Ich habe irgendwann aufgehört, gewisse Aufgaben "nach Gefühl" zu beurteilen und zu entscheiden. Und zwar deshalb, weil die Ergebnisse, die ich dabei erzielt habe, zu wenig verlässlich oder vorhersagbar waren. Stattdessen habe ich versucht, die Prozesse rational zu analysieren. Am Ende kamen mehr und bessere Ergebnisse dabei heraus, und je länger ich diesem Weg folgte, um so mehr verbesserten sich die Ergebnisse und um so mehr kam dabei heraus.
Das bringt einem mit der Zeit den Ruf ein, eine Art "Autist" zu sein, selbst Menschen, die mich gut kennen sollten, vertreten solche Meinungen. Sie meinen "Autist" in dem Sinne, ich könne die Emotionen anderer Menschen nicht erkennen und reagiere daher nicht angemessen auf diese.
Tatsächlich ist es mehr so, dass ich die emotionalen Reaktionen von Menschen durchaus erkenne und erkennen kann, diese aber ignoriere und sie mir ggf. schlicht gleichgültig sind. Denn ich halte sie für die Problemstellung, die wir gemeinsam zu lösen haben, für schlicht nicht zielführend. Nervenkrisen lösen keine Probleme und haben auch noch nie Probleme gelöst.
Persönlich habe ich auch überhaupt keinen Bock mehr darauf, im Alltag andauernd auf die Befindlichkeiten irgendwelcher Mimosen eingehen zu sollen oder zu müssen. Du und ich haben eine Aufgabe zu bewältigen, dafür kann es meine vorgeschlagenen Lösungen geben, deine oder eine andere, die wir gemeinsam finden werden. Was ich aber nicht brauchen kann, das ist irgendeine Zicke, die gerade ihren Cappuccino nicht verdaut hat oder der mein Rasierwasser nicht gefällt, weil es zufällig dasselbe ist, was ihr Ex-Freund benutzt hat, der sie gerade verlassen hat.
Gefühle, das ist für mich etwas, wenn ich mich mit einer Frau entspanne, mit einem Kumpel Spaß habe oder eine Katze streichle.
Will ich etwas untersuchen, durchdenken, eine Problemlösung finden oder auch nur eine profane Alltags-Arbeitsproblematik lösen, dann sind Gefühle kontraproduktiv und hinderlich. Das ist dann nur eine sinnlose Matsche, die nichts hervorbringt.
Kreativität ist etwas völlig anderes, da können Emotionen wichtig, ja notwendig sein. Allerdings ist Erfolg 1% Inspiration und 99% Transpiration.
Kreativität ist in der Wahrnehmung völlig überschätzt.
Viele Menschen halten, zum Beispiel, meinen Beruf des Koches als einen kreativen Beruf, den eines Künstlers. Das ist er in gewisser Weise auch, aber er ist auch der eines Handwerkers. Letzteres in der Summe sogar viel mehr: Man kann kreative, spontane Ideen haben, aber man muss auch in der Lage sein, diese zu einem konkreten Produkt entwickeln zu können. Das geht nur rational, und es ist die eigentliche, langwierigere und schweisstreibendere Arbeit.