieses Denkens ist nicht Erkenntnis, sondern Sinn. Und 'Sinn' ist etwas Unsichtbares. Er bezieht sich aber auf Sichtbares, auf die Welt der Erscheinungen, auf die Welt, in der wir leben. Deshalb "kehrt die Sprache des Geistes mit Hilfe der Metapher zur Welt des Sichtbaren zurück, um weiter zu verdeutlichen, was man nicht sehen, aber sagen kann." (Arendt S. 113; Hervorhebung von mir) ("... um das Unsichtbare zu bezeichnen.")


Mit dem 'Unsichtbaren' ist also keineswegs 'nichts' gemeint, sondern das, was sich zwar nicht mit den Sinnen erfassen, aber denken lässt - Sinnfragen zum Beispiel.


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