Schon möglich, aber bislang habe ich keinen Anlass gesehen, den Materialismus in Zweifel zu ziehen.
Der Spiritualismus behauptet viel, erklärt aber nichts und bleibt uns die Beweise für seine Behauptungen schuldig. Im Jahr 1964 setzte der Bühnenmagier und Skeptiker James Randi einen Preis von zunächst 1.000$ aus, für einen unter objektiven Bedingungen erbrachten Beweis paranormaler Fähigkeiten. Über die Jahre stieg der Preis erst auf 10.000$, am Ende bis auf 1 Million $. Der Preis wurde nie abgeholt, es hat nicht einmal jemand versucht ... Der Stiftungsrat beschloss schließlich 2015, mit dem Kapital der Stiftung stattdessen Projekte finanziell zu unterstützen, die kritisches Denken und eine an Tatsachen orientierte Weltsicht fördern.
Warum hat den Preis keiner abgeholt? Ganz einfach: Weil es niemanden gibt, der über paranormale Fähigkeiten verfügt.
Oder waren die Spiritualisten nur einfach ... zu bescheiden, weltlichen Dingen entrückt, gar asketisch?
Eher nicht. Vor einiger Zeit las ich ein Sachbuch mit dem Titel "Gurus". Der Autor hat darin die Kurzbiografien von knapp zwei Dutzend Gurus zusammengefasst - der "bedeutendsten" des späten 19. und 20. Jh. Die Biografien sind im Großen und Ganzen alle dieselben und lassen sich auf wenige Zeilen zusammenfassen:
Sie vertraten oberflächliche Lehren, die aus den Versatzstücken ihrer Vorgänger zusammengeschustert waren. Von ihren Schäfchen verlangten sie Askese und Enthaltsamkeit, zogen ihnen Geld und Erbe aus der Tasche und lebten aber selbst in Wollust und Saus und Braus. Berechtigte Kritik oder auch nur Ungehorsam gegenüber dem "Meister" wurde mit Repressalien, oft genug auch Gewalt und Kriminalität beantwortet. Und wenn man dann Polizei und Justiz an den Hacken hat, dann setzt sich der "Meister" einfach ins Ausland ab und lässt seine Schäfchen im Stich. Es waren Kriminelle, nichts weiter, und zwar im Grunde der übelsten Sorte.
Der Spritualismus stellt Theorien auf, die sich weder beweisen noch widerlegen lassen. Eine Theorie, für die das nicht möglich ist, die ist keine ("not even wrong", nicht einmal falsch, sagte in diesem Zusammenhang einmal der Nobelpreisträger für Physik, Wolfgang Pauli). Der Spiritualismus versucht es auch gar nicht erst, bereits die von im verwendeten Kategorien sind so beliebig interpretierbar, dass sie ohne Aussagekraft sind. Er unternimmt auch gar nicht erst den Versuch einer Definition der von ihm verwendeten Kategorien, sondern setzt deren Bedeutung als gegeben voraus.
Den Vorwurf der Beliebigkeit kann man der Philosophie vllt. auch vorhalten. Im Unterschied zum Spiritualismus hat aber die Philosophie seit ihren Anfängen im antiken Griechenland ein stabiles, theoretisches Gebäude aufgebaut: Aussagenlogik, zulässige und unzulässige Beweisführung bis hin zur Kantschen Kategorienlehre und darüber hinaus.
Im Vergleich dazu bietet der Spiritualismus die Qualität von Märchen: Die kann man glauben oder nicht, vielleicht hat auch das eine oder andere einen "wahren Kern" - und bedeuten für jeden etwas anderes.
Und wer entscheidet das?
Karmisches Denken ist nicht nur simpler Unfug, es ist geradezu ein Verbrechen an der Menschlichkeit. Es ist der erste Schritt zu Sippenhaft und Kastendenken und wendet man es auf ganze Gesellschaften an, dann ist der beste Weg zu Unfreiheit, zementierten Verhältnissen und Repression.
Psychische Krankheiten nehmen in den westlichen Gesellschaften zu, das stelle ich nicht in Abrede. Dafür mag es verschiedene mögliche Ursachen geben, ich halte das aber für ein Reichenproblem. Wer in einem Entwicklungsland täglich allein nur um sein materielles Überleben kämpfen muss, der kann sich den Luxus einer Depression nicht leisten. Und wer schon in jungen Jahren an der Malaria oder der Tuberkulose verstirbt, der wird nicht alt genug für seine Midlife-Crisis.
Manche psychische Krankheiten kommen trotzdem in manchen Gesellschaften weit häufiger vor, die ärmer und/oder religiöser sind. In Marokko z.B. soll die Bipolare Störung 4x so häufig vorkommen wie in westlichen Gesellschaften. Das Risiko für ein beliebiges Ehepaar, ein behindertes Kind zur Welt zu bringen ist doppelt so hoch, so auch in Saudi-Arabien. Sie verdanken es ihrer viele Jahrhunderte langen und auch weit verbreiteten Tradition von Verwandten-Ehen, Cousin-Cousine.